Heathrow blockiert
Von Dieter ReinischDie Verhandlungen der britischen Zoll- und Grenzbeamten haben auch nach fast einem Jahr zu keiner Lösung geführt. Seit Sonnabend streiken sie daher am Flughafen Heathrow in London. Die Arbeitsniederlegung soll vier Tage andauern. Im Monatsverlauf sollen weitere Aktionstage folgen. Um die Weihnachtszeit hatten die Grenzbeamten im vergangenen Jahr mit Streiks zu enormen Verzögerungen im Personenverkehr geführt. Die 650 Mitglieder der Beamtengewerkschaft PCS kämpfen gegen den neuen Dienstplan, seit er im April eingeführt wurde. Der Streik betraf die Passkontrolle in den Terminals 2, 3, 4 und 5 am Airport.
In den neuen Dienstplänen wurden Ruhezeiten und Freizeit zwischen Schichten gekürzt. Die PCS zitierte organisierte Grenzer, die angaben, selbst an freien Tagen ständig »mit einem negativen Gefühl an den nächsten Arbeitstag« zu denken. Das Leben drehe sich mit den neuen Plänen nur noch um die Arbeit, erklärte ein weiteres Mitglied: »Ich kann meine Kinder nicht zur Schule bringen oder abholen, also muss mein Partner seine Arbeitszeit reduzieren, um das zu bewältigen. Ich sehe meine Kinder während der Spätschichten drei bis vier Tage am Stück nicht.«
Schon im Frühjahr hatten sie bereits sieben Tage lang die Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft betont, die Änderungen der Dienstpläne würden den Angestellten »aufgezwungen« und zu enormen Verschlechterungen führen. Seit der Einführung hätten rund 160 Grenzkontrolleure, rund ein Viertel der Belegschaft, wegen mangelnder Flexibilität und Änderungen der Schichten gekündigt, behauptet die Gewerkschaft in einer Aussendung: »Frauen und Personen mit Betreuungspflichten sind von diesen Änderungen besonders betroffen, und der neue Dienstplan hat dazu geführt, dass langjährige Mitarbeiter aus dem Arbeitsverhältnis gedrängt wurden, um Kinderbetreuung und familiäre Verpflichtungen zu bewältigen«, heißt es darin.
Besonders schlecht seien die Dienstverträge für neue Angestellte, die gänzlich an die neuen, rein flexiblen Dienstverträge gebunden sind. Die Gewerkschaft betont, das britische Arbeitsrecht schreibe Beschäftigten ab dem ersten Arbeitstag das Recht auf langfristig geplante Schichtpläne zu. »Unsere hart arbeitenden Mitglieder in Heathrow werden aus dem Job gedrängt, den manche von ihnen ihr Leben lang ausführen«, erklärte PCS-Generalsekretärin Fran Heathcote vor Streikbeginn.
Die PCS-Mitglieder haben im April, Mai und Juni bereits sieben Tage lang Kampfmaßnahmen umgesetzt, darunter Dienst nach Vorschrift und eine Weigerung Überstunden zu machen. Die aktuellen Arbeitsniederlegungen sollen bis Dienstag andauern. Danach soll bis zum 22. September wieder der Modus des Frühjahres gelten. Laut PCS wird der Streik zu »ernsthaften Störungen für Reisende führen«. Er könne aber abgewendet werden, »wenn auf die Sorgen und Forderungen der Angestellten eingegangen wird«, so Heathcote.
Die Flughafenmanager verlangten, sich »zwischen Betreuungspflichten und ihrem Job entscheiden zu müssen«, erklärte die Gewerkschaftssekretärin. Das dürfe aber eigentlich keine Wahl sein. Der einzige Grund, warum die Grenzer sich entscheiden müssten, liege darin, »dass die Manager sie dazu zwingen«.
Kurz vor Streikbeginn veröffentlichte PCS eine Umfrage unter den Heathrow-Angestellten, um ihre Forderungen zu unterstreichen. So behaupten 79 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder, sie fühlten sich unter Druck gesetzt, länger zu arbeiten. Drei Viertel vermissen demnach notwendige psychologische Unterstützung, obwohl 84 Prozent angeben, sich bei der Arbeit regelmäßig überfordert zu fühlen und 79 Prozent aufgrund der Arbeit an Angstzuständen und Stress leiden. Aufgrund des Drucks am Arbeitsplatz und der psychologischen Auswirkungen sorgen sich der Umfrage zufolge 88 Prozent der Befragten, wie sie ihre Verpflichtungen zu Hause mit ihren Arbeitsverpflichtungen vereinbaren können.
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