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Aus: Ausgabe vom 07.09.2024, Seite 4 (Beilage) / Wochenendbeilage
Griechenland

Rebellen von Yedi Kule

Griechenland: Ein Teil der Akropolis von Thessaloniki ist das Heptapyrgion. Das ehemalige Gefängnis ist heute ein Museum
Von Ivett Polyak-Bar Am
Die Zellen im Männergefängnis von Yedi Kule
In den Zellen des Männergefängnisses waren mehrere Insassen inhaftiert
Am Gemäuer und den Gittern des Frauengefängnisses haben Zeit und Witterung ihre Spuren hinterlassen
Gespenstische Leere: Ein Gang im Männergefängnis
Mit Stacheldraht bewehrt: Außenmauer des Frauengefängnisses
Mehrfach gesichert: Eingangstür zum Männertrakt
Verriegelt: Das Außenschloss einer Zelle

Es ist bis heute in Griechenland bekannt aus Musik und Literatur: das Heptapyrgion oder türkisch Yedi Kule in Thessaloniki. Die als Gefängnis berüchtigte Anlage besteht aus zwei Einheiten: der byzantinischen Festung und den jüngeren Erweiterungen im Inneren und Äußeren. Das Heptapyrgion liegt am nordöstlichen Ende der Akropolis, seine Entstehung reicht möglicherweise in die Zeit vor dem siebenten Jahrhundert zurück. Anders, als es der Name, der übersetzt »sieben Türme« bedeutet, nahelegt, besteht es aus zehn Türmen und ihren Zwischenräumen mit dem »Peridromos«, dem Weg, der oben auf der Mauer verläuft. Die Nordseite mit fünf Türmen, die abwechselnd quadratisch und dreieckig sind, ist Teil der Akropolismauern. Mit Errichtung des Südteils entstand wahrscheinlich um das zwölfte Jahrhundert ein geschlossener Verteidigungsraum. Die nach der Eroberung der nordgriechischen Stadt durch die Türken 1431 am Haupteingangsturm der Festung angebrachte Inschrift kündigt die osmanische Bauphase an.

Zum Gefängnis umfunktioniert wurde das Heptapyrgion 1890. Das Männergefängnis wurde zusammen mit den Nebengebäuden, dem Besucherbereich, dem zentralen Wachhaus und der Kirche im Inneren der Festung untergebracht. Die Verwaltungsgebäude, einige Nebenräume, das Frauen- und das Militärgefängnis sowie die Isolationskammern wurden an der äußeren Südseite der Festung errichtet. 1989/1990 wurde das Gefängnis an einen anderen Ort verlegt, und die Festung Heptapyrgion wurde aus der Zuständigkeit des Justizministeriums dem Kulturministerium übertragen.

Viele der Insassen waren politische Gefangene und Rebellen, die gegen den autoritären Staat kämpften und verfolgt wurden. Yedi Kule kommt in vielen Volksliedern vor. Der Musikstil Rembetiko, der oft auch als griechischer Blues bezeichnet wird, erzählt von dem harten Alltag im Gefängnis und den Leiden und Sorgen seiner Insassen, aber auch von der Hoffnung, die viele Gefangene sich bewahrten. Zwei der Hauptinstrumente waren die Bouzouki und die Baglama. Letztere war einfach herzustellen und leicht zu verstecken vor den Wachen. In den Zellen schufen die Insassen ihre Lieder, die sie meist gemeinsam sangen, wobei jeder eine Strophe dichtete.

Auf den Spuren der Gefangenen in den Fluren gelangt man auf die Treppen und in die kleinen Zellen in den Männer- und Frauenflügeln, in die Höfe und umliegenden Räume. Man findet diese stillen Räume ohne menschliche Präsenz, ohne einen Abdruck des Lebens und der Zeit. Plakate, Briefe und persönliche Gegenstände der damaligen Insassen enthüllen Botschaften der Hoffnung und der Verzweiflung. Der bunt angestrichene Putz ist von den rissigen Wänden abgeblättert, die wackelige gusseiserne Treppe, die früher zum Frauenflügel führte, wurde repariert, und die undurchdringlichen äußeren Steinmauern offenbaren jetzt nicht mehr die Pracht der antiken und byzantinischen Architektur, die dieses Gebäude einst auszeichnete. Das Gefängnis spiegelt eine Realität wider, die nicht mehr existiert. Die Verliese sind leer, nur wenig erinnert an die frühere Gegenwart ihrer Insassen, die mit ihren Stimmen aber in der Phantasie wiederzukehren scheinen.

Das Echo der Gefängnisse

Anapli und Yedi Kule.

Das Echo der Glocken

Syndrou und Parapigmala.

Wenn du eine Mutter mit

einem fühlenden Herzen bist,

komm eines Tages und besuche mich.

Komm, bevor sie mich verurteilen,

damit sie mich freilassen.

Markos Vamvakaris, 1936

(Variation eines Liedes vom Anfang des 20. Jahrhunderts)

*

Existieren sie, frage ich mich,

unter diesen zerstörten Linien, Gipfeln,

Tälern und Kurven

existieren sie, frage ich mich,

hier, wo man dem Vorbeiziehen

von Regen und Wind und Abfall begegnet,

existieren sie, die Bewegung des Gesichts,

die Form der Zärtlichkeit derjenigen,

die in unserem Leben

so seltsam selten geworden sind.

Georgios Seferis, Der König von Asine, 1938

*

Jenseits des Yedi Kule

sind die Burgen zerfallen,

ertrunken in ihrem Schmerz,

Tag und Nacht

singen sie wie Brüder,

und ihre Herzen klopfen.

Ich sitze auch im Gefängnis.

Giorgos Papasideris, Yedi Kule, 1934

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