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Aus: Ausgabe vom 23.08.2024, Seite 10 / Feuilleton
Rote Hilfe

Die Rote Hilfe bittet zum Tanz

Festival zum 100. Geburtstag der Solidaritätsbewegung in Berlin-Kreuzberg
Von Nick Brauns
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Im Herzen von SO36, wo es immer wieder Randale gab, feiert am Wochenende die Rote Hilfe

Kämpfen und feiern, Bier­flaschen und Molotowcocktails, politische Solidarität und Punkrock: Das gehört im alten Berliner Bezirk SO36 traditionell zusammen. So organisierte die Rote Hilfe im Juni 1971 dort in Kreuzberg eine Informationsveranstaltung über zum Abriss freigegebene Häuser am Mariannenplatz. Für musikalische Begleitung sorgte die Agitrocktruppe Ton Steine Scherben. Im Anschluss besetzten Konzertbesucher spontan die leerstehenden Häuser.

Eine Ecke weiter trägt der frühere Heinrichplatz seit zwei Jahren endlich den Namen des Scherben-Sängers Rio Reiser. Nicht nur durch seinen Namenspaten, sondern auch als Schauplatz militanter Auseinandersetzungen mit der Staatsgewalt etwa zum 1. Mai ist der Rio-Reiser-Platz der angemessene Ort, um an diesem Wochenende den 100. Geburtstag der Solidaritätsbewegung Rote Hilfe zu begehen.

100 Jahre organisierte Solidarität mit allen von staatlicher Repression betroffenen linken Aktivistinnen und Aktivisten – über alle politischen Unterschiede zwischen einzelnen Strömungen hinweg: »Dass dieser Gedanke und die gemeinsame Praxis seit so langer Zeit Bestand haben, ist ein Grund zu feiern«, freut sich Anja Sommerfeld vom Bundesvorstand des Rote Hilfe e. V., der sich in die Tradition der 1924 von der KPD gegründeten Roten Hilfe Deutschlands stellt.

Das Rote-Hilfe-Festival beginnt am Freitag abend mit einem Konzert im Veranstaltungszentrum SO36. Am Sonnabend findet dann ein Straßenfest mit Infoständen, Redebeiträgen und musikalischer Begleitung statt. Auch die junge Welt wird dort vertreten sein. Das frühere RAF-Mitglied Karl-Heinz Dellwo, Manuel Matzke von der Gefangenengewerkschaft, die Leiterin des Strafvollzugsarchivs Christine Graebsch und der Psychologe Ulrich Lewe werden um 16 Uhr über das Überleben in deutschen Knästen diskutieren. Im nahen »Aquarium« (Admiralstr. 1-2) wird eine Ausstellung und um 14.30 Uhr der Film »Solidarität verbindet – 100 Jahre Rote Hilfe« gezeigt. Ausklingen werden die Feierlichkeiten mit einem weiteren Konzert und einer Klubnacht bis in den frühen Sonntag morgen im SO36.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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