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Aus: Ausgabe vom 29.08.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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»Schreibtischmörder«

n Zu jW vom 21.8.: »Schreibkraft mitschuldig«

Heinrich Hörlein war IG-Farben-Vorstands- und NSDAP-Mitglied und wurde 1947 im IG-Farben-Prozess in Nürnberg freigesprochen. Er war Produzent des Zyklon B, mit dem u. a. im KZ Stutthof Hunderttausende Menschen umgebracht wurden. Irmgard Furchner (heute 99) bestellte das tödliche Gift und wurde nun wegen Beihilfe zum Massenmord verurteilt. Hörlein blieb straffrei.

An einer Villa neben dem Eingang zum Wuppertaler Zoo hängt ein Schild, mit dem er als verdienstvoller Erfinder gewürdigt wird. Er war auch direkt für den Einsatz von ZwangsarbeiterInnen im Elberfelder Bayer-Werk verantwortlich. 567 ZwangsarbeiterInnen vieler Nationen waren in der Simonstraße 112 untergebracht. Mindestens 12 ZwangsarbeiterInnen und ein Kleinkind kamen ums Leben. Frau Furchner war Schreibkraft, Hörlein war Schreibtischmörder. Und war Wirtschaftsmanager – aber die Verbrechen der Wirtschaft 1933 bis 1945 sind hierzulande kein Thema.

Ulrich Sander, Dortmund

Daneben getroffen

Zu jW vom 22.8.: »Ein ewig Unvollendeter«

Källberg ist nicht der Schwager von Franziska, sondern Karlsson. Annette Kaufmann heißt Annett. Nina Mittelham hat Schwäche gezeigt? Sie hat sich verletzt, oder ist das mit Schwäche gleichzusetzen. Ovtcharov als Dopingfall zu deklarieren ist mehr als grenzwertig, wenn man den Fall genau betrachtet, zudem wurde er freigesprochen. Bitte keinen Artikel verfassen, wenn man überhaupt keine Ahnung vom Tischtennis hat. Danke!

Kolja Rottmann, Steinfurt

Wahl der Waffen

n Zu jW vom 26.8.: »Antimilitarismus im Westfalenstadion: Schwarz-gelb statt tarnfarben«

Permanenter Stadionboykott ist die wirksamste Waffe der Fans. Die reißt gewaltige Löcher ins Kontor des geldgeilen Managements. Sollen sie diese doch mit dem Blutgeld von Rheinmetall stopfen!

Reinhard Hopp, Berlin

Mensch Meyer

Zu jW vom 23.8.: »Scholz sagt Staatseinstieg bei Meyer-Werft zu«

Papenburger Kantinengespräch, nicht lange her.

Meyer-Manager 1: Wir gehen bei unserem Angebot für den Cruiser noch mal mit dem Preis runter. Dann bekommen wir den Zuschlag todsicher.

Meyer-Manager 2: Ja – aber wenn die Energiepreise anziehen oder die Rohstoffe teurer werden? Dann sind wir ratzfatz zahlungsunfähig.

Meyer-Manager 1: Na und? Scholz höchstpersönlich wird uns raushauen. Systemrelevanz und so. Er kann dann endlich mal den Volkstribun und Arbeiterretter spielen. Die Rechnung begleichen Busfahrer oder Krankenschwestern oder was weiß ich, wer heute noch Steuern zahlt. Die sind den Sozis längst egal. Und schöner Nebeneffekt: Unsere Konkurrenz mit den hohen Preisen und den wenigen Aufträgen muss leider, leider gleichzeitig ein bisschen Kapazität abbauen. Ganz ohne Aufsehen.

Meyer-Manager 2: Ich nehm’ ’nen Cappuccino.

Christoph Heuke, per E-Mail

Es wäre so einfach

Zu jW vom 22.8.: »Kritik an Kürzung bei Klimafonds«

Im Dorf, in dem ich wohne, gibt es eine kommerzielle Initiative zum Bau einer Fernwärmeversorgung auf der Basis einer Großwärmepumpe, angetrieben von Solarstrom, die wegen Planungsunsicherheit zu scheitern droht. Ein solches Projekt hat mehrere Jahre Vorlaufzeit und kann ohne halbwegs stabile Randbedingungen nicht gestemmt werden. Die Kommune als solche bräuchte nur Genehmigungen erteilen und keine Geldmittel aufwenden. Die Mittel würden vom Initiator und den Abnehmern aufgebracht, wenn es eine Kontinuität der Randbedingungen gäbe. Angesichts der immer noch vorherrschenden Ölheizungen wäre der Umstieg von hundertfünfzig oder zweihundert Haushalten auf Fernwärme in einem Tausendseelendorf ein gewaltiger Schritt in Richtung Klimaneutralität.

Heinrich Hopfmüller, Stadum

Falsche Schlüsse?

Zu jW vom 21.8.: »Kunst im Gleichschritt«

Ein Mitarbeiter von Frau Elke Kahr hat mir auf eine zornige E-Mail von meiner Seite eine Stellungnahme geschickt, in der er schreibt, dass die »nun aufgetauchten« Vorwürfe die KPÖ veranlasst hätten, »diese Zusammenarbeit zu hinterfragen und die Vorwürfe im Detail zu überprüfen. Stellen sie sich als wahr heraus, wird die Stadt Graz Konsequenzen daraus ziehen und die Zusammenarbeit einstellen«. Zum Bericht selbst schreibt er: »Es ist aber auch festzuhalten, dass der Medienbericht (…), der diese Verbindungen aufgezeigt hat, mehrere nicht nachvollziehbare Schlussfolgerungen und vor allem Unterstellungen enthält, die jeder Grundlage entbehren.« Interessant: Man will die Vorwürfe erst überprüfen, weiß aber schon jetzt, dass es sich um nicht nachvollziehbare Schlussfolgerungen und Unterstellungen, die jeder Grundlage entbehren, handelt.

Sehr verräterisch ist in meinen Augen dieser Satz aus dem Schreiben: »Übrigens hat der Lemberger Bürgermeister nach unserem Wissensstand erstmals an einem Bandera-Marsch teilgenommen, nachdem die Vereinbarung mit Graz getroffen worden war. Wäre seine Nähe zu dieser Ideologie schon damals öffentlich bekannt gewesen, wäre es nicht zu dieser Projektpartnerschaft gekommen.« Stellt sich die Frage: Wenn die Projektpartnerschaft nicht zustande gekommen wäre, wenn die Nähe des Bürgermeisters von Lemberg zu dieser Ideologie bekannt gewesen wäre, warum wird die Zusammenarbeit dann nicht jetzt beendet, wo sie bekannt ist?

Auch der Kommentar des Herrn Robert Krotzer in der jungen Welt im Jänner macht das Dilemma deutlich: Man weiß Bescheid, aber anstatt Konsequenzen zu ziehen, die diese Bezeichnung verdienen, verzichtet man »großartigerweise« einfach auf jeden repräsentativen Akt und lässt die Faschisten »widerstandslos« gewähren. Die KPÖ ist zu einer Partei geworden, die in essentiellen Fragen herumlaviert und sich unelegant aus der Affäre zieht. Sie spuckt damit auf die Gräber antifaschistischer Widerstandskämpfer und sollte sich in Grund und Boden schämen.

Wolfgang Schmetterer, Graz

Permanenter Stadionboykott ist die wirksamste Waffe der Fans. Die reißt gewaltige Löcher ins Kontor des geldgeilen Managements.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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