Die Neue ist da
Von Ken MertenZuerst: »Wow, Sandra Nasić!« Dann: »Nee, passt wohl auch vom Alter her nicht.« Und tatsächlich: Guano Apes haben nicht ihre Frontfrau an Linkin Park abgetreten. Die Blonde mit den tausendtaschigen Cargohosen, die da beim per Livestream auf Youtube ausgestrahlten Welttourneeauftakt auf der Bühne steht, ist Emily Armstrong. Das 38jährige Gründungsmitglied der Rockband Dead Sara tritt die Nachfolge des 2017 verstorbenen Chester Bennington an. Damit endet eine passive Bandetappe, in der neben Tributekonzerten als Trauerarbeit und Jubiläumsveröffentlichungen wenig passierte. Im Februar kam »Friendly Fire«, ein bis dato unveröffentlichter Song mit Benningtons Stimme, im Zuge der Singlesammlung »Paper Cuts« (2000–2023) heraus. Die Zeichen verdichteten sich.
Nun steht nicht nur eine Tour mit sechs Gigs an; für Mitte November ist auch ein neues Album angekündigt: »From Zero« wird der achte Langspieler. Dazu gab es auch die erste Auskopplung: »The Emptiness Machine«. Musikalisch an die Phase ab »Minutes to Midnight« (2007) anknüpfend, werden jene Themenkomplexe Depressionen, selbstverletzendes Verhalten und Zurichtungen aufgegriffen, die Bennington bereits in seinen Lyrics verarbeitete. Nicht zufällig ist dabei die Zeile »I only wanted to be part of something«, die Mike Shinoda da singt.
Das wollten viele: Die Gerüchteküche lief heiß, wer nun den lang für unersetzbar geltenden Bennington samt dessen großer Gesangsbreite mit so bruchlosen wie zahlreichen Umschwüngen ins Falsett ersetzen könne. Deryck Whibley, der bald auf Abschiedstour gehenden Sum 41 kursierte da als Name, auch Oli Sykes von Bring Me the Horizon, sogar Jennifer Weist der auf Usedom gegründeten Combo Jennifer Rostock. Letztlich wurde mit Armstrong eine bislang eher in Nischen bekannte US-amerikanische Landsfrau ans Mikrofon gebeten. Nicht nur in Anbetracht der eingelegten Trauerpause ein konträres Vorgehen zu anderen ikonischen Rockbands: Bei AC/DC wird man schon mal wegen ausgeleierten Stimmbändern im Corpus vivum für ein paar Shows durch Axl Rose ersetzt, so schnell kann man gar nicht »Live Wire« sagen.
Linkin Parks Entscheidung, zeigt der erste gemeinsame Auftritt, war klug: Armstrong kann es ähnlich wie Bennington, ohne durch Eigenprominenz das Projekt zu überstrahlen oder durch zu rauhe Präsenz den langjährigen Prozess Linkin Parks weg vom Nu Metal hin zu Filmsoundtrack und Stadionrock zu konterkarieren.
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