Kapitalbosse in Alarmstimmung
Von Oliver RastEin »Weckruf« soll es sein – einer der Kapitalkapitäne und Industriebosse für »dringende Reformen und Investitionen«. Denn rund ein Fünftel der industriellen Wertschöpfung in der BRD sei bedroht. Akut. Das geht aus einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und des kapitalnahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.
Der »Industriestandort Deutschland« stehe »am Scheideweg«, meinte BDI-Chef Siegfried Russwurm gleichentags in der Hauptstadt. »Das Risiko einer Deindustrialisierung durch die stille Abwanderung und Aufgabe gerade vieler Mittelständler nimmt kontinuierlich zu und ist teils schon eingetreten.« Um künftig international »wettbewerbsfähig« zu sein, seien laut Studienmachern private und öffentliche Mehrinvestitionen in Höhe von 1,4 Billionen Euro bis 2030 nötig. Etwa für die klimaneutrale Transformation »fossiler« Energiebranchen. Schnelle Konjunkturprogramme seien indes keine Lösung. Hingegen müsse ein »großer Wurf« gelingen, damit sich Deutschland als Wirtschaftsmacht neu erfinden könne.
Viel Gerede, viele Superlative von Russwurm und Co. Zur Investitionswende gehöre aber, »endlich die wirklichen Probleme dieses Landes anzugehen«, wurde Janine Wissler am Dienstag in einer Mitteilung zitiert. Bloß was macht Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)? Der wolle »das Land aus der Krise sparen«, so die Vorsitzende der Partei Die Linke weiter. »Wenn wir jetzt nicht in Straßen, Schienen und Schulen investieren, verpassen wir den Anschluss.« Und verzocken eine soziale Perspektive.
Gleichfalls kritisierte Christian Leye die »Investitionsverweigerer der Ampel«. Die selbsternannte Fortschrittskoalition sei inzwischen zu einer Deindustrialisierungskoalition verkommen, sagte der Generalsekretär des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) am Dienstag zu jW. Und weiter: An einer Reform der Schuldenbremse, die öffentliche Investitionen im großen Maßstab ermögliche, führe kein Weg vorbei, »soll das Abschmelzen der ökonomischen Basis noch verhindert werden«.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (11. September 2024 um 09:02 Uhr)Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Mal die berühmt-berüchtigte schwäbische Hausfrau fragen. Wer Milliarden Euro in ein faschistisches Regime in Kiew investiert, dem fehlen die Euro im eigenen Land. Diesen Rückschluss traut sich der BDI-Mensch aber nicht zu ziehen. Leider kommt nur ein Pfeifen im Walde.
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Fjerritslev (10. September 2024 um 21:11 Uhr)Knapp daneben ist auch vorbei. Frau Wissler verwechselt mal wieder Ursache und Wirkung. Straßen, Schienen und Schulen verkommen, weil vorhandenes Geld für was anderes ausgegeben wird. Fehlendes Geld wird durch Umverteilung von Unten nach Oben erzeugt, Verluste vergesellschaftet, Gewinne privatisiert. Die Schuldenbremse ist ein Teil dieses Mechanismus. Der Mechanismus bleibt auch nach einer möglichen Aufhebung/Abschwächung der Schuldenbremse in Funktion. Die GegnerInnen der Schuldenbremse sollten das berücksichtigen! Zu Herrn Russwurm: Schlappe 300 Milliarden pro Jahr in den nächsten fünf Jahren sollten sich locker mit je einem Dreifachwumms mobilisieren lassen.
Mehr aus: Inland
-
»Um das Wohl der Afghanen ging es nie«
vom 11.09.2024 -
Aufklärung bleibt aus
vom 11.09.2024 -
Schwarze Ampel
vom 11.09.2024 -
Unter Kriegsbedingungen
vom 11.09.2024 -
Die neue FDP-Normalität
vom 11.09.2024 -
»Er dient der Eindämmung konkurrierender Institutionen«
vom 11.09.2024