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Aus: Ausgabe vom 27.08.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Meyer Burger

Lichtblick für Bitterfeld

Solarhersteller schiebt US-Expansionspläne auf und will an Werk in Sachsen-Anhalt festhalten. Habeck plant Förderpaket für Unternehmen
Von Ralf Wurzbacher
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Meyer Burger setzt die Produktion von Solarmodulen in Sachsen-Anhalt nun doch weiter fort

Nun also gehen die Lichter doch nicht aus bei Meyer Burger in Bitterfeld-Wolfen. Entgegen früheren Plänen will der Schweizer Solarhersteller seine Fabrik in Sachsen-Anhalt fürs erste erhalten und den geplanten Aufbau eines Alternativstandorts in den USA stoppen. Die Fertigungsstätte im Ortsteil Thalheim mit 350 Beschäftigten werde weiterhin »voll betrieben« und solle »auch zukünftig das Rückgrat der Solarzellenversorgung von Meyer Burger bilden«, teilte das Unternehmen am Montag mit. Damit ist die Region eine Sorge ärmer, wenngleich nicht unbedingt auf lange Sicht. Dass die Bänder über das Jahr 2025 hinaus laufen werden, erscheint keinesfalls ausgemacht. Eine entsprechende Garantie gibt es seitens der Chefetage nicht.

Über die Gründe der Kehrtwende darf spekuliert werden. Erst im Frühjahr hatten die Eidgenossen die nach eigenen Angaben größte Solarmodulproduktion Europas im sächsischen Freiberg mit 500 Beschäftigten quasi über Nacht mit der Ansage abgewürgt, die Kapazitäten in die Vereinigten Staaten zu verlagern. Ein im Vorfeld gestelltes Ultimatum an die deutsche Politik, gefälligst Staatsgeld zur Rettung des Werks lockerzumachen, ließ die Ampelregierung damals offenbar verstreichen. Die Schweizer hatten über »Marktverzerrungen« durch »Überangebot« und »Dumpingpreise« geklagt und dabei insbesondere die chinesische Konkurrenz im Visier. Die flute mit billigen Modulen den deutschen und europäischen Markt, während etwa die USA und Indien auf Abschottung setzten, monierte das Management. Hintergrund ist außerdem die aggressive Gangart der Biden-Administration, Zukunftstechnologien mit erheblichen Subventionen aus der Europäischen Union in die USA zu lotsen und dabei im speziellen der Deindustrialisierung der BRD Vorschub zu leisten.

Nun gab die Meyer Burger AG überraschend bekannt, Deutschland die Treue zu halten. Eigentlich wollte sie in Colorado Springs ein brandneues Projekt hochziehen und den Standort in Thalheim sukzessive abwickeln. Jetzt heißt es plötzlich, das Vorhaben in Übersee sei »derzeit nicht finanzierbar« und die avisierte Zusammenarbeit mit einem US-Technologiekonzern »in Anbetracht der angepassten Strategie« nicht umzusetzen. Diese Option sei »erst mal vom Tisch«, zitierte am Montag der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) Geschäftsführer Gunter Erfurt. Damit werde der Standort in Ostdeutschland weiter gebraucht. Dies allerdings nur als Zulieferbetrieb. Tatsächlich unterhalten die Schweizer bereits ein Modulproduktionswerk in Goodyear, im Bundesstaat Arizona, mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt. Dort landen die Zellen aus Bitterfeld-Wolfen zur Weiterverarbeitung. Der zunächst vorgesehene Ausbau des US-Werks um 0,7 Gigawatt werde jedoch »vorläufig ausgesetzt«, liest man in der Verlautbarung.

Dass der Sinneswandel mit einem Entgegenkommen der Politik erkauft wurde, ist bis dato nicht überliefert. Gleichwohl steht die Bundesregierung zunehmend unter Druck, der Abwanderung hiesiger Unternehmen ins Ausland zu begegnen. Die faktische Abkopplung von günstiger russischer Energie infolge der westlichen Sanktionspolitik gegen Moskau hat hierzulande eine gewaltige, bis heute anhaltende Pleitewelle in Gang gesetzt, und die Rufe nach staatlichem Beistand werden immer lauter. Als ein Zeichen des Einlenkens könnte ein am Freitag von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) angekündigtes Förderpaket im Umfang von 3,3 Milliarden Euro gedeutet werden. Profitieren sollen davon energieintensive Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen senken wollen. Ausdrücklich aufgeführt sind in dem vom Ministerium vorgelegten Papier Mittelständler aus der Stahl-, Gießerei-, Glas-, Keramik-, Papier-, Zellstoff-, Zement- und Kalkindustrie.

Die Bereiche Solarzellen und -module finden sich nicht in der Liste. Wobei es schon genügend Beispiele von Standortpolitik unter dem öffentlichen Radar gab. Meyer-Burger-Chef Erfurt jedenfalls nannte die Rettung des ostdeutschen Werks die »gute Nachricht zur schlechten«, womit er die vorläufige Aufgabe der US-Expansionspläne meinte. Wie gut das Ganze den Beschäftigten in Thalheim bekommt, bleibt abzuwarten. Dem Werk steht ein »umfassendes Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm« bevor. Manch einen dürfte das den Job kosten.

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