75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Mittwoch, 18. September 2024, Nr. 218
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 24.08.2024, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Zitronenkinderquark

Von Maxi Wunder

Die Olympischen Spiele in Paris sind vorbei, aber nicht Udos Gentlemanempörung über den Skandal im Frauenboxen. »Ich finde richtig, was diese Harry-Potter-Frau gesagt hat (er meint die britische Schriftstellerin J. K. Rowling): ›Männliche Gewalt gegen Frauen sollte keine olympische Disziplin werden.‹ Die Imane Khelif ist als Mädchen aufgewachsen – okay –, aber biologisch ja wohl ein XY-Geschöpf. Sollen die Diversen doch eigene Olympische Spiele machen, oder? Dann gibt es in Zukunft nicht nur die Paralympics, sondern auch Gaylympics, Translympics, Interlympics, von mir aus zusammengefasst zu den LBQT-und-so weiter-lympics. Was meint ihr?«

Wir meinen auch, haben uns aber eher für die klassischen Mädchensportarten interessiert, wo noch keine Schwulen zugelassen sind. Zum Beispiel rhythmische Sportgymnastik, kurz RSG. Das ist im Grunde Schlangenfrauenakrobatik. Für die hypergelenkigen Sportlerinnen scheint Schwerkraft nur ein Witz zu sein. Weder ihre Körper noch ihre Handgeräte fallen jemals plump zu Boden. Die tanzenden Athletinnen wirbeln Ball, Band, Reifen, Seile und Keulen so geschickt durch die Luft, als hätten die Sachen ihr elegantes Eigenleben. Für Deutschland holte eine junge Russin Gold – Darja Varfolomeev aus Sibirien. Es ist die erste Goldmedaille für die BRD in RSG.

Und hier noch ein Kulturtipp für den Spätsommer: Beim Berliner Literaturfestival im September gibt es nach meiner Übersicht genau einen interessanten Beitrag, »12 Stockwerke. Mein unglaubliches Zuhause am Ende der Welt«. Das Buch ist ab zehn Jahren, und die Story geht so: Dagnys Oma lebt auf einer sturmumtosten, einsamen Insel, auf der sämtliche 197 Einwohnerinnen gemeinsam in einem einzigen zwölfstöckigen Hochhaus wohnen. Alle müssen ihren Teil zur Gemeinschaft beitragen. Die Oma freut sich aber gar nicht über den Besuch. Und es passiert noch mehr Schlimmes. »Eigenwillig und humorvoll erkundet der Roman Solidarität, Ressourcenbewusstsein und Formen des Zusammenlebens«, so das Programmheft. Die Autorinnen heißen Arndís Thórarinsdóttir und Hulda Sigrún Bjarnadóttir. Sie wohnen in Reykjavík auf Island, eine Insel, die Kinder fasziniert – wegen der Ponys und der Vulkane. Der letzte Ausbruch war im Mai. Seit Wochen deuten Erdbeben auf der Reykjanes-Halbinsel auf einen möglichen neuen Vulkanausbruch hin. Da wünscht man sich direkt in den zwölften Stock, um die Lava von oben zu sehen. Zum Beispiel mit einem leckeren

Zitronenkinderquark:

200 g Magerquark mit 150 g Mascarpone und 30 g Puderzucker in einer Schüssel zu einer homogenen Creme verrühren. Den Saft einer Biozitrone auspressen und unter die Creme heben. Die Masse in Dessertgläser füllen. 125 g gemischte Waldbeeren gründlich waschen, auf der Creme drapieren und bis zum Servieren kühl stellen.

Für die Großen gibt es Zitronenbowle:

Eine Flasche kalten Prosecco mit 20 cl Limoncello in einem großen Glasbehälter mixen. Zerkleinerte Erdbeeren und Zi­tronenzesten hinzugeben. Das Getränk in bauchige Gläser füllen und mit frischer Minze dekorieren.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

                                        Heute 8 Seiten extra – Beilage zum Thema: Kampf ums Klima