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Aus: Ausgabe vom 17.08.2024, Seite 2 / Ausland
Israel und Palästina

Rechnen mit der Eskalation

Trotz Verhandlungen in Doha wird Ausweitung des Nahostkriegs befürchtet
Von Wiebke Diehl
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Gewaltige Explosion: Israelischer Angriff auf die jemenitische Hafenstadt Hodeida (20.7.2024)

Man erwarte, dass die Koalition unter Führung der USA Israel im Falle eines iranischen Vergeltungsangriffs nicht nur verteidige, sondern auch »wichtige Ziele im Iran« angreife. Das erklärte der israelische Außenminister Israel Katz nach einem Treffen mit seinem britischen und französischen Amtskollegen, die am Freitag zu einer gemeinsamen Reise in den Nahen Osten aufgebrochen waren.

Die Panik vor einem Vergeltungsangriff des Iran, der Hisbollah und der jemenitischen Ansarollah wegen der gezielten Tötungen von Hamas-Chef Ismael Hanija und Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr sowie des israelischen Angriffs auf die jemenitische Stadt Hodeida vom 20. Juli ist in Israel allgegenwärtig. Zudem wird der wirtschaftliche Schaden immer größer. Zu Beginn der Woche hatte die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Landes heruntergestuft, wirtschaftliche Aktivitäten und die Tourismusbranche liegen am Boden. Auch nähmen »Suizidalität, psychotische Situationen« und die Einnahme gefährlicher Substanzen nach Angaben von Gesundheitsbeamten zu.

Weil man hofft, einen Gegenangriff auf Israel doch noch verhindern zu können, hatten Israels Unterstützer den Druck erhöht, bei den von US-Regierungsbeamten als »positiv« bewerteten Verhandlungen in Doha zu einer Waffenruhe im Gazakrieg zu kommen. Allerdings ließ Tel Avivs Vorgehen in der Küstenenklave erhebliche Zweifel an den Erfolgsaussichten aufkommen: Auch am Freitag gab die Armee weitere Evakuierungsaufforderungen an die dortige Bevölkerung in Khan Junis und Deir Al-Balah aus.

Dass eine größere Eskalation verhindert werden kann, ist fraglich: Sowohl Naim Kassem, die Nummer zwei der Hisbollah, als auch Ansarollah-Anführer Abd Al-Malik Al-Huthi hatten am Donnerstag zum wiederholten Mal deutlich gemacht, dass die angekündigten Vergeltungsangriffe unabhängig von den Ergebnissen von Doha durchgeführt würden. Am Freitag dann veröffentlichte die Hisbollah ein vierminütiges Video mit englischen und hebräischen Untertiteln. Darin ist ihr in Fels geschlagenes und beleuchtetes Tunnelsystem zu sehen, durch das mit Motorrädern und Lastwagen Raketen transportiert werden – unterlegt mit der Stimme von Generalsekretär Hasan Nasrallah, der Israel vor einem Krieg gegen Libanon warnt.

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  • Leserbrief von Holger Voss aus 13587 Berlin (17. August 2024 um 16:26 Uhr)
    Einem iranischen Angriff auf Israel ginge ein israelischer Angriff auf Hamas-Politbürovertreter Ismail Haniyya, der im Gegensatz zu Hamas-Vertreter Yahya Sinwar den 07. Oktober 23 nicht zu verantworten hatte, auf iranischem Hoheitsgebiet voraus.

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