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Aus: Ausgabe vom 17.08.2024, Seite 5 / Inland
Stahlindustrie in der Krise

Belegschaft gegen Zentrale

Gesamtbetriebsrat kritisiert Thyssen-Krupp-Chef
Von David Maiwald
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Verkehrsschild für einen Arbeiterfeind aus der stählernen Branche (Essen, 23.5.2024)

Für die Stahlkocher im Duisburger Werk von Thyssen-Krupp geht es um die Zukunft. Durch die unsichere Lage spiele die Konzerntochter Thyssen-Krupp Steel mit »Zehntausenden Arbeitsplätzen in der ganzen Region und einer sicheren Perspektive für über 27.000 Familien«, warnte Thyssen-Krupp-Gesamtbetriebsrat Tekin Nassikol in einer an Konzernchef Miguel Lopéz gerichteten Mitteilung am Freitag. Lopéz müsse sofort aufhören, »den Stahlvorstand öffentlich zu beschädigen und weiter Druck auszuüben«, warnt Nasikkol darin eindringlich.

Erst am Mittwoch hatte Thyssen-Krupp einen »nahezu halbierten« operativen Gewinn seiner Stahlsparte vermeldet. Die »geringere Dynamik in wichtigen Kundenindustrien wie der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Bauwirtschaft« hätten den Konzern belastet, hieß es. Zuletzt meldete das Management um Stahlchef Osburg einen finanziellen Mehrbedarf von 1,3 Milliarden Euro beim Gesamtkonzern. Eine Sitzung des Aufsichtsrats traf Ende der ersten Augustwoche keine Einigung dazu. Lopéz hatte zuletzt einen tragfähigen Geschäftsplan von Osburg gefordert.

Die Essener Konzernzentrale wolle den Stahl »so billig wie möglich loswerden«, kritisierte Nasikkol. Konzernchef Lopéz führe einen persönlich anmutenden Konflikt mit Stahlchef Bernhard Osburg, der die »Stimmung gegenüber Essen« aufheize und die Belegschaft täglich stärker verunsichere, so der Betriebsratschef. Die von der Konzernleitung angewandte »Methode Brechstange« sei dabei »falsch und gefährlich«.

Die Abspaltung der Stahlsparte und eine erhöhte Beteiligung der EP Corporate Group des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský steht weiter im Raum. Die Ende Juli abgeschlossene 20prozentige Beteiligung der EPCG soll nach Plänen des Vorstands um weitere 30 Prozent erhöht werden. Der Betriebsrat hatte sich gegen den Einstieg ausgesprochen.

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