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Aus: Ausgabe vom 27.08.2024, Seite 1 / Inland
Ifo-Geschäftsklima-Index

Deutsche Wirtschaft auf »Nullinie«

Stimmung unter Unternehmern sinkt weiter. Deutsche Exportwirtschaft nicht mehr konkurrenzfähig
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Deutschland wandelt am Rande der Rezession. So fasste Reuters die Ergebnisse des Ifo-Geschäftsklima-Indexes am Montag zusammen. Ökonomen gilt das Geschäftsklima als wichtigstes Barometer für die heimische Konjunktur. Im August sank es den dritten Monat in Folge und fiel um 0,4 auf 86,6 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mitteilte. Die Firmen beurteilten ihre Geschäftslage noch schlechter und auch die Aussichten pessimistischer als zuletzt. »Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in die Krise«, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Vor allem in der Industrie. Aber auch das Geschäftsklima der Dienstleister verschlechterte sich, während es beim Handel nach zwei Rückgängen in Folge leicht bergauf ging. Im Bauhauptgewerbe blieb die Stimmung unverändert nüchtern. »Die deutsche Wirtschaft hat sich in der Stagnation eingerichtet«, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. »Wir wandern beim Wachstum schon länger an der Nulllinie entlang.« Im dritten Quartal könne es sogar einen weiteren Rückgang des Bruttoinlandsproduktes geben, nachdem es schon im Frühjahr ein leichtes Minus von 0,1 Prozent gegeben hatte.

Der Grund? Die Verbraucher halten sich weiter beim Einkaufen zurück und sparen lieber, als ihr Geld in den Geschäften auszugeben, gab Ifo-Fachmann Wohlrabe zum besten. »Der Konsum kommt nicht in die Gänge«, sagte der Ökonom. »Die Verbraucher trauen dem Rückgang der Inflation noch nicht so richtig.«

»Wir sehen eine Investitionsschwäche« bei den Betrieben, sagte Wohlrabe laut Reuters. Die sei »getrieben durch wirtschaftspolitische Unsicherheit«. Viele Unternehmen, und zwar quer durch alle Branchen, klagten außerdem über einen Auftragsmangel. Da auch die Exporterwartungen im August gesunken seien, dürfte die Auslandsnachfrage vorerst nicht zum Rettungsanker werden – trotz einer kräftigen Weltkonjunktur. Zusammenfassend heißt das: Die deutsche Exportwirtschaft kann nicht mehr mithalten und die Lohnabhängigen verdienen zu wenig. (Reuters/jW)

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (27. August 2024 um 10:51 Uhr)
    Reuters meint, Deutschland wandele am Rande einer Rezession. Diese Lagebeschreibung ist einfach nur beschönigend. Wer in den Wirtschaftsteil der Tageszeitungen schaut, findet täglich Nachrichten über Firmenpleiten und »Personalanpassungen«. Und das längst nicht mehr nur bei kleinen und mittleren Firmen. Die Meldungen über den Zustand der Infrastruktur und die Staatsfinanzen sind verheerend, die Ratschläge, die zu ihrer Sanierung unterbreitet werden, sind es auch. Da gibt es nichts zu beschönigen: Die Krise ist da. Übrigens, nicht nur in der BRD. Die meisten Wirtschaftsnachrichten aus der EU und den USA zeichnen ein eher gruseliges Bild. Reuters hat den Farbenkasten herausgeholt und freundliche Farben spendiert. Verwunderlich ist das nicht. Man lebt schließlich vom Schönschreiben und Gesundbeten.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Stephan K. aus Neumarkt i.d.OPf. (27. August 2024 um 09:28 Uhr)
    Warum spricht niemand von den Entscheidern und Verbandsfunktionären der Wirtschaft die Hauptgründe der Misere an: Krieg und Hochrüstung. Sprengung der wichtigsten deutschen Energieversorgungsleitung und Kappung der Beziehungen zu Russland. Eine dilettantische Energiewende, die selbst professioneller angegangen ohne die Begleitung durch »billiges« Gas aus Russland nicht funktionieren kann. Unter diesen Bedingungen wäre eine positive Wirtschaftsentwicklung mehr als ein Wunder. Das wissen alle Manager und Unternehmer. Diesmal nutzt der Krieg in keiner Phase der deutschen Wirtschaft, er ruiniert sie. Keiner sagt es. Keiner spricht es aus. Wider besseres Wissen lamentieren sie über Symptome, statt eine Änderung des Kurses zu verlangen. Eine neue Ost- und Entspannungspolitik würde nicht nur das Sterben und die Zerstörung anderswo beenden und uns aus der Gefahrenzone des dritten Weltkrieges bringen, sie ist Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg und eine halbwegs freiheitliche und demokratische Kultur unseres Landes.

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