Nachschlag: Virulenter Antiziganismus
In Ederwald leben seit 200 Jahren Sinti, gehören – und gehören doch nicht – zu den Alteingesessenen. Mit dem Siegeszug der Nazis nehmen Ressentiments und Repression zu. 1939 wird die Synagoge verwüstet, die jüdische Bevölkerung ins Exil getrieben oder ins KZ deportiert. Die Sinti sind entrechtet, fühlen sich aber noch einigermaßen sicher, leisten sogar Kriegsdienst. 1943 beginnt ihre Deportation: 139 Menschen, darunter 60 Kinder. Nur elf kehren 1945 zurück. Überlebende und Hinterbliebene erstatten 1946 Anzeige gegen die lokalen Behörden. Die Prozessakten zeigen Verharmlosung, Lügen und virulenten Antiziganismus der Täter und ihrer Unterstützer. Vier Personen werden verurteilt, kommen aber mit lächerlich geringen Strafen davon. Die Sinti kämpfen um einen Umgang mit der Erinnerung und für die Anerkennung ihres Leids. Im Ort gibt es keine Reue, keine Entschädigung, kein »Nie wieder«. Erst 2002 wird ein Gedenkstein eingeweiht – ohne Namen, da die Betroffenen erneute Stigmatisierung befürchten. (af)
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