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Aus: Ausgabe vom 17.08.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Gewerkschaft

UAW macht Haustürwahlkampf

Führung der größten US-Gewerkschaft mobilisiert für Kamala Harris
Von Alex Favalli
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»Alles steht auf dem Spiel« (Shawn Fain in »Harris for President«-Shirt)

Die United Auto Workers (UAW), mit rund 400.000 Mitgliedern größte Gewerkschaft der USA, hat am Mittwoch ihre Kampagne zum Präsidentschaftswahlkampf vorgestellt. Sie wird mit allen erdenklichen Mitteln die Kandidatur von Kamala Harris und Timothy Walz unterstützen. Rund eine Million aktive und ehemalige Mitglieder sollen mobilisiert werden, besonders in den Swing States Michigan – wo die Gewerkschaft ihren Hauptsitz hat –, Wisconsin, Ohio und Pennsylvania. In ihrer Erklärung vom Mittwoch erinnerte die UWA daran, dass bei der vorigen Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 in Michigan 9,2 Prozent der Stimmen für Joseph Biden von ihren Mitgliedern kamen.

Schwerpunkt der diesjährigen Kampagne soll nun ein Haustürwahlkampf werden. Mitglieder sollen vor allem Wechselwähler aufsuchen. Darüber hinaus soll der Wahlkampf online und am Arbeitsplatz geführt werden. »Die UAW ist bereit aufzustehen, ihre Stimme zu erheben und Präsenz zu zeigen«, heißt es in der Erklärung. »Die UAW wird eine Massenkampagne organisieren, um die Milliardärsklasse an der Wahlurne zu besiegen. Sie wird die Fakten auf den Tisch legen und die Arbeiterklasse vereinigen, wobei die Mitglieder den Weg selbst vorgeben.«

Welche finanziellen Mittel die UAW für die Kampagne bereitstellt, wollte sie nicht verraten. Laut Medienberichten sollen es mehrere Millionen US-Dollar sein. In der vergangenen Woche hatte sich Shawn Fain, der Vorsitzende der Gewerkschaft, mit Harris und Walz im Detroiter Umland getroffen, um über nächste gemeinsame Schritte zu beraten.

Nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts Edison Research haben Haushalte mit mindestens einem Gewerkschaftsmitglied in Michigan bei den vergangenen drei Präsidentschaftswahlen mit größerer Wahrscheinlichkeit für einen Demokraten gestimmt als gewerkschaftsnahe Haushalte landesweit.

Vor der Präsentation der Kampa­gne hatte die UAW am Dienstag eine Beschwerde gegen Donald Trump und Elon Musk bei der Nationalen Arbeitsbeziehungsbehörde eingelegt, wegen eines Versuchs der Bedrohung und Einschüchterung von Beschäftigten. Ein Verstoß gegen das US-Arbeitsrecht. In einem Gespräch auf der Social-Media-Plattform X am Montag abend hatte Trump die Fähigkeit des Tech-Milliardärs gelobt, durch Unterbindung von Streiks Kosten in seinen Unternehmen zu senken. Musk, der für seine gewerkschaftsfeindliche Haltung bekannt ist, kicherte, ging aber nicht auf Trumps Huldigung ein.

»Was wir jetzt gewinnen oder verlieren«, sagt Fain in einem aktuellen Kampagnenvideo, »wird sich auf jede einzelne Vertragsverhandlung und jede neue Organisierungskampagne auswirken und darüber entscheiden, ob wir eine Generation lang vorwärts oder rückwärts gehen. Alles steht auf dem Spiel.« Im vergangenen Herbst seien die Automobilarbeiter aufgestanden und hätten »die gesamte Arbeiterklasse geeint; das ist die Erfolgsformel«. Der Traum von Typen wie Donald Trump sei es, die Arbeiterklasse zu spalten, erklärt der Gewerkschaftsboss in dem Video. »Sie spalten uns nach Ethnien. Sie spalten uns nach Geschlecht, danach, wen wir lieben oder wo wir geboren wurden. Das ist das Spiel der Wohlhabenden: spalten und erobern.«

Ob die Demokraten unter einer möglichen Präsidentschaft von Kamala Harris tatsächlich die Bedingungen für die Arbeiterklasse im Rahmen des US-Kapitalismus verbessern werden, ist fraglich. Dies ist wohl auch den meisten UAW-Mitgliedern bewusst. Das Zweiparteiensystem lässt ihnen kaum eine andere Wahl, als das Schlimmste nach Möglichkeit zu verhindern. Die Führung der größten Gewerkschaft des Landes hat sich jedenfalls eindeutig entschieden.

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