75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Mittwoch, 18. September 2024, Nr. 218
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 26.08.2024, Seite 2 / Inland
Partei Die Linke

Linke-Optimismusoffensive

Führende Vertreter: Die Partei ist noch zu retten, weil »wiederbelebbar«
Von Arnold Schölzel
imago0756984260h.jpg

Am Wochenende stemmten sich in verschiedenen Medien Vertreter der Partei Die Linke gegen deren Niedergang. In der Zeitung ND – Die Woche äußerten sich die Bewerber für den Parteivorsitz, die Publizistin Ines Schwerdtner und der frühere Bundestagsabgeordnete Jan van Aken, in der FAZ die scheidende Kovorsitzende Janine Wissler, van Aken außerdem gegenüber dpa. Dort formulierte er, die Partei sei »wiederbelebbar«, er sehe sich nicht als ihr »Totengräber«. In ND – Die Woche zeigte er sich »fest überzeugt, dass Die Linke gerettet werden kann«.

Schwerdtner forderte in diesem Sinn: »Wir müssen die arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt stellen.« Es brauche »konkrete Kampagnen, die wirklich mobilisieren – eine zum Thema Mieten und Wohnen zum Beispiel«. Zum Thema Migration erklärte sie, »die realen Probleme in den Kommunen sind da« – wegen der Unterfinanzierung durch den Bund: »Und diese Haltung müssen wir konsequent vertreten.«

Auch Wissler zeigte sich »optimistisch, dass wir die Krise überwinden und wieder erfolgreich werden können«. SPD und Bündnis 90/Die Grünen ließen »links viel Raum für eine Partei, die soziale Gerechtigkeit und die Einhaltung von Menschenrechten fordert«. Zudem habe Die Linke mit ihrer kommunalen Verankerung und mehr als 50.000 Mitgliedern »ein starkes Fundament«.

