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Aus: Ausgabe vom 02.09.2024, Seite 16 / Sport

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Der Fußballtrainer Bruno Labbadia und die Steuer
Von Andreas Müller
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Keine Ausnahme: Auch Bruno Labbadia braucht mehr Geld

Es überrascht kaum, was rund um den geplanten neuen Arbeitsvertrag für den Fußballtrainer Bruno Labbadia beim nigerianischen Fußballverband (NFF) zutage kam. Längst weiß jeder, dass der professionelle Fußball sich zu einer abgehobenen Sphäre entwickelt hat. Einblicke in die Vertragsklauseln dieser Sonderwelt werden der Öffentlichkeit lieber vorenthalten. Labbadia sorgte nun für eine der seltenen Ausnahmen. Entsprechend gebührt dem 58jährigen, der in der Bundesliga etwa für den HSV, den VfL Wolfsburg und bei seinem bisher letzten Engagement bis April 2023 noch einmal beim VfB Stuttgart an der Seitenlinie stand, ein großer Dank.

Ein Dank insbesondere dafür, dass er seinen schon vermeldeten Wechsel zum NFF stornierte. Den Grund dafür nannte freundlicherweise NFF-Präsident Ibrahim Gusau in einer Mitteilung seines Verbandes am 31. August. Gescheitert sei das Engagement an Steuervergünstigungen, die Labbadia einforderte. Genauer: Er habe zwischen 32 und 40 Prozent mehr Salär verlangt, um deutsche Steueransprüche zu erfüllen. Anders gesagt: Er forderte diese üppige Zugabe, um die Einkünfte aus seinem ersten Auslandsjob quasi steuerfrei zu kassieren. »Ich habe ihm klar gesagt«, so Ibrahim Gusau, »dass die NFF auf keinen Fall zustimmen wird, den von den deutschen Steuerbehörden geforderten Steueranteil auf sein Gehalt zu verrechnen.«

Damit musste die Sache natürlich platzen. Wohin kämen Trainer in der Sonderwelt Profifußball denn, wenn sie widerspruchslos akzeptierten, dass vom vereinbarten Bruttogehalt die fällige Steuer abgeht, wie bei allen anderen Arbeitsverträgen auch? Kann sein, dass Bruno Labbadia der Welt hier nur seine ganz privaten Finanzinteressen vor Augen führte. Gut möglich aber auch, dass das, was er von den Nigerianern einforderte, an einem konkreten Beispiel das handelsübliche Geschäftsgebaren der Branche offenbart.

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