75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 19. September 2024, Nr. 219
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 23.08.2024, Seite 1 / Kapital & Arbeit
Subventionspolitik

Steuermittel für Dax-Konzerne

Finanzhilfen des Bundes pampern BRD-Großkapital. BSW fordert Gegenleistungen
Von Oliver Rast
Wertpapierboerse_in_82920516.jpg
Steile Kurve, satte Kurssprünge: Die Elite börsennotierter Unternehmen kassiert Subventionen (Frankfurt am Main, 21.2.2024)

Die Masche funktioniert: Milliardengewinne einstreichen und Subventionen kassieren. Die Bosse der 40 Dax-Konzerne kennen da nichts. Wie hoch die großzügigen Steuermittel an jene sind, wollte Christian Leye wissen – und befragte dazu jüngst das Bundesfinanzministerium von Christian Lindner (FDP). Die Antworten an den Duisburger Bundestagsabgeordnete vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) liegen jW exklusiv vor.

Demnach lagen die Finanzhilfen des Bundes und die Steuervergünstigungen im vergangenen Jahr bei knapp 358 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2018 waren es etwa die Hälfte mit rund 182 Millionen Euro. Was auffällt, die Summen liegen erheblich unter jenen einer kürzlich veröffentlichten Studie eines Kölner Vermögenverwalters. Der ermittelte, dass allein 2023 etwa 10,7 Milliarden Euro an die größten deutschen Börsenunternehmen geflossen seien.

Von möglichen Taschenspielertricks abgesehen: Auf dem Frankfurter Parkett finden im Monatstakt Rekordrallyes statt, und das Bundeskabinett »pampert und pudert Konzerne mit Steuermitteln derer, die für ihr Geld arbeiten müssen«, ärgerte sich Leye am Donnerstag gegenüber jW. Völlig inakzeptabel, zumal Dividenden in Milliardenhöhe an Aktionäre ausgeschüttet werden.

Hinzu kommt: Die Elite börsennotierter Firmen erhält das Geld aus dem Steuersäckel ohne Gegenleistung. Leye: »Wenn Geld an Konzerne geht, dann müsste man je nach Fall über geeignete Staatsbeteiligungen oder mindestens über Bedingungen wie Beschäftigungs- und Standortgarantien sprechen.« Das sei viel zu selten der Fall.

Die ministeriellen Finanzjongleure sehen im staatlichen Konzernsponsoring offenbar kein Problem: »Aus Haushaltssicht sind alle Ausgaben regelmäßig daraufhin zu überprüfen, ob und inwieweit diese noch erforderlich sind«. Das gelte auch für Ausgaben mit Subventionscharakter. Und überhaupt, was an Steuergeldern verausgabt wird, werde »im Ergebnis im Rahmen der Haushaltsgesetzgebung des Deutschen Bundestags entschieden«. Na denn. Oder wie Leye betont: »Die selbsternannte Fortschrittskoalition macht Politik für das Großkapital.«

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Mehr aus: Kapital & Arbeit