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Aus: Ausgabe vom 22.08.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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»Keinerlei Verdienste erworben«

Zu jW vom 2.8.: »Wegbereiter der Diktatur«

Ein großartiger Artikel, der unserem Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis weitere Argumente liefert für die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft des ehemaligen Reichspräsidenten in Ettlingen.

Seit zwei Jahren kämpfen wir für unser Anliegen und versuchen durch Briefe an Oberbürgermeister und Stadträte, durch Veröffentlichungen in der örtlichen Presse, die eine Masse von uns unterstützenden Leserbriefen nach sich zogen, und durch eine Aktion vor dem Rathaus die Entscheider zu überzeugen, dass Hindenburg von einem faschistischen Gemeinderat seine Auszeichnung erhalten hatte und er sich um unsere Stadt keinerlei Verdienste erworben hat. Dem Steigbügelhalter des Faschismus und Feind jeder Demokratie soll also die Ehrenbürgerwürde aberkannt werden.

Die Reaktion der Entscheider war Aussitzen und schließlich das Hinzufügen einer Erklärung, in der der Gemeinderat darlegte, dass man sich distanziere, aber die Geschichte durch Aberkennung nicht verfälschen wolle. Mit diesem Argument hätte natürlich auch die Ehrenbürgerschaft Hitlers 1945 nicht aberkannt werden müssen.

Zusammen mit dem Verfasser der Themenseite werden wir einen weiteren Anlauf nehmen und mit ihm als Referenten einen Vortrag organisieren, zu dem wir Stadträte und Öffentlichkeit einladen. Wir lassen nicht locker! Sie reden von »Nie wieder ist jetzt!«, aber Hindenburg soll Ehrenbürger bleiben.

Monika Engelhardt-Behringer und Dieter Behringer, Ettlingen

Reue

Zu jW vom 16.8.: »Trauzeuge des Tages: Wolf Biermann«

Ich schließe mich dem Artikel zu Biermann inhaltlich voll an. Das einzige, was mich nach einem langen Leben politisch reut, ist, dass ich mich 1976 in Westberlin dem Protest gegen die Ausbürgerung Biermanns angeschlossen habe. Die DDR hatte recht, ihn rauszuschmeißen. Er war einst durchaus ein passabler Liedermacher. Kaum war er in der BRD, saß er auf dem Schoß der CSU und sang sein Schmähliedlein gegen die DDR.

Oma Meume würde sich im Grab umdrehen, sähe sie das. Und noch eines: Ohne die DDR wäre Biermann ein Nichts. Kein Hahn würde nach ihm krähen. Hätte er noch einen Funken Anstand im Leib, müsste er Honecker und den anderen Genossen unendlich dankbar sein dafür, dass sie ihm diese Chance der antikommunistischen Profilierung gegeben haben.

Heinz Deininger, Löwenstein

Gut, besser …

Zu jW vom 16.8.: »Herumdoktern am System«

Nach dem »Gute-Kita-Gesetz« und so mancherlei des »Guten« mehr, nun also das »Gute-Herz-Gesetz«. Dann kann das »Schöner-Sterben-Gesetz« ja nicht mehr allzu fern sein. Denn »kein schöner Land in dieser Zeit« als unser »Sozialstaat« weit und breit, in dem die Politiker stets ein »Herz« für die Bürger haben (besonders vor anstehenden Wahlen), die ihrerseits wiederum schön blöd genug sind, das alles über sich ergehen zu lassen, statt der Politik unmissverständlich klarzumachen, nun sei es des »Guten« aber endlich mal genug. Alles wird »gut«, doch wann wird’s mal besser?

Reinhard Hopp, Berlin

Glaubwürdigkeit

Zu jW vom 19.8.: »Späte Selbstkritik«

Von einer Kurskorrektur lese ich da nichts. Der gesamte Bundesvorstand von Die Linke müsste komplett zurücktreten, wenn man es denn ernst meinen würde. Man würde auch nicht immer noch so dreist sein, von der »Erneuerung« (zur Grünen Kriegspartei 2.0) zu reden, die ja immer noch nötig sei, nur nicht schnell genug geht? Und man hätte sich früher von Sahra Wagenknecht und Co. trennen müssen? Wirklich? Die hat jetzt mit BSW eine Partei, die bei fast zehn Prozent liegt. Die zeigt, was man erreicht, wenn man eine klare, glaubwürdige Position für Frieden und Diplomatie hat.

Hat Die Linke ja leider aufgegeben. Die Glaubwürdigkeit ist mittlerweile so beschädigt, die Partei im Führungsapparat so voll mit Reformern und Bewegungslinken, dass jede Rettung zu spät kommt. Aber wer braucht diese Partei auch noch? Die wichtigsten Fragen nach Umverteilung, sozialer Gerechtigkeit und Frieden deckt BSW viel glaubwürdiger ab. Die Linke hat sich mit dem Fokus auf Identitätspolitik und dem Verrat an der Friedenspolitik ins Abseits manövriert und wird daran zugrunde gehen.

Kai Merkel, Wuppertal

Klimakiller: Krieg

Zu jW vom 16.8.: »Kritik an Flughafenprotest«

Bei allem Verständnis für die Probleme mit dem Klimawandel: Der größte Schaden entsteht durch Militär und Rüstung, also durch Krieg und die dazugehörenden Manöver. Oder auch durch die ach so »grüne« Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung Berlin (ILA) hier in Schönefeld mit über 90 Prozent Militärbeteiligung. Doch leider sind die Klimaaktivisten der »Letzten Generation« an keinem der Bundeswehr-Fliegerhorste, vor keiner Kaserne, vor keiner Rüstungsschmiede à la Rheinmetall, KMW oder wo auch immer zu sehen und zu hören.

Wo war der Protest dieser Aktivisten bei der ILA? Nix war oder ist da. Warum diese Einseitigkeit, liebe Freunde? Ich verstehe eure Absicht. Aber ich verstehe nicht eure Beschränkung auf den zivilen Teil. Wer steuert euch da? Vielleicht solltet ihr das einmal überdenken, dann könnte bei entsprechenden Aktionen die Akzeptanz doch deutlich steigen, zumindest bei vielen, die die Rüstungsausgaben und den Krieg ablehnen.

Andreas Eichner, Schönefeld

Die DDR hatte recht, Biermann rauszuschmeißen. Er war einst durchaus ein passabler Liedermacher. Kaum war er in der BRD, saß er auf dem Schoß der CSU und sang sein Schmähliedlein gegen die DDR.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!