Cringe des Tages: BND
Von Marc BebenrothAuf der größten Messe dieser Art im Bundesgebiet tummeln sich offenbar nicht nur Journalisten, Unternehmensvertreter und Konsumenten. Auch der deutsche Auslandsgeheimdienst hofft, auf der diesjährigen Gamescom in Köln neuen Nachwuchs zu gewinnen. Was die Bundeswehr kann, kann der BND schon lange, wird man sich in der Kahl-Behörde gedacht haben. Doch während die Truppe traditionell mit Kriegsgerät aufwarten kann, um sich – cringe lass nach – an Egoshooter- und Multiplayer-Kriegsspieler anzubiedern, muss der Geheimdienst zu bescheideneren Mitteln greifen.
Beim Gamescom-Stand seien BND-Kollegen vor Ort, die »sehr praxisnah aus dem Arbeitsalltag berichten«, sagte eine Behördensprecherin am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Die Geheimdienstler erkennt man daran, dass sie keine Namensschilder tragen, sondern das BND-Logo. »Unsere Mitarbeitenden sind computer- und technikaffin«, führte die Sprecherin weiter aus. »Sie begeben sich auf Missionen, schlüpfen in Rollen und nehmen verschiedene Identitäten an, um Informationen zu gewinnen – ähnlich wie Charaktere in Videospielen.«
Hier werden also Konsumentinnen und Konsumenten, die sich für die neuesten Produkte einer internationalen Milliardenindustrie interessieren, abgeworben, um dem Staat bei der Durchsetzung seiner imperialen Interessen zu dienen und im Zweifel dafür auch Menschenleben zu opfern. Dem Geheimdienst geht es laut dpa um »Computerexperten, die sich auskennen im World Wide Web und in der Programmierwelt«. Man gibt sich offensichtlich schon mit wenig zufrieden. Aber warum der BND solche Spezialexperten im Messepublikum vermutet, bleibt sein Geheimnis.
Klar ist: Besser die Auftritte der Spielefirmen per Stream verfolgen, dann muss man sich weder vom Militär, von Rüstungskonzernen und erst recht nicht vom BND anquatschen lassen.
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