Van Aken sagte dpa, die Abspaltung des BSW habe der Partei gutgetan: »Das, was der Linken in den letzten Jahren so geschadet hat, dieses Bild des Streits, das ist jetzt vorbei.« Als zentrale Themen sieht er Mieten und Gesundheitswesen. Das Thema Frieden bewege zwar auch viele Menschen – als zentralen Punkt zur Neuordnung der Partei sehe er es gegenwärtig aber nicht: »Ich bin ja so etwas wie die Cheffriedenstaube der Partei, und ich finde es wichtig, zu sagen, dass Wladimir Putin ein Aggressor und Verbrecher ist, der zur Verantwortung gezogen werden muss.« Zwar habe es auch Leute geben, »die da völlig quergeschossen sind, aber die sind ja zum Glück raus«. Sein Pazifismus sei »friedlich, aber nicht hilflos«. Für ihn sei klar: »Wer jetzt gegen Waffenlieferung ist, steckt nicht gleich im Hintern von Putin. Und wer für Waffenlieferung ist, ist nicht gleich ein Kriegstreiber.« Wichtig sei vielmehr, dass man in dem Konflikt überhaupt zur Diplomatie komme.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Stephan J. aus Berlin (26. August 2024 um 19:36 Uhr)
    Man weiß nun wirklich nicht, wie Jan van Aken darauf kommt, die »Cheffriedenstaube« der Linken zu sein. Nicht nur, dass er laut eigenen Aussagen gegen einen abrupten Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine ist, es sollen sogar so lange Waffen geliefert werden, bis die Ukraine einen »Siegfrieden« erringt. Damit steht er sogar außerhalb der Linken an der Spitze der Kriegstreiber. Das will schon was heißen. Da ist es ja fast noch »marginal«, dass er meint, das Thema Frieden sei nicht die Hauptfrage der Partei. Damit stößt er allen derzeitigen Wahlkämpfern der Linken in den ostdeutschen Ländern den Dolch in den Rücken. Er ist keine »Cheffriedenstaube« er wäre als Parteivorsitzender die Abrissbirne der Partei. Stephan Jegielka
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Peter S. (26. August 2024 um 10:55 Uhr)
    Die selbsternannte »Cheffriedenstaube« der Partei Die Linke möchte also den alten, neoliberal-militaristisch vergifteten Wein, der nach einer Überdosis diese Partei so erfolgreich in die Marginalität gewürgt und die Friedensbewegung links zerstört hat, in neue Schläuche umfüllen. Man darf ihm dabei keinen Erfolg wünschen. Aber es ist wohl schon zu spät. Den Teilerfolg auf diesem Zerstörungstrip hat er ja schon gefeiert – die Abtrennung der Wagenknecht-Fraktion. Jetzt kommt nur noch ein letzter Schritt: Gutmeinende und Naivlinge solange wie möglich bei der Stange halten und nachhaltig verwirren, so dass sie keinesfalls politisch wirksam werden. Danach folgt womöglich nur noch der Beitritt zur grünen Bellizistenpartei. Nach den letzten Umfrageergebnissen soll ja der Anteil der Ablehnung von Friedensverhandlungen durch die Ukraine in der Linkspartei größer sein als in der olivgrünen Partei. (https://overton-magazin.de/top-story/umfrage-fuer-43-ist-wahlentscheidend-ob-eine-partei-friedensverhandlungen-fordert/) Mal verfolgen, welches Pöstchen van Aken nach der endgültigen Auflösung der Partei ergattern wird?
  • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (26. August 2024 um 04:14 Uhr)
    »Ich bin ja so etwas wie die Cheffriedenstaube der Partei, und ich finde es wichtig, zu sagen, dass Wladimir Putin ein Aggressor und Verbrecher ist, der zur Verantwortung gezogen werden muss.« Mit der Einschätzung werden die USA und alle deutschen transatlantischen Parteien sehr zufrieden sein. Falls sich die PdL auflöst, braucht die Cheffriedenstaube ja dann einen neuen Taubenschlag, wo es gutes Futter gibt. Sie wird dort nicht stören und sich gut einordnen. Wenn ein noch nicht gewählter Parteivorssitzender sich als »Cheffriedenstaube« bezeichnet, dann möchte er andeuten, dass alle anderen verbliebenen Führungskräfte einen noch härteren Kurs gegen Russland befürworten und er sich positiv unterscheidet. Großartige Wahlempfehlung! Die Wähler in Ostdeutschland scheinen aber der Friedensfrage und einem verbesserten Verhältnis zu Russland höhere Priorität einzuräumen. Übrigens: Wie man in der Ukraine sieht, kann man sich um Mieten und Gesundheitsversorgung nur dann kümmern, wenn die Häuser und Krankenhäuser noch stehen und wenn nicht das letzte medizinische Personal in Länder abgewandert ist, wo kein Krieg herrscht. Deutschland kann jedoch sehr wohl in einen Krieg hineingezogen werden, als Vasall der USA, auch wegen solch aggressiver Töne. Würde es van Aken wagen, auch nur ein britisches-, französisches- oder US-amerikanisches Staatsoberhaupt mit derartigen Attributen zu belegen, nach Kriegen dieser Staaten, die nach 1945 insgesamt Millionen Opfer forderten? Wer war und ist stets im engsten Bündnis und Vertrauensverhältnis mit diesen Politikern? Biden war Vizepräsident, als die USA, GB und Frankreich Libyen überfielen und dafür sorgten, dass der libysche Präsident viehisch ermordet wurde. »We came – we saw – hie died« (Hillary Clinton, Ehrengast der Filmfestspiele in Berlin, als die PdL das Kulturressort im Senat belegte). Ja, für solche Leute rollt man doch gern den Teppich aus. Das bringt für die Entscheider in Deutschland immer Punkte für die Zukunft.
  • Leserbrief von B.S. aus Ammerland (25. August 2024 um 23:38 Uhr)
    Ich wusste es immer, die Erde ist ’ne Scheibe! Und alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Liebe Redaktion. Ein indisches Sprichwort heißt: »Wenn dein Pferd tot ist, steig ab!«
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marc P. aus Cottbus (25. August 2024 um 23:19 Uhr)
    Die Abspaltung des BSW hat der Partei gutgetan?! Die desaströsen Ergebnisse für Die Linke bei Wahlen und Umfragen nach der Gründung des BSW, vor allem in ihren ehemaligen Hochburgen im Osten, zeigen da aber eine ganz andere Realität! Scheinbar haben auch die Kandidaten für den neuen Parteivorsitz neben Zweckoptimismus kein tragfähiges Konzept für den vielbeschworenen Neuanfang in der Partei.
  • Leserbrief von Holger K. aus Frankfurt (25. August 2024 um 23:07 Uhr)
    Jesus soll ja Tote wieder zum Leben erweckt haben, so jedenfalls die Aussage der Bibel. Vielleicht hat ja die Linke zu viel im Neuen Testament genascht und meint nun auch, sie könne ihren eigenen Leichnam in spe wieder zum Leben bringen. Offensichtlich muss diese abgehalfterte Partei erneut bei den anstehenden Landtagswahlen hart aufschlagen, um peu à peu zu begreifen, dass ihr Zweckoptimismus sowie exorzistische Beschwörungen sang- und klaglos sind und sich daher in Rauch auflösen.

Mehr aus: Inland

                                        Heute 8 Seiten extra – Beilage zum Thema: Kampf ums Klima