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Aus: Ausgabe vom 24.08.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Handel zwischen USA und Kanada

Arbeitskampf im Grenzverkehr

Kanadische Bahnbetreiber sperren organisierte Beschäftigte aus
Von Dieter Reinisch
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Am Donnerstag protestierten Bahnbeschäftigte in Kanada landesweit gegen ihre Aussperrung durch die Unternehmen

Die Lieferkette in die USA dürfte kurz unterbrochen worden sein. Die beiden größten Eisenbahngesellschaften Kanadas hatten am Donnerstag knapp 10.000 Gewerkschafter ausgesperrt und damit einen historischen Bahnstopp im Land ausgelöst. Der wirtschaftliche Schaden gehe in die Milliardenhöhe und bringe die nordamerikanischen Lieferketten ins Wanken, hatte Reuters gleichentags berichtet.

Nach monatelangen Verhandlungen hatten die Canadian National Railway (CN) und die Canadian Pacific Kansas City (CPKP) bei der Gewerkschaft Teamsters Canada organisierte Beschäftigte kurzerhand ausgesperrt. Die beiden Frachtunternehmen kamen damit einem geplanten 72stündige Streik zuvor. Am frühen Freitag morgen (Ortszeit) hatte die Gewerkschaft ihre Mitglieder bei der CN schon wieder zur Arbeit gerufen, berichtete Reuters. Dem seien Bemühungen der kanadischen Regierung vorausgegangen.

»Wir sind dran«, hatte die britische BBC den kanadischen Premierminister Justin Trudeau Stunden nach Beginn der Aussperrung zitiert. »Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter«, sagte er Reportern in Sherbrooke, in der französischsprachigen Region Québec. Weitere Einblicke in die Pläne der Regierung gab er nicht. Das Weiße Haus stehe aber »mit seinen kanadischen Kollegen« in Kontakt und »ermutige alle Parteien, am Verhandlungstisch zu bleiben«, so BBC:

Der grenzüberschreitende Schienenverkehr mit den USA machte nach Angaben des US-Verkehrsministeriums im ersten Halbjahr 14 Prozent des gesamten bilateralen Handelsvolumens von rund 382,4 Milliarden US-Dollar aus. Täglich gelangen demnach Container im Wert von etwa 572 Millionen US-Dollar aus Kanada in die USA. Die kanadischen Häfen Vancouver und Prince Rupert schlagen rund 20 Prozent des US-kanadischen Handelsvolumens um. Etwa zwei Drittel der in Vancouver umgeschlagenen Fracht gelangt per Bahn an ihr Endziel in Kanada oder im Mittleren Westen der USA. Gehandelt werden vor allem Rohstoffe wie Eisenerz, Holz, Salz, Kohle und Getreide, aber auch Zement sowie Container mit Konsumgütern und Zwischenprodukten.

Bei den Verhandlungen sei man »noch immer weit auseinander«, hatte Teamsters zu Beginn der Aussperrung am Donnerstag um 00:01 (Ortszeit) mitgeteilt. CN und CPKC seien offenbar bereit, die Sicherheit der Bahn zu gefährden, nur »um ein paar Dollar zusätzlich zu verdienen«. Landwirte, Kleinunternehmen, Lieferketten oder die Beschäftigten kümmerten die Unternehmen nicht. »Ihr einziges Ziel ist, den Gewinn zu steigern, selbst wenn das die gesamte Wirtschaft gefährdet«, so Paul Boucher, Präsident der Teamsters Canada Rail Conference.

Die Bahngesellschaften wollten Ruhezeiten kürzen und Arbeitszeiten ausweiten – für die Bahnbeschäftigten ein Risiko. CN wolle Arbeiter zusätzlich zum Umzug zwingen können, »Familien auseinanderreißen«, so Boucher. Teamsters Canada ist mit über 130.000 Mitgliedern die größte Transport- und Logistikgewerkschaft des Landes und auch die größte Gewerkschaft im staatlich regulierten privaten Sektor. Sie ist Teil der International Brotherhood of Teamsters, die mehr als 1,2 Millionen Arbeiter in Nordamerika vertritt.

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