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Aus: Ausgabe vom 13.09.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Maritime Wirtschaft

Neue Allianzen in der Containerschiffahrt

Karten unter den zehn größten Reedereien werden neu gemischt: Wer schluckt wen?
Von Burkhard Ilschner
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Lange herrschte Unsicherheit, nun ist es amtlich: Das »Gemini«-Bündnis der dänischen Mærsk-Reederei und der deutschen Hapag-Lloyd kann wie geplant im Februar kommenden Jahres starten. Die einflussreiche Federal Maritime Commission, Seetransportregulierungsbehörde der USA, hat der Allianz am Dienstag ihre Zustimmung erteilt.

Bündnisse dieser Art benötigen die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden wichtiger Zielhafenländer. Aber eine Beruhigung des Marktes für Containerschiffahrt ist nach der Entscheidung nicht zu erwarten. Die dem »Gemini«-Plan vorausgegangene Aufkündigung der Allianz zwischen Mærsk und dem Schweizer MSC-Konzern hat beträchtliche Turbulenzen in Gang gesetzt.

Ende April hatte die EU-Kommission das Ende der sogenannten Gruppenfreistellungsverordnung für Konsortien in der Linienschiffahrt (GFO) verkündet. Etliche Akteure der maritimen Wirtschaft hielten diese Entscheidung für geeignet, die Marktmacht insbesondere der größten Containerreedereien zu beschränken. Aktuell hat es den Anschein, dass diese Optimismus viel zu voreilig gewesen ist.

Die Flotte wächst rapide, von derzeit weltweit knapp 30,7 Millionen TEU-Standardcontainern auf – nach aktuellen Bestellzahlen – knapp 37,4 Millionen TEU in den nächsten Jahren. Marktmachtkämpfe sind da unausweichlich.

Zur Zeit bilden neun der zehn größten Reedereien drei Allianzen: Bis Januar läuft noch die »2M« von Weltmarktführer MSC und Mærsk. Aktuell stellt sie mit einer Kapazität von rund 10,45 Millionen TEU gut 34 Prozent der Weltcontainerflotte. Dahinter folgt auf Platz zwei mit etwa 8,77 Millionen TEU (28,8 Prozent) die »Ocean Alliance« aus CMA CGM (Frankreich), Cosco (China) und Evergreen (Taiwan). Die Nummer drei, »The Alliance« aus Hapag-Lloyd, ONE (Japan), HMM (Südkorea) und Yang Ming (Taiwan) kommt mit 5,74 Millionen TEU auf 18,8 Prozent Weltmarktanteil.

Aber je näher das Jahr 2025 rückt, desto bunter geht es durcheinander: Die »2M«-Kündigung war der Anfang. Kurz darauf begann Mærsk mit Hapag das »Gemini«-Bündnis zu planen. Es gab Zweifel, weil der FMC-Bescheid auf sich warten ließ. Seit Dienstag sind sie nun ausgeräumt, auch wenn die skeptische FMC weitere Beobachtung angekündigt hat. Das neue Bündnis von Mærsk und Hapag stünde dann mit 6,61 Millionen TEU für 21,7 Prozent Marktanteil. Da die drei von der »Ocean Alliance« ihren Vertrag im vergangenen Februar bis 2032 verlängert haben, übernähmen sie mit einem 28,8-Prozent-Anteil noch vor »Gemini« vorerst den Spitzenplatz. Dem starken, aber umstrittenen Giganten MSC bliebe die Solorolle. Das hatte gleich nach Bekanntgabe der »Gemini«-Kooperation zu Spekulationen geführt. Mit 6,08 Millionen TEU Kapazität und 20 Prozent Marktanteil wären die Schweizer zwar nach wie vor die weltgrößte Reederei – aber im Vergleich mit den Allianzen reichte es nur noch für Platz drei.

MSC-Chef, Gianluigi Aponte könnte das als Affront auffassen. Was also tun? Seit Anfang dieser Woche gibt es Klarheit: Der FMC-Bescheid besiegelt Hapags Ausstieg aus »The Alliance«. Nur einen Tag zuvor gaben Hapags allein gelassene Partner ONE, HMM und Yang Ming bekannt, künftig als »Premier Alliance« (PA) agieren zu wollen – ihre 3,49-Millionen-TEU-Kapazität reicht aber nur für einen 11,4-Prozent-Marktanteil.

Eine Chance für Aponte? Nach Angaben des Infodienstes Hansa hat ONE am Montag nicht nur die PA-Gründung angekündigt, sondern auch eine »neue strategische Partnerschaft« – mit MSC. Der Schweizer Riese wolle kein festes Mitglied werden, sondern nur gemeinsam mit der PA auf der handelsstarken Europa-Ostasien-Verbindung zunächst neun Liniendienste managen. Am Dienstag wiederum gab die israelische Reederei ZIM, Nummer neun der zehn größten, bekannt, mit MSC eine Zusammenarbeit im Transpazifikverkehr vereinbart zu haben: Sechs Liniendienste zwischen Asien und den USA sollen eingebunden werden. Im globalen Poker bleibt nun abzuwarten, wer von den größten als erster welchen kleinen Partner schluckt.

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