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Aus: Ausgabe vom 04.09.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
italienische Autoindustrie

Meloni im Clinch mit Stellantis

Ministerpräsidentin wirbt gleichzeitig um chinesische Automobilproduzenten
Von Gerhard Feldbauer
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Mit Flaggen hat die Faschistin Meloni so ihre Probleme. Die italienische lässt sie an Autos aus marokkanischer Produktion entfernen

In Detroit will der Autohersteller Stellantis die Produktion des Pick-up Ram 1500 Classic einstellen. Ab November wird die Marke Citroën keine Fahrzeuge mehr in Australien vermarkten, wo die Zahl der Zulassungen zwar generell gestiegen, der Absatz französischer Autos aber eingebrochen ist. Befürchtet wird, dass auch Peugeot folgen wird. Die Pläne von Stellantis, die Fabrik in Termoli in eine Gigafactory umzuwandeln, verzögern sich offenbar. Der italienische Minister für Unternehmen, Adolfo Urso, macht das Stellantis-Management verantwortlich. Die Absatzprobleme lägen nicht an fehlender staatlicher Unterstützung. Das Unternehmen müsse seine Marketingpolitik und seine Modelle überdenken.

Stellantis ging 2021 als Holding aus der Fusion von Fiat Chrysler (FCA) und der PSA-Gruppe hervor. 2022 hatte der Konzern mit seinen 14 Marken weltweit fast sechs Millionen Fahrzeuge abgesetzt und damit einen Jahresumsatz von rund 180 Milliarden Euro erzielt. Auch 2023 glänzte Stellantis noch mit Rekordauslieferungen im Wert von 98,4 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Der Absatz batterieelektrischer Fahrzeuge zog um fast ein Viertel an. Im Dezember 2023 dann war Fiat zum ersten Mal seit fast einem Jahrhundert nicht mehr die meistverkaufte Marke in Italien, sondern Volkswagen.

Auch wenn ein erheblicher Teil der Autos außerhalb Italiens hergestellt wird, ist Stellantis derzeit der einzige große Autobauer, der in Italien verblieben ist. Seit der Fusion hat das Unternehmen in Italien jedoch von 51.000 mehr als 10.000 Stellen gestrichen. Im März gab das Unternehmen bekannt, in Turin weitere 1.500 Stellen zu streichen.

Meloni, die von Anfang an gegen die Fusion von Fiat Chrysler und dem französischen PSA-Konzern war und diese als einen Rückschlag für die industriellen Ambitionen Italiens sah, greift nun selbst offen in den Konflikt ein. So zwang sie das Unternehmen beispielsweise, den Namen eines neuen, in dem polnischen Stellantis-Werk in Tychy gebauten Alfa-Romeo-Modells zu ändern. Außerdem lässt sie italienische Flaggen von Stadtautos aus marokkanischer Produktion entfernen.

Gleichzeitig versucht sie, chinesische Autohersteller zur Eröffnung von Fabriken in Italien zu gewinnen. Im Gespräch sind derzeit drei chinesische Betriebe. Am weitesten gediehen seien laut Reuters die mit dem staatlichen Autohersteller Dongfeng, einem führenden chinesischen Unternehmen, das bereits mit westlichen Partnern in Joint Ventures zusammenarbeitet. Die Regierung in Rom könnte sich mit einem Minderheitenanteil an dessen Investitionen beteiligen, die darauf abzielten, ein Drehkreuz für ganz Europa zu errichten. Die Regierung will dabei durchsetzen, dass mindestens 45 Prozent der Zulieferteile aus Italien stammen. Zudem sollten die Daten der verkauften Wagen und damit der italienischen Konsumenten geschützt werden, heißt es bei ANSA.

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