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Aus: Ausgabe vom 20.08.2024, Seite 1 / Ausland
Krieg

Tödlichstes Jahr für humanitäre Helfer

UN-Bericht dokumentiert 137prozentige Zunahme für 2023. Höchste Zahl im Gazakrieg
Von Ina Sembdner
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Im »besten« Fall werden »nur« Hilfsgüter zerstört: UNRWA-Warenhaus in Rafah nach einem israelischen Luftangriff (13.3.2024)

Die Nachricht zum Welttag der humanitären Hilfe ist dramatisch: Im vergangenen Jahr ist einem UN-Bericht zufolge eine Rekordzahl von 280 Beschäftigten von Hilfsorganisationen in 33 Ländern getötet worden. 2023 sei das »tödlichste Jahr« für die weltweite humanitäre Gemeinschaft, hieß es am Montag in einer vom UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) veröffentlichten Erklärung. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg um 137 Prozent, und in diesem Jahr könnte die Zahl der weltweit getöteten humanitären Helfer noch höher liegen – bis zum 9. August kamen demnach bereits 176 Beschäftigte von Hilfsorganisationen gewaltsam zu Tode. OCHA bezieht sich bei der Statistik auf die Sicherheitsdatenbank für humanitäre Helfer (AWSD), die diese Zahlen seit 1997 erhebt.

Die Vereinten Nationen verurteilten dieses »inakzeptable« Ausmaß und die »Normalisierung der Gewalt«. Die kommissarische OCHA-Leiterin Joyce Msuya kritisierte die »fehlende Rechenschaftspflicht«. Das sei »unverzeihlich und äußerst schädlich für Hilfsmaßnahmen überall«. Vor allem der israelische Feldzug gegen den Gazastreifen treibt die Zahlen in die Höhe, so wurden allein in den ersten drei Monaten des Krieges 163 Hilfskräfte getötet. Immer wieder werden unter Verweis auf die mutmaßliche Infiltration durch »Hamas-Terroristen« UN-Einrichtungen oder auch humanitäre Fahrzeugkonvois von Israel ins Visier genommen.

Aber auch an anderen Kriegsschauplätzen werden Hilfskräfte attackiert: Im Sudan und im Südsudan wurden im vergangenen Jahr 25 beziehungsweise 34 Helfer getötet. Auch in Israel, Syrien, Äthiopien, der Ukraine, Somalia, Myanmar und der Demokratischen Republik Kongo starben mehrere Helfer einen gewaltsamen Tod. Zumeist waren die Opfer lokale Hilfskräfte. Mehrere humanitäre Organisationen wollen nun einen Brief an die UN-Mitgliedstaaten senden, in dem sie die »internationale Gemeinschaft« aufrufen, »Angriffe auf Zivilisten zu beenden, alle humanitären Helfer zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen«.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (19. August 2024 um 19:44 Uhr)
    Es ist schon zuviel des Unheils, wenn humanitäre Helfer in Lebensgefahr schweben und immer mehr von ihnen ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen müssen. Sie sind dann tot. Das muss man nicht steigern. Und auch tödlich ist schlimm genug. Da braucht es das Tödlichere nicht mehr und das Tödlichste erst recht nicht, um den Wahnsinn zu verdeutlichen.

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