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Aus: Ausgabe vom 20.08.2024, Seite 8 / Abgeschrieben

Petition zum Erhalt des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions als Denkmal der Ostmoderne

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Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion in Berlin-Prenzlauer Berg

Der Architekt und Dozent Friedrich Tuczek hat eine unter anderem von der Schriftstellerin Jenny Erpenbeck, der Präsidentin der Architektenkammer Berlin Theresa Keilhacker, der Vorsitzenden des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten Julia Dahlhaus und dem ehemaligen Kultursenator Thomas Flierl unterstützte Petition zum Erhalt des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions in Berlin gestartet:

Das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion in Berlin soll abgerissen werden. Damit würde ein einzigartiges Denkmal der Ostmoderne zerstört.

Außerdem würde der Neubau enorme Ressourcen verschlingen und mindestens 170 Bäume müssten gefällt werden. Eine Katastrophe aus Umwelt- und Klimaschutzperspektive. Und: Es ist nicht einmal sichergestellt, ob das Geld für den Neubau reichen wird.

Wir fordern den Berliner Senat darum auf, die Abrisspläne sofort zu stoppen und statt dessen eine Sanierung des Stadions durchzuführen. Für mehr Nachhaltigkeit und den Erhalt dieses historischen Ortes! (…)

Das Stadion ist ein wichtiges, denkmalwürdiges Zeugnis der Ostmoderne: 1951 von dem Bauhaus-Absolventen Rudolf Ortner für die III. Weltjugendfestspiele mit Hilfe von Trümmerschutt in den Park hineinmodelliert, wurde das Stadion 1987, zur 750-Jahr-Feier Berlins mit einer Tribüne nach Entwurf der tschechischen Architekten Fišarová/Ondrej ergänzt. Die Anlage repräsentiert also mit ihren beiden Bestandteilen, den Rängen wie der Tribüne, in baulicher Gestalt Anfang und Ende der DDR.

Mit ihrem dynamisch ausgeformten roten Dach, dem schwebenden Quader des Baukörpers und der Vorhangfassade mit ihren leuchtend rot beschichteten Gläsern verkörpert die Tribüne – obwohl zu einer Zeit entstanden, in der die DDR die Postmoderne für sich entdeckte – viele Qualitäten der internationalen Nachkriegsarchitektur, die heute deutlich höher geschätzt werden, als dies zur Entstehungszeit 1987 vielleicht der Fall war. Sie steht für eine Spielart der DDR-Architektur jenseits von Beton und Vorfertigung, für die es in Berlin nur noch wenige Zeugnisse gibt. Ein Abriss des Jahn-Stadions würde die Vernichtung eines authentischen Denkmals bedeuten. (…)

Das Jahn-Stadion kann saniert werden, um die Ziele zu erreichen, die mit dem Neubau angestrebt werden: Der Neubau soll dieselbe Anzahl von Sitzplätzen (20.000) bieten, wie sie das bestehende Stadion bot und auch wieder bieten kann, wenn im Rahmen einer Sanierung die Fluchtwege wieder für die volle Kapazität sichergestellt werden. (…) Die jüngst mitgeteilten Kostensteigerungen um 70 Prozent deuten auf eine äußerst schwierige Entwicklung für den Fall hin, dass an dem Vorhaben festgehalten wird: Die nicht ausreichend fundierten und deshalb nicht überzeugenden Argumente für Abriss und Neubau führen jetzt schon dazu, dass große Teile der Anwohnerschaft und der Stadtgesellschaft das Projekt mit großer Skepsis betrachten und ablehnen.

Dieser mangelnde Rückhalt für das Projekt kann in der Kombination von knapper werdenden Mitteln und steigenden Kosten zu einer gesellschaftlichen Zerreißprobe führen.

Auch deshalb unser dringender Appell: Stoppen Sie jetzt den geplanten Abriss des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions und ertüchtigen Sie es aus dem Bestand heraus!

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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