Pakistan bangt um IWF-Kredit
Von Thomas BergerHänderingend hofft das überschuldete Pakistan auf den nächsten Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF). Sieben Milliarden US-Dollar soll er umfassen und noch vor Ablauf dieses Monats endgültig freigegeben werden. Auch Angestellte staatlicher Krankenhäuser oder niedere lokale Finanzbeamte werden die Verhandlungen mit Bangen verfolgt haben, schließlich müssen sie immer wieder um die pünktliche Auszahlung ihrer Gehälter fürchten und gegebenenfalls nach Tagelöhnerjobs Ausschau halten, um ihre Familien durch die nächste Woche zu bringen. Auf der Fachebene war bereits Mitte Juli Einigkeit erzielt worden über die nächste IWF-Tranche, die mit einer Laufzeit von 37 Monaten ausgezahlt werden soll. Die Chefetage des IWF ziert sich aber noch, das endgültige Ja dazu bekanntzugeben. »Wir machen gute Fortschritte, um die Zustimmung des IWF-Direktoriums zu erhalten«, hieß es zuletzt Ende August via Reuters-Mitteilung seitens des Finanzministers Muhammad Aurangzeb.
Erleichterung dürfte in den Kreisen der vom Militär gestützten Regierung in Islamabad geherrscht haben, als die großen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes zuletzt etwas hochstuften. Bei Moody’s ging es am 28. August eine Subkategorie nach oben, von Caa3 auf Caa2. Zuvor hatte Fitch das Land bereits von CCC auf CCC+ heraufgestuft. Pakistanische Anleihen bleiben damit weiterhin hochgradig risikobehaftet. Aber die etwas besseren Bewertungen bringen zum Ausdruck, dass dem Land wieder ein wenig mehr finanzielle Stabilität zugetraut wird. Wobei niemand in Abrede stellt, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt, geprägt von der Aussicht auf neue Kredite, die den Schuldenberg letztlich nur weiter anwachsen werden lassen.
So oder so rutscht das Land also immer tiefer in den Schuldensumpf. Schon jetzt seien die Ausgaben für Zinsen »dreimal so hoch wie die Investitionen und dreieinhalbmal so hoch wie die Ausgaben für Bildung«, schreibt der Wirtschaftswissenschaftler Murtaza Syed im aktuellen Economist, einheimische Medien wie die Tageszeitung The Dawn haben aus diesem Beitrag in den vergangenen Tagen ausführlich zitiert. Syed, der in Oxford studiert hat, war drei Jahre lang Vizechef der Zentralbank und 2022 zwischen Mai und August sogar dreieinhalb Monate deren Direktor. Außerdem hat er 16 Jahre lang für den wegen seiner Kreditvergabepraxis berüchtigten IWF gearbeitet. Es komme auf eine umfassende Schuldenumstrukturierung an, hatte der Ökonom bereits im März 2023 im Economist erklärt, und dabei kritisiert, dass Politik und IWF die Interessen der ärmeren Bevölkerungsgruppen unberücksichtigt ließen. Die Inflation hatte 2023 bei bis zu 30 Prozent gelegen. Im Juli ist die Rate laut »Consumer Price Index« nun zwar weiter gesunken, aber auf immer noch 11,1 Prozent – die Armut im Land hat sich auch damit weiter verschärft. Mehr und mehr Familien aus der unteren Mittelschicht stehen vor dem sozialen Absturz oder leben bereits im nackten Elend.
Der jetzige Zentralbankchef Jameel Ahmad hofft auch auf neue Kredite von Privatbanken aus den Golfstaaten. Wie er am 27. August gegenüber Reuters erklärte, könnten diese Kredite sich im angelaufenen Haushaltsjahr 2024/25 auf vier Milliarden US-Dollar summieren. Laut The Dawn hat Saudi-Arabien bereits signalisiert, seine bisher fünf Milliarden US-Dollar umfassende bilaterale Hilfe wie erbeten um weitere 1,5 Milliarden aufzustocken.
Mit China verhandelt Pakistan derzeit darüber, Energieprojekte im Rahmen des 62 Milliarden schweren China-Pakistan Economic Corridor (CPEC) – regionaler Teil der neuen Seidenstraße alias Belt and Road Initiative (BRI) – nicht mit importierter, sondern heimischer Kohle umzusetzen. Insgesamt steht Pakistan bei seinen drei wichtigsten Geldgebern China, Saudi-Arabien und den Vereinigten Emiraten mit 27,5 Milliarden Dollar in der Kreide. Mindestens zwölf Milliarden davon sollen für den neuen IWF-Nothilfe-Kredit noch umgeschichtet werden. Dem Währungsfonds geht es dabei vorrangig um Laufzeitverlängerungen von drei auf fünf Jahre.
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