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Aus: Ausgabe vom 09.09.2024, Seite 16 / Sport
Tennis

Schlachtfeld Tennisplatz

So heiß waren die diesjährigen US Open
Von Jan Decker
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Diesmal blieb der Schläger heil: Nach dem zweiten Platz im Vorjahr feierte Aryna Sabalenka ihren ersten US-Open-Titel im Einzel (7.9.2024)

Nach dem Teilrücktritt von Rafael Nadal, dem vollständigen Rücktritt von Roger Federer und mit einem im Herbst seiner Karriere gelandeten Novak Đoković bröckelt die Dominanz der großen drei des Herrentennis. Dadurch wird alles spannender. Wie beim Damentennis wechseln die Grand-Slam-Sieger nun wieder häufiger. Genau deshalb erwarteten viele in diesem Jahr ein durchaus wildes US Open (26.8.–8.9.), das letzte der vier Grand-Slam-Turniere.

Und es wurde wild! Carlos Alcaraz leistete sich eine merkwürdige Niederlage in der zweiten Runde gegen Botic van de Zandschulp, er haderte wie kurz zuvor beim Vorbereitungsturnier in Cincinnati mit fehlender Schlagpräzision. Vielleicht leckte er noch die Wunden seiner bitteren Olympia-Finalniederlage vor einigen Wochen. Der Spanier hat mit 21 Jahren noch alles vor sich, muss emotional aber stabiler werden. Fast voraussehbar war die Drittrundenniederlage von Novak Đoković: Ja, sein Gegner Alexei Popyrin spielte an diesem Tag unglaublich, doch normalerweise hätte der Serbe ihn mit seiner Returnstärke kontrolliert. Nur leider steckt in ihm eben eine Diva: Đoković gewann in Paris Olympiagold, seitdem ist er titelsatt, und da spielt er immer sein schlechtestes Tennis.

Skandal um Jannik Sinner: Vor dem Turnier kam heraus, dass die italienische Nummer eins der Weltrangliste im März zweimal positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet worden war. Das Dopingverfahren gegen ihn wurde sehr sportlerfreundlich im Hintergrund geführt, ohne vor dem Urteilsspruch der International Tennis Integrity ­Agency (ITIA) jetzt bekannt zu werden. Freispruch! Man folgte der Kontaminationstheorie von Sinners Anwälten, wonach Sinners Masseur, der mit der Chemikalie eine eigene Wunde am Finger behandelt hatte, das Clostebol versehentlich auf ihn übertrug … Weil die Geschichte so schön ist, glauben wir sie einfach mal, von einigen Kollegen kamen natürlich ätzende Kommentare. Der Überflieger spielte als einziger der großen Namen in New York ein makelloses Turnier und stand am Sonntag im Finale (nach Redaktionsschluss).

Sein Gegner dort hieß Taylor Fritz, der sich im Frühherbst seiner Karriere mit dem ersten Grand-Slam-Final­einzug beschenkte. In den Vorrunden hatte er angenehme Gegner, doch dann kam der Doppelwumms: Erst Alexander Zverev, der Deutsche ist gerade eigentlich bärenstark. Doch gegen Fritz wirkte er wie bereits häufiger in den letzten Jahren überspielt, er sollte kürzer treten. Im Halbfinale war der US-amerikanische Konkurrent Frances Tiafoe athletisch leicht unterlegen, konnte den 2:1-Satzvorsprung gegen Fritz nicht ausspielen (4:6, 7:5, 4:6, 6:4, 6:1).

Sinnbildlich für die New Yorker Hitze- und Abnutzungsschlacht war, dass sich der junge britische Halbfinalist Jack Draper während seines Spiels mehrmals auf dem Platz übergeben musste. Und wie Damen und Herren die Nächte munter durchspielten, weil die Organisatoren das so wollten. Ein Matchbeginn nach Mitternacht (Ortszeit) kam bei diesen US Open zum Beispiel beim Drittrundenspiel der späteren Turniersiegerin Aryna Sabalenka (Belarus) vor, einige Dutzend Menschen verloren sich da noch im Stadion. Die Balljungen und -mädchen waren wie die Spielerinnen selbst an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit gebracht. Das alles nur, weil mit den Nachtschichten der Verkauf der Tageskarten zusätzlich stimuliert werden soll. Idiotisch.

Das Schlachtfeld war also auch für die Damenkonkurrenz bereitet, und auch hier patzte die Favoritin Iga Świątek (Polen) schon früh, was der schwankenden Formkurve ihres Tennisjahrs entspricht. Es wurde auch hier die Stunde der US-Amerikanerinnen. Aber nicht jene der Vorjahressiegerin Coco Gauff, die durch ihre schwache Vorhand und einen katastrophalen Aufschlag verwundbar ist und folgerichtig ausschied. Die 23jährige New Yorkerin Emma Navarro war dagegen erst im Halbfinale durch Sabalenka zu stoppen. Und die andere US-Amerikanerin, Jessica Pegula, schaltete sehr schnöde Karolína Muchová aus Tschechien aus, die das zur Zeit schönste Tennis auf dem Planeten spielt. Ein hochklassiges Finale entschied am Samstagabend unserer Zeit dann knapp Aryna Sabalenka für sich (7:5, 7:5), es ist ihr erster US-Open-Titel.

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