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Aus: Ausgabe vom 13.09.2024, Seite 8 / Abgeschrieben

Brückeneinsturz von Dresden – die späte Rache der DDR?

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11. September 2024 in Dresden: Teile der Carolabrücke über die Elbe sind eingestürzt

Zum Einsturz der Carolabrücke in Dresden erklärte Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, am Donnerstag:

Dank eines aufmerksamen und wachsamen Mitarbeiters der Behörden in Dresden wissen wir: Schuld am Brückeneinsturz ist die DDR. Damit sind natürlich auch die Russen schuld, die sind ja irgendwie schuld an der DDR. Welch ein Unsinn!

Im Sauerland (NRW) ist eine Autobahnbrücke gesprengt worden, weil sie marode ist. Der Verkehr quält sich jetzt durch Lüdenscheid und quält dort die Menschen. Wer Bahn fährt, wer ins Krankenhaus muss, wer Kinder im Kindergarten oder in der Schule hat, weiß: Die Infrastruktur in diesem Land verrottet seit Jahren, weil das Geld in die Rüstung und zu den Konzernen fließt. Viele Kommunen sind tief verschuldet, auch das ist eine Folge der Politik des Bundes. Die Folge: Sporteinrichtungen, Bibliotheken, Jugendzentren werden geschlossen, ganze Stadtteile sind abgeschrieben.

Das soll noch schlimmer werden, weil dieses Land kriegstüchtig werden soll. Hochrüstung, Waffenlieferungen und Stationierung neuer Raketen locken aber auch den Krieg in unser Land. Die Gefahr ist real, dass die Infrastruktur in Zukunft nicht nur zerfällt, weil sie kaputtgespart wird. Die Gefahr eines Krieges in Deutschland wächst.

Der Brückeneinsturz in Dresden mahnt: Auf die Straße gegen Hochrüstung und Kriegstreiberei! Auf zur Demonstration am 3. Oktober in Berlin!

Anlässlich der Bundestagsdebatte über den Gesetzentwurf zum »Sicherheitspaket«, das Verschärfungen im Migrationsrecht enthält, teilte das Deutsche Institut für Menschenrechte am Donnerstag mit:

(…) Einige der im »Sicherheitspaket« vorgeschlagenen Maßnahmen stehen (…) grundlegenden menschenrechtlichen Standards und EU-Vorgaben entgegen.

Besonders kritisch sehen wir:

- Den geplanten Ausschluss von Sozialleistungen für Schutzsuchende, für deren Asylverfahren ein anderer EU-Mitgliedstaat zuständig und deren Abschiebung bereits angeordnet ist. Durch den Leistungsausschluss sollen die Menschen zu einer Ausreise bewegt werden. Freiwillige Ausreisen sind in der Regel jedoch gar nicht möglich; statt dessen werden Überstellungen durch die Behörden angewiesen. Ein vollständiger Leistungsausschluss widerspricht außerdem den Vorgaben der aktuellen und der künftigen EU-Aufnahmerichtlinie und führt – wenn er denn flächendeckend und konsequent umgesetzt würde – zu Verelendung und Obdachlosigkeit.

- Den geplanten biometrischen Abgleich von erkennungsdienstlich gewonnenen Lichtbildern von Schutzsuchenden mit Internetdaten durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Er verstößt gegen Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung und künftig auch der Verordnung über künstliche Intelligenz. Mit der neuen Regelung würde das BAMF die Befugnis erhalten, das Internet unbegrenzt nach biometrischen Daten Unbeteiligter zu durchforsten.

Das Fundament unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaats ist die Achtung und der Schutz der Menschenrechte. Die unantastbare Würde des Menschen, wie sie in Artikel 1 des Grundgesetzes verankert ist, gilt für alle Menschen, unabhängig von Herkunft oder Aufenthaltsstatus. Auch wenn Maßnahmen gegen Terror und zur Gefahrenabwehr formuliert werden, ist es erforderlich daran festzuhalten.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Jens Noack (15. September 2024 um 19:21 Uhr)
    Da hab ich schon darauf gewartet, dass ein »Experte« feststellt das doch die DDR an dem Einsturz Schuld ist! Was für ein Schwachsinn! Die Jahre nach der Wende wurde die Infrastruktur auf Verschleiß gefahren, nach dem Motto wird schon gutgehen. Da wir Kriegsgerät kaufen müssen und am liebsten mit Krieg spielen würden, werden dafür keine Mittel bereitgestellt. Der Einsturz der Brücke ist ein Ergebnis der miesen Politik der Ampelregierung!
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (13. September 2024 um 13:08 Uhr)
    Brückeneinsturz? Das ist die neue Achterbahnbaustelle für den Erlebnispark Dresden entlang der Elbe. Waldschlößchen, Waldschlößchenbrücke sowie Zwinger gehören zum Areal. Bitte keine Desinformation oder Fakenews in dieser Zeitung!
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (12. September 2024 um 21:40 Uhr)
    In der DDR galt eine andere Berechnungsweise für die Dimensionierung von Stahlbetonkonstruktionen als in der BRD und anderen Ländern wie Ungarn, wo ich mein Bauingenieurstudium absolvierte. Trotzdem kann ausgeschlossen werden, dass die Carolabrücke aus diesem Grund und gerade jetzt ihren Dienst versagte – glücklicherweise ohne größere Schäden anzurichten. Fachleute vor Ort müssen nun untersuchen, ob es sich um Materialverschleiß, einen Ermüdungsbruch oder möglicherweise einen schleichenden Wasserschaden handelte, der durch Korrosion zum Versagen der Brücke führte. Anhand der Hauptbruchstellen sowie der sichtbaren Schäden an Betonstahl und Betonsubstanz, insbesondere über den Pfeilern, kann dies sicherlich genauer bestimmt werden. Es stellt sich zunehmend die berechtigte Frage, wo die Überschüsse aus der einstigen deutschen Exportweltmeisterschaft geblieben sind. Während China damit nicht nur seine militärische Stärke ausbaut, sondern auch weltweit investiert, befindet sich die gesamte deutsche Infrastruktur in einem zunehmend maroden Zustand. Es wäre interessant zu erfahren, wohin und zu wem die Extraprofite aus jahrzehntelangen Haushaltsüberschüssen geflossen sind.

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