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Aus: Ausgabe vom 13.09.2024, Seite 4 / Inland
 Infrastruktur Am Ende

Bröckelnde Substanz

Nach Brückeneinsturz Rufe nach Maßnahmen
Von Kristian Stemmler
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Außer Betrieb: Besichtigung der Bruchstelle der Dresdner Carolabrücke am Mittwoch

Nach dem Einsturz eines Teils der Dresdner Carolabrücke am Mittwoch wird über den Zustand der Brücken in der BRD diskutiert. Die in der Elbe liegende Brücke versinnbildlicht fehlende Investitionen in die Infrastruktur. Der Brückenexperte Martin Mertens erklärte gegenüber dem RND, dass bei den Großbrücken alle, die vor 1980 gebaut worden sind, »Problempatienten« seien. Dies sei wegen des Baubooms nach dem Zweiten Weltkrieg die Mehrzahl. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, sagte dem WDR, viele Brücken seien bereits seit Jahren »in sehr kritischem Zustand«, vorbeugende Reparaturen seien oft nicht erfolgt.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie forderte am Donnerstag, der Sanierung von Brücken höchste Priorität einzuräumen. Der Vorfall in Dresden zeige, »wie hochsensibel unsere Verkehrsinfrastruktur ist«, sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller dem RND. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund verlangte eine »Investitionsoffensive Infrastruktur«. Der Brückeneinsturz mache »auf erschreckende Weise deutlich, dass Deutschland von der Substanz lebt«, erklärte der Hauptgeschäftsführer des kommunalen Spitzenverbandes, André Berghegger, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Den Kommunen fehlten aber die Mittel für dringend notwendige Sanierungen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte in der Haushaltsdebatte im Bundestag am Mittwoch betont, dass 2025 mehr als neun Milliarden Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitstünden. »Angesichts des Notwendigen« seien die bisherigen Investitionen, die die Regierung getätigt hätte, aber »immer noch viel zuwenig«, kritisierte Katharina Dröge, Fraktionschefin von Bündnis 90/Die Grünen, gegenüber dem RBB. Schärfer äußerte sich Martin Schirdewan, Kovorsitzender der Partei Die Linke. Die deutsche Infrastruktur werde immer maroder, die »Schuldenbremse« müsse »endlich weg« und »Superreiche angemessen besteuert« werden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (12. September 2024 um 21:41 Uhr)
    Herr Schirdewan möge bitte erklären, wie er das herrschende System dazu bewegen kann, nach Aufhebung/Einschränkung der Schuldenbremse zusätzlich verfügbare Mittel in für »das Volk« sinnvolle Maßnahmen zu stecken. Offenbar existieren parallele Entwicklungen in Infrastruktur und politischer Geisteskraft (auch bei der PdL).

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