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Aus: Ausgabe vom 27.08.2024, Seite 7 / Ausland
Naher und Mittlerer Osten

Tel Aviv im Visier

Hisbollah behält sich weitere Großangriffe auf Israel vor. Auch Iran und jemenitische Ansarollah beharren auf Vergeltung
Von Wiebke Diehl
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Dem israelischen Narrativ etwas entgegensetzen: Nasrallahs Rede läuft am Sonntag in einem Beiruter Café

Man habe »die Tiefe der besetzten Gebiete ins Visier genommen«, so Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah in einer im Fernsehen übertragenen Rede am Sonntag abend. Eines der Hauptziele der Angriffe auf Israel vom Sonntag früh sei die zentrale, etwa 110 Kilometer von der »Blauen Linie« zwischen dem Libanon und Israel entfernte Gilot-Basis des israelischen Militärgeheimdienstes inklusive der »Einheit 8.200« in der Nähe von Tel Aviv gewesen. Außerdem habe man den 75 Kilometer vom Libanon entfernten Luftwaffenstützpunkt Ein Shemer angegriffen. Dass der Vergeltungsangriff für die von Israel Ende Juli durchgeführte Tötung des hochrangigen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr mitten in der libanesischen Hauptstadt Beirut erst nach Wochen erfolgte und das bange Abwarten in Israel sich dadurch hinzog, sei Teil der Bestrafungsstrategie. Bei dem Attentat waren auch mehrere Zivilisten, darunter Kinder, ums Leben gekommen. Auch habe man die Verhandlungen um einen Waffenstillstand im Gazastreifen abgewartet, denn ein Ende des dortigen Krieges sei das primäre Ziel. Zudem seien bewusst keine zivilen, sondern ausschließlich militärische Ziele ausgewählt worden.

Nasrallah betonte, die Pläne der Hisbollah seien in vollem Umfang umgesetzt worden. Die israelische Behauptung, man habe durch einen Präventivangriff den Erfolg der Operation vereitelt, nannte er »Lügen«. Die israelischen Angriffe hätten »nicht auf das Operationsgebiet« gezielt und »keinerlei Auswirkungen auf die Operation« gehabt. Vielmehr sei das »Ausmaß des Versagens und der Schwäche« Israels deutlich geworden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte erklärt, seine Armee habe mit rund hundert Kampfjets Tausende Raketen der Hisbollah abgefangen und Tausende Raketenwerfer zerstört. Laut Nasrallah wurden hingegen lediglich »Dutzende« Raketenwerfer getroffen. Nach israelischen Militärangaben wurde bei dem Großangriff der Hisbollah ein Soldat getötet. Der 21jährige sei auf einem Marineboot von herabstürzenden Teilen einer israelischen Abwehrrakete getroffen worden. Bei den Luftangriffen auf den Libanon kamen mehrere Menschen ums Leben.

Weiter erklärte Nasrallah, mit nur 340 »Katjuscha«-Raketen, die auf Täuschungsziele in Galiläa und den besetzten syrischen Golanhöhen abgefeuert wurden, sei es gelungen, die »Eiserne Kuppel« (Iron Dome) zu überwinden – obwohl Israel geheimdienstlich und operativ von den USA unterstützt wurde. Sollten sich die Resultate des Angriffs vom Sonntag als »nicht zufriedenstellend« erweisen, behalte man sich das Recht vor, einen neuerlichen Großangriff auf Israel durchzuführen. Die Hisbollah hat in ihren am Sonntag veröffentlichten Erklärungen lediglich die »erste Phase« der Vergeltung für die Tötung Shukrs für beendet erklärt.

Derweil berichteten israelische Medien, die Siedler im Norden fühlten sich von der Regierung im Stich gelassen. Wenn Tel Aviv angegriffen werde, agiere das Militär, nicht aber, wenn es um den Norden gehe. Die Grenze Israels habe sich durch die regelmäßigen Angriffe der Hisbollah »40 Kilometer nach Süden verschoben«, so der Vorsitzende des Regionalrats Obergaliläa. Mit jeder Woche, die vergehe, verliere man weitere Gebiete. In den vergangenen zehn Monaten haben mindestens 100.000 Israelis den Norden des Landes wegen der Angriffe verlassen. Laut einer Umfrage des Tel-Hai Academic College in Israel von Ende Mai wollen etwa 40 Prozent auch nach einem Kriegsende nicht in ihre Häuser zurückkehren.

Auch der Iran und die jemenitischen Ansarollah haben Vergeltungsangriffe für die Tötung des Chefs des Hamas-Politbüros, Ismail Hanija, am 31. Juli in Teheran, der Israel trotz eines fehlenden Bekenntnisses aus Tel Aviv zugeschrieben wird, sowie für den israelischen Angriff auf die jemenitische Hafenstadt Hodeida vom 20. Juli angekündigt. Am Montag bekräftigte der iranische Außenminister Abbas Araghchi, eine Antwort auf Israels »unverzeihlichen Verstoß gegen Irans Sicherheit und Souveränität« sei unausweichlich, auch wenn man keine Spannungen in der Region schüren wolle. Man werde »bestimmt, kalkuliert und präzise« agieren.

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