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Aus: Ausgabe vom 23.08.2024, Seite 7 / Ausland
Krieg gegen Gaza

Israel steigert Angriffe

Gazastreifen: Panzer rücken im Zentrum und Süden vor. Vertriebene werden erneut vertrieben
Von Ina Sembdner
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Das durch einen israelischen Luftangriff zerstörte Haus in Beit Lahia am Donnerstag

Die Eskalation kam nur wenige Stunden nach einem Telefonat von US-Präsident Joseph Biden und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vom Mittwoch. Die palästinensische Gesundheitsbehörde in Gaza teilte am Donnerstag mit, dass mindestens 27 Menschen bei israelischen Angriffen getötet wurden. So starben allein in Beit Lahia im Norden der Enklave elf Personen, darunter Kinder und Frauen, bei einem Raketenangriff auf ein Wohnhaus – einige von ihnen wurden nach Angaben von Reuters dabei verbrannt. Bei einer weiteren Attacke auf ein Haus im Lager Al-Maghasi im Zentrum des Gazastreifens wurden nach Angaben von Medizinern sechs Menschen getötet, darunter ein einheimischer Journalist.

Damit befanden sich bis Donnerstag nach vorläufigen Untersuchungen des Committee to Protect Journalists (CPJ) mindestens 115 Journalisten und Medienmitarbeiter unter den mehr als 41.000 Toten Palästinensern seit Beginn des Krieges. Dies mache diesen Zeitraum zum tödlichsten für Journalisten seit Beginn der Datenerfassung durch das CPJ im Jahr 1992, wie das Komitee schreibt.

Israels Militär erklärte, seine Streitkräfte hätten ihre Operationen in Deir Al-Balah im Zentrum des Gazastreifens und in Khan Junis im Süden intensiviert und in den letzten 24 Stunden Dutzende von militärischen Einrichtungen zerstört, Raketen geortet und Kämpfer getötet. In der Gegend von Rafah an der südlichen Grenze zu Ägypten wurden nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen 50 Kämpfer getötet. Verteidigungsminister Joaw Gallant sagte bei einem Besuch vor Ort: »Die Rafah-Brigade ist besiegt worden und mehr als 150 Tunnel in dieser Region wurden zerstört.« Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, erklärten wiederum, Kämpfer hätten eine israelische Einheit in Rafah in einen Hinterhalt gelockt und mehrere von ihnen getötet und verwundet.

Auch im Zentrum des Gazastreifens intensiviert das Militär seine Präsenz. In der Stadt Deir Al-Balah, in der nach Angaben des Stadtrats rund eine Million Einwohner und vertriebene Palästinenser leben, rückten Panzer von Osten her weiter vor und blockierten einige Straßen, die Deir Al-Balah mit dem nahegelegenen Khan Junis verbinden. Familien seien aus ihren Unterkünften und Zelten vertrieben worden, berichteten Anwohner Reuters. »Wir sind fünf Familien, 48 Personen, wir rannten zum Strand, einige schliefen auf der Straße, andere schliefen an Land, nur auf dem Sand, ohne Zelte, ohne Decken oder Matratzen, und Sie können sich vorstellen, wie verängstigt die Kinder und Frauen waren«, so ein Vertriebener im Telefongespräch mit der Agentur.

Was die Verhandlungen mit Israel angeht, zeigen sich die Einwohner Gazas zunehmend desillusioniert: »Diese Gespräche sind reine Zeitverschwendung und dienen dazu, Netanjahu die Zeit zu verschaffen, die er braucht, um seine Taten fortzusetzen«, erzählte der 48jährige weiter. »Es gibt keinen Ort, in den die Panzer nicht eingedrungen sind oder den sie nicht bombardiert haben, und es gibt keinen sicheren Ort mehr.«

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