Herrin der Ringe
Von Jens WalterDas sind echte Probleme. Wie blöde fotografierten Touristen den mit gigantischen olympischen Ringen verzierten Eiffelturm in den vergangenen drei Monaten. Auch die Pariserinnen und Pariser goutierten das olympische Symbol am Wahrzeichen der Stadt. Doch kaum sind die Sommerspiele beendet, ist ein heftiger Streit darüber entbrannt, ob die tonnenschweren Ringe dauerhaft am Eiffelturm hängen bleiben sollen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo will es so. Andere nicht. Es gibt mehrere Unterschriftenkampagnen, die Nachfahren von Gustave Eiffel schalteten sich ein, und mit der Kulturministerin Rachida Dati hat die Bürgermeisterin eine handfeste politische Rivalin als Gegnerin.
Hidalgo hält von Diskussionen grundsätzlich nicht viel: »Als Bürgermeisterin von Paris liegt die Entscheidung bei mir, und ich habe die Zustimmung des Internationalen Olympischen Komitees. Also ja, sie werden am Eiffelturm bleiben«. Das sagte sie Ende August.
Die fünf ineinander verschlungenen Ringe, 29 Meter breit und 15 Meter hoch, die zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk des Turms montiert sind, müssten jedoch durch eine Nachbildung ersetzt werden, da sie »zu schwer sind, um dauerhaft standzuhalten, insbesondere bei Winterwinden«, sagte Hidalgo. Klar, niemand möchte so einen mordsschweren Ring auf den Fuß bekommen. Damit das nicht passiert, hat Hidalgo bereits leichtere Ringe bei der Firma Arcelor-Mittal bestellt.
Dass der Eiffelturm nach 135 Jahren sein Erscheinungsbild auf Dauer ändern soll, schmeckt freilich nicht allen. »Der Platz der olympischen Ringe während dieser Spiele war am Eiffelturm, aber sobald die Zeit des Feierns vorbei ist, muss unser symbolträchtiges Monument zu seiner Natürlichkeit zurückfinden«, heißt es etwas ungelenk in einer Onlinepetition. 41.000 Menschen haben sie bisher unterzeichnet. Da ist noch Luft.
Eine andere Petition bemängelt, »die dauerhafte Installation der olympischen Ringe würde die Ästhetik dieses historischen Monuments verfälschen und seine unverkennbare Silhouette verändern«. Da ist was dran. Außerdem würden die Ringe die von Rost zerfressene Struktur des Eiffelturms mit zusätzlichem Gewicht belasten. »Die Priorität der Stadt Paris sollte die Erhaltung und Restaurierung des Turms sein, nicht seine Beschädigung.«
Kulturministerin Rachida Dati hat auch eine Meinung, sie verweist darauf, dass jede Änderung am Eiffelturm als geschütztem Denkmal einer Genehmigung und einer Folgenabschätzung bedürfe. »Das Aufhängen der olympischen Ringe war durch das Olympia-Gesetz ausnahmsweise davon ausgenommen worden, allerdings nur vorübergehend.«
Und was sagt die Vereinigung der Nachkommen von Turmerbauer Gustave Eiffel? Man halte es »nicht für angebracht, dass der Eiffelturm, der seit seiner Errichtung vor 135 Jahren zum Symbol von Paris, ja, von Frankreich selbst geworden ist, dauerhaft das Symbol einer externen Organisation erhält, ganz gleich, wie hoch ihr Prestige ist«.
Bürgermeisterin Hidalgo hat derweil ihr Ansinnen etwas entschärft. Die Ringe sollten bis zu den nächsten Olympischen Sommerspielen 2028 in Los Angeles am Turm bleiben. Und danach? Nur vielleicht noch. Ihr neuester Coup betrifft das olympische Feuer bzw. die Feuerschale. Die möchte Hidalgo nun aber auf jeden Fall in Paris behalten dürfen. Und zwar für immer. Wird man sehen. Wir bleiben dran.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
Mehr aus: Sport
-
Aus vergangenen Zeiten
vom 13.09.2024