Kampfjets gegen Libanon
Von Karin LeukefeldDie »Blaue Linie« brennt. Am Sonntag morgen eskalierte der militärische Schlagabtausch zwischen Israel und einem Bündnis um die libanesische Hisbollah. Israelischen Medien zufolge sollen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joaw Gallant persönlich den Angriff auf den Libanon beaufsichtigt haben. Die Flughäfen in Tel Aviv und Beirut setzten vorübergehend Flüge aus.
Die israelische Armee erklärte, sie habe, basierend auf Informationen des militärischen Geheimdienstes, einen »Präventivangriff« gegen den Süden des Libanon ausgeführt, um einen »unmittelbar bevorstehenden« Angriff der Hisbollah zu vereiteln. Mehr als 100 israelische Kampfjets hätten Raketenabschussrampen in südlibanesischen Dörfern zerstört, teilte die israelische Armee mit. Die »Terrorgruppe« habe daraufhin »zur Vergeltung« Hunderte Raketen auf Israel gefeuert. Dabei seien Akkon und andere Orte im Norden Israels von Raketen getroffen worden.
Die Hisbollah erklärte in den frühen Morgenstunden (6.55 Uhr Ortszeit), man habe begonnen, »vorläufige Vergeltung« gegen den »israelischen Feind« für dessen »brutalen Angriff auf Südbeirut« zu üben. Bei dem feindlichen Angriff seien der »große Dschihadistenführer Fuad Shukr und Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, getötet worden«. Die Luftoperation habe sich gegen das Zentrum Israels und gegen ein wichtiges israelisches militärisches Ziel gerichtet, worüber »später mehr berichtet« werde. Man habe elf israelische Kasernen und zionistische Raketenabwehrstützpunkte zerstört, um sicherzustellen, dass die Drohnen ihre Ziele erreichen konnten. Mehr als 320 Katjuscha-Raketen seien abgefeuert worden. Die erste Phase der Vergeltung sei zunächst abgeschlossen, hieß es am Vormittag. Für Sonntag abend wurde eine Rede von Hassan Nasrallah, dem Generalsekretär der Hisbollah angekündigt.
Ein offizieller Vertreter der Hisbollah, der namentlich nicht genannt wurde, teilte gegenüber internationalen Medien am Sonntag nachmittag in einer schriftlichen Erklärung mit, die Organisation habe den Vergeltungsschlag für den Mord an Shukr aus »politischen Erwägungen« hinausgezögert, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Das Hisbollah-Führungsmitglied war am 30. Juli von der israelischen Luftwaffe getötet worden. Konkret wurden die laufenden Gespräche für einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung von israelischen und palästinensischen Gefangenen genannt. Hisbollah habe »daran gearbeitet«, keinen regionalen Krieg auszulösen.
Bereits am Sonnabend war der Oberkommandierende der US-Streitkräfte, Luftwaffengeneral Charles Q. Brown, in der jordanischen Hauptstadt Amman eingetroffen, um »darüber zu diskutieren«, wie eine neue Eskalation in der Region verhindert werden könne. Die USA haben zu Land, zu Luft und zur See einen hochexplosiven Verteidigungsring um Israel gezogen, um im Falle eines Angriffs auf Israel das Land zu verteidigen. US-Präsident Joseph Biden hat der israelischen Regierung zudem für 2026 weitere Waffen und Munition im Wert von 20 Milliarden US-Dollar zugesagt.
Der gestrige Sonntag markierte den 324. Tag des Gazakrieges. Das palästinensische Gesundheitsministerium in dem Küstenstreifen gab die Zahl der getöteten Palästinenser mit 40.405 an, die Zahl der Verletzten stieg auf 93.356. Allein am Wochenende wurden 71 Personen getötet. Die israelischen Streitkräfte verschärften ihre Bombardierungen im Gazastreifen erneut.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (25. August 2024 um 21:50 Uhr)Mit dem Begriff »Präventivschlag« ist es so eine Sache: Entweder er ist gerechtfertigt, oder er ist es nicht – beweisen lässt sich das kaum. Fakt ist jedoch, dass die Raketen der Hisbollah existieren. Ebenso bleibt die Tatsache bestehen, dass Israel keine Ruhe findet. Es ist jedoch offensichtlich, dass Israel nicht alle umliegenden Muslime auslöschen kann, um Frieden zu erlangen. Was Israel fehlt, ist eine klare Friedensstrategie. Ohne diese wird es keine dauerhafte Ruhe geben. Das sollte den Bürgern Israels und ihrer Regierung allmählich bewusst werden.
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