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Aus: Ausgabe vom 16.09.2024, Seite 5 / Inland
Landwirtschaftpolitik

Mückenattacken auf Weiden

Blauzungenerkrankung: Seuche breitet sich in Deutschland aus. Wiederkäuer betroffen
Von Oliver Rast
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Bundesweiter Seuchenausbruch: Schmerzhafte Entzündung im Mundraum von Wiederkäuern

Die Beschwerden sind gravierend, die Folgen bisweilen tödlich. Seit Monaten grassiert die Blauzungenseuche in den Ställen, auf den Weiden. Betroffen: Rinder, aber auch Schafe und Ziegen. Die Tiere fiebern stark, leiden an Gelenk- und Gliederschmerzen, fressen und trinken fast nichts mehr. Ferner entzündet sich bei der Viruserkrankung der Mundraum der Wiederkäuer, entsprechend gehört zum »Leitsymptom« eine durch Zyanose (Blausucht) blaugefärbte Zunge bei Krankheitsausbruch.

Ausgelöst wird die schwere Infektion durch kleine Stechmücken, den sogenannten Gnitzen oder auch Bartmücken. In Mitteleuropa ist die Seuche seit 2006 unterwegs. Aktuell sind die Niederlande der Hotspot. Aber längst sind Landesgrenzen überschritten. Den ersten Ausbruch hierzulande hatten Veterinärmediziner bereits Mitte Oktober 2023 in einem Schafbestand in NRW festgestellt. Wenig später auch anderswo. »Bei uns im westlichen Niedersachsen ist mehr als ein Drittel der Rinderbestände durchseucht«, sagte Ottmar Ilchmann am Freitag gegenüber jW. Der Milchviehhalter von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) aus Ostfriesland erwartet den Höhepunkt erst in den kommenden Wochen.

Vor allem dort, wo die Viehdichte hoch ist, komme es zu einer erhöhten Sterblichkeit, bemerkte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium am Sonnabend gegenüber dpa. Etwa im Landkreis Stade. In nur einer Woche seien 300 Schafe und 60 Rinder durch die Blauzungenkrankheit verendet, wie die örtliche Verwaltung mitteilte. Wegen der hohen Todeszahlen komme es bei der Abholung und Beseitigung der Kadaver teilweise zu Verzögerungen. Der Landkreis Stade sprach von einer »Ausnahmesituation«. Und im Osten Deutschlands? Eine ähnliche Situation. Zuständige Lebensmittel- und Veterinärämter sprechen »von einem sehr dynamischen Infektionsgeschehen«, berichtete am Freitag der MDR. Im sächsischen Vogtlandkreis seien derweil etwa 30 Tierbetriebe betroffen.

Was tun? Immunisieren mittels Impfung. Doch die drei von Bund, Ländern und Tierseuchenkasse empfohlenen Impfstoffe haben keine EU-, sondern nur eine Notfallzulassung, berichtete der NDR am vergangenen Mittwoch. »Ob und wie sie sich langfristig auf die Tiere auswirken, ist unklar.« Viele Nutztierhalter seien skeptisch. Zu Recht: Im Mai sei ein Impfstoff ausgeliefert worden, der gegen die Blauzungenseuche hätte helfen sollen. Das Gegenteil war der Fall, der Impfstoff transportierte Lebend- statt Toterreger, das Vakzin machte die Tiere krank. Der Hersteller zog das Präparat zurück, Landwirte wurden über die Tierseuchenkassen der Länder entschädigt.

Damit könne zwar nicht der Rückgang der Milchleistung und der enorme Arbeitsdruck aufgefangen werden, der auf betroffenen Betrieben laste, so Reinhard Jung, Politikreferent der »Freien Bauern«: »Das ist eine unbürokratische, schnell umsetzbare Hilfe«, erklärte kürzlich der Mutterkuhhalter aus dem brandenburgischen Lennewitz. Aber auch Jung befürchtet weiterhin große Tierverluste und Ertragseinbrüche.

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