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Aus: Ausgabe vom 22.08.2024, Seite 16 / Sport
Tennis

Clostebol ist Clostebol

Der Fall Sinner
Von Peer Schmitt
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Jannik Sinner in Siegerpose nach dem Finale des ATP Masters 1000 in Cincinnati

Kurz vor Beginn der US Open am Montag sorgen die Nachrichten von zwei positiven Dopingtests und dem schnellen Freispruch des 23jährigen Weltranglistenersten Jannik Sinner für Aufruhr im Tenniszirkus. Das Team des italienischen Australian-Open-Siegers beteuert allerdings mit Nachdruck dessen Unschuld. Die Experten haben ihre Zweifel.

»Er würde nie etwas absichtlich tun. Er war in einer unglücklichen Situation«, sagte Sinners australischer Coach Darren Cahill, auch der frühere Trainer der noch bis März dieses Jahres dopinggesperrten ehemaligen Weltranglistenersten Simona Halep, einen Tag nach der aufsehenerregenden Enthüllung in einem Interview mit dem TV-Sender ESPN. Für den Dopingexperten Fritz Sörgel hingegen hat Sinners Erklärung einer unverschuldeten Kontamination einen seltsamen Beigeschmack. »Auf jeden Fall, das stinkt zum Himmel«, sagte Sörgel bei Sport 1: »Diese Methode der Ausrede, dass es über die Haut aufgenommen wird, wird in letzter Zeit verstärkt verwendet. Und das ist nun ein weiterer Fall.«

Für den Pharmakologen Sörgel ist es ein eindeutiger Befund: »Clostebol ist Clostebol, und Clostebol führt automatisch zu einer zwei- bis vierjährigen Sperre. Die Reihenfolge nach einem positiven Test, der angezweifelt wird, ist der Gang zur Nationalen Anti-Doping Agentur, zur WADA, zum CAS. Wieso kann Sinner dann von einem Gericht freigesprochen werden?«

Sinner war im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet worden, wie die International Tennis Integrity Agency erst am Dienstag mitgeteilt hatte. Gesperrt wird Sinner nicht, denn ein unabhängiges Tribunal der privatwirtschaftlichen Schlichtungsstelle Sports Resolutions habe festgestellt, dass der 23jährige durch einen Physiotherapeuten mit dem anabolen Steroid in Berührung gebracht worden war. Dieser habe an seinem Finger eine Wunde behandelt und dann offenbar bei einer Behandlung die Substanz übertragen.

Sinners Management legte erfolgreich Beschwerde gegen kurzfristige Sperren ein und erklärte die Angelegenheit direkt mit dem Bekanntwerden für beendet. Sinner verlor lediglich sein Preisgeld sowie die 400 Weltranglistenpunkte für sein Erreichen des Halbfinals beim ATP Masters 1000 in Indian Wells im März.

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