75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Sa. / So., 23. / 24. November 2024, Nr. 274
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 09.09.2024, Seite 1 / Inland
Milliarden für VW-Aktionäre

VW-Chef will »Erfolgswagen«

Linke-Chefin verlangt Rückzahlung der Aktionärsausschüttungen. IG Metall bekräftigt Tarifforderungen
Von Susanne Knütter
Volkswagen_Sachsen_B_83372659.jpg
Suchen Käufer: Elektroautos von VW (Zwickau, 5.9.2024)

So ganz klar benennen will die Ursachen der Krise bei VW niemand. Der VW-Konzernchef erklärte am Sonntag noch einmal, was aus seiner Sicht die Gründe sind. In Europa würden weniger Fahrzeuge gekauft. Gleichzeitig drängten neue Wettbewerber aus Asien mit Wucht in den Markt. »Der Kuchen ist kleiner geworden, und wir haben mehr Gäste am Tisch«, sagte Oliver Blume gegenüber Bild am Sonntag. Die Lage bei der Marke sei »alarmierend«, so ernst, dass man nicht einfach alles weiterlaufen lassen könne wie bisher.

Der VW-Chef will deshalb etwas wagen. Das Wort stecke ja schließlich in Volkswagen, betonte Blume. »Wir müssen wieder etwas wagen: Erfolg wagen.« Leider ist die Kostenverteilung für den anvisierten »Erfolgswagen« wieder sehr einseitig: Seit voriger Woche weiß man um einen verschärften Sparkurs, auch Stellenstreichungen und Werksschließungen werden nicht mehr ausgeschlossen. Linken-Kochefin Janine Wissler verwies deshalb am Sonnabend auf die 4,5 Milliarden Euro, die VW im vergangenen Geschäftsjahr an seine Aktionäre ausgeschüttet habe. Es sei »unfassbar schäbig«, dass der Volkswagen-Konzern nun behaupte, »er könne fünf Milliarden Euro nicht auftreiben«, sagte sie der Rheinischen Post. »Wenn VW wirklich so dringend Geld braucht, dann sollen die Großaktionäre wie der Porsche-Piëch-Clan diese 4,5 Milliarden Euro zurückzahlen.«

Wer meint, in der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie, die diese Woche beginnt, gehe es vor dem Hintergrund des »Bebens in Wolfsburg« (dpa) »auch und womöglich zuallererst um sichere Arbeitsplätze im Hochlohnland Deutschland« (dpa), hat sich geschnitten. Die erste Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, betonte am Sonnabend: »Die Unternehmen verdienen mit den Beschäftigten gutes Geld, teilweise mit Toprenditen.« Weder die Kollegen noch ihre Entgelte seien für die schwierige Lage bei einzelnen Unternehmen verantwortlich. »Im Gegenteil«, sie seien ein »Chancenfaktor für das gesamte Land«. Die Konjunktur brauche jetzt steigende Kaufkraft.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (9. September 2024 um 11:18 Uhr)
    Der Lohnkostenanteil an den Gesamtstückkosten bei der PKW-Herstellung liegt meiner Erinnerung nach schon lange deutlich unter 5 %. Wenn die nächsten Generationen überhaupt noch eine Überlebenschance haben sollen, muss der »Individualverkehr« (auch der mit E-Antrieb) schnellstens drastisch reduziert und eingeschränkt sowie der ÖPNV massiv ausgebaut werden. Das wäre vielleicht(!) ein »Erfolgskonzept«, statt eines nostalgischen PR-Tanzes um den ollen Käfer. Der »Käfer« gehören längst zu den ausgestorbenen Arten. Oder ist jemandem in den vergangenen Jahren irgendwo noch ein Maikäfer begegnet?