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Aus: Ausgabe vom 13.09.2024, Seite 2 / Inland
Unblock Cuba

»Kuba steht mit dem Rücken zur Wand«

Kubaner kämpfen seit 62 Jahren gegen US-Embargo. Versorgungslage aktuell schwierig. Solidaritätskampagne startet. Ein Gespräch mit Jutta Kausch
Interview: Hendrik Pachinger
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Die völkerrechtswidrige Blockade gegen den karibischen Inselstaat Kuba besteht nun bereits seit 62 Jahren. In Berlin startet Ihre jährliche Kampagne für das Ende des von den USA initiierten Embargos. Wie ist die wirtschaftliche Situation vor Ort?

Die Blockade ist umfassend und der primäre Grund für die heutige prekäre Situation in Kuba. Oder wie die Kubaner sagen: Die Lage ist »sehr komplex«. Kuba befindet sich – seit der sozialistische Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe auseinanderfiel – in einer permanenten Ausnahmesituation. Nach wie vor hält Kuba an seinem Vorhaben fest, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen. Allen Menschen eine gesundheitliche Versorgung zu gewährleisten, Bildung für alle zu ermöglichen, die Grundbedürfnisse wie Wohnen und Essen zu befriedigen, das ist das erklärte Ziel. Dafür braucht es ein hohes Maß an Gestaltungswillen und Visionen, aber auch eine stabile wirtschaftliche Situation. Und dass es die nicht gibt, daran arbeiten die USA seit 1960 kontinuierlich.

Welche konkreten Auswirkungen hat das Embargo für die Bevölkerung?

Als die Coronapandemie die Welt ins Chaos stürzte und weltweite Solidarität gefragt war, war das für die USA ein willkommener Anlass, die Sanktionen gegen Kuba noch einmal zu verschärfen. Aber Kuba nahm diese Herausforderung an, entwickelte seine eigenen Impfstoffe, schickte Ärzte dorthin, wo sie gebraucht wurden, zeigte sich solidarisch. Der Tourismus, eine der wichtigsten Einnahmequellen, versiegte und hat sich bis heute nicht wieder gänzlich erholt.

Die Blockade ist nicht der einzige externe Faktor …

Der Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterereignisse wie Hurrikans, Dürreperioden und dergleichen treffen Kuba in besonderem Maße. Die Produktion stagniert, die alltägliche Versorgung ist schlecht. Die Weltökonomie, geprägt durch die Kriege und Hegemonialansprüche des »Wertewestens«, lässt die Preise explodieren, bei Nahrungsmitteln ebenso wie bei Transport- und Energiekosten. Kuba steht mit dem Rücken zur Wand. Der frühere Botschafter Kubas in Berlin fasste das sinngemäß einmal so zusammen: »Die kubanische Bevölkerung und auch die Regierung sind täglich hauptsächlich damit beschäftigt, die Effekte der Blockade zu regeln. Zu ihrer eigentlichen Arbeit, dem Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, kommen sie immer weniger.«

Gibt es aus Ihrer Sicht auch eine Verantwortung der politischen Führung Kubas?

Es werden natürlich auch Fehler gemacht, falsche Entscheidungen getroffen. Neues wird ausprobiert, was dann wieder fallengelassen werden muss. Ein permanenter Überlebenskampf. Das überlastet eine Bevölkerung schwer. Viele sind müde und haben keine Hoffnung mehr, dass sich die Blockade in absehbarer Zeit erledigt haben wird, und so verlassen vor allem junge, gut ausgebildete Menschen das Land.

Die Blockade wird international als kriegerischer Akt gewertet. Was können friedenspolitisch orientierte Menschen dagegen tun?

Seit 1992 findet jährlich eine Abstimmung in der UN-Vollversammlung statt, in der die Nationen der Welt sich dafür aussprechen, diese schändliche Blockade unverzüglich aufzuheben. 2023 waren es 187 Länder, die das forderten, bei lediglich zwei Gegenstimmen von den USA und Israel. Solange daraus keine Änderung im politischen Handeln folgt, sind diese Abstimmungen aber nichts als leere Hülsen. Da müssen friedensbewegte Menschen ansetzen mit ihren Forderungen.

Für den 21. September rufen Sie zu einer Fahrraddemonstration in Berlin auf. Was möchten Sie damit erreichen?

Damit tragen wir unsere Forderung nach Aufhebung der US-Blockade zum vierten Mal in Folge auf die Straße. Wir erreichen damit Menschen außerhalb unserer Kreise, kommen mit Passanten ins Gespräch und sensibilisieren sie für eine seit über 60 Jahren bestehende Ungerechtigkeit. Vor der diesjährigen UN-Abstimmung wird die Kampagne »Unblock Cuba«, an der unsere Freundschaftsgesellschaft mitarbeitet und die ja auch von junge Welt unterstützt wird, Mahnwachen, Briefkampagnen und Veranstaltungen organisieren. Im November trifft sich dann die europäische Solidaritätsbewegung mit Kuba in Paris, um über weitere gemeinsame Aktionen zu beraten.

Jutta Kausch ist Vorsitzende der Freundschaftsgesellschaft Berlin–Kuba e. V.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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