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Aus: Ausgabe vom 20.08.2024, Seite 8 / Ansichten

Sendbote des Tages: Bundeswehr

Von Felix Bartels
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Nichts geht mehr ohne PR. Nicht mal Kriegsbemühung. Oder vielmehr gerade die? Was war der vaterländische Jubel am Vorabend des Ersten Weltkriegs anderes als die Verniedlichung des Kommenden ohne die Gimmicks der durchmedialisierten Zeit? Heute ist man versierter. Die Bundeswehr – eine Armee zum Liebhaben. Es sind die kleinen Dinge, die sich im Hirn festsetzen. Der Glamour, der Tand, die menschelnden Anekdoten.

Während die Bundeswehr auf litauischem Boden mittels Panzerbrigade einen Vorposten einrichtet, soll eine Zeremonie die symbolische Kraft dazu entfalten. Symbolisch wie die Stationierung selbst, denn Litauen ist Mitglied der NATO, im Fall eines Angriffs träte der Bündnisfall ein, was für Russland eine Hürde wäre, die das der gesammelten NATO-Macht weidlich unterlegene Land beim Äußersten nicht packen könnte. Der symbolische Akt besteht nun darin, eine Zeitkapsel zu vergraben. Man kennt das von Highschools nordamerikanischer Vorstädte. Beschaulich, pubertär, harmlos. Wie die Bundeswehr halt.

In Deutschland gibt es auch manchmal Zeitkapseln. Mitunter muss, wenn in Berlin einer ein Loch buddelt, um ein weiteres Bürohaus hochzuziehen, ein ganzer Stadtteil gesperrt werden, bis die Jungs vom Bombenentschärfungskommando die Sache geregelt haben. Ein Gruß aus der Vergangenheit. Doch was tut man in Litauen in die Zeitkapsel? Vorzüglich doch etwas, das die Leute nicht mehr kennen, wenn die Kapsel wieder ausgebuddelt wird. Keinen Stick folglich mit Beatles-Songs, vielleicht das Gesamtwerk von Taylor Swift? Oder Filme von Til Schweiger? Einen dieser Brotbackautomaten, die Ende der Neunziger jeder hatte, die kennt jetzt schon keiner mehr. Oder wie wäre es mit einer Ausgabe von Lettow-Vorbeck, dem Traditionserlass der Bundeswehr nach ist der Mann ja durchaus nicht auszuschließen vom Erbe der Friedenstruppe.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (19. August 2024 um 22:10 Uhr)
    Wer hat das Bild so grauenhaft gemorpht? Weder Frau Faesbock noch Herr Pistolius sind erkennbar.

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