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Aus: Ausgabe vom 16.09.2024, Seite 7 / Ausland
7. Oktober

Nächster Militär kündigt Rückzug an

7. Oktober: Chef von israelischer Aufklärungseinheit räumt Versagen ein. Offene Fragen bleiben
Von Knut Mellenthin
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Straßenszene nahe Sderot im Süden Israels am 7. Oktober

Wegen seiner Fehler in Zusammenhang mit dem 7. Oktober 2023 hat der Leiter der Einheit 8200, Brigadegeneral Jossi Sariel, am Donnerstag seinen Rücktritt angekündigt. Bei der Einheit handelt es sich um eine Organisation mit Tausenden von Mitarbeitern, die ein breites Spektrum militärischer Aufklärung betreibt und dem Geheimdienst der israelischen Streitkräfte (IDF) untersteht.

Viele Politiker und ranghohe Militärs haben allgemeine Bekenntnisse zu ihrer persönlichen Verantwortung für das stundenlange Versagen der IDF gegen den Angriff aus dem Gazastreifen vor elf Monaten abgelegt. Aber bisher haben nur wenige die Konsequenz ihres Rücktritts gezogen. Zu ihnen gehören Generalmajor Aharon Haliva, Chef des IDF-Geheimdienstes, am 22. April, und Brigadegeneral Avi Rosenfeld, Kommandeur der Gaza-Division, am 9. Juni. Allgemein wird erwartet, dass auch der Generalstabschef der IDF, Generalleutnant Herzi Halevi, seinen Abschied nehmen wird, aber erst nach dem Ende des Krieges, das noch unabsehbar weit entfernt ist. Auch Sariel bleibt zunächst weiter auf seinem Posten.

Seinen Rückzug teilte er in einem Brief an Halevi mit, aus dem die israelischen Medien nur auszugsweise zitieren konnten. Substantielle, konkrete Gründe gehen daraus nicht vor. Er habe »die Erfordernisse der einzigartigen Realität an der Grenze zu Gaza nicht reflektiert«, zu der die Präsenz zweier Elitedivisionen der Hamas »nur wenige Minuten von israelischen Siedlungen entfernt« gehörte, heißt es da. Und: Die Verantwortung für die Rolle der von ihm geleiteten Organisation bei den aufklärerischen und operativen Fehlern in Zusammenhang mit dem 7. Oktober liege vollständig bei ihm selbst. Vollständig vielleicht, aber ganz sicher nicht ausschließlich, muss man hinzufügen.

Dass deutliche Hinweise auf einen geplanten Großangriff vorlagen, aber missachtet worden waren, wurde schon wenige Wochen nach dem 7. Oktober bekannt. Die New York Times (NYT) berichtete am 30. November über ein rund 40seitiges Dokument der Hamas, das die Planung in allen wesentlichen Details enthielt, bis hin zur Zahl der israelischen Soldaten und Zivilisten, die als Geiseln entführt werden sollten. Das im Oktober 2021 auf arabisch verfasste Dokument sei nach Angaben des israelischen Senders Channel 12 vom 17. August im April 2022 von der Einheit 8200 beschafft und übersetzt worden. Gesehen hätten es demnach ihr Kommandeur Sariel, Haliva, Rosenfeld und der damalige Chef des IDF-Südkommandos, Eliezer Toledano.

Die NYT schrieb damals, es sei aber nicht ernst genommen worden, da man der Hamas ein so großformatiges Unternehmen nicht zutraute. Erwähnt wurde außerdem die Einschätzung einer langjährigen, sehr erfahrenen Analystin der Einheit 8200, die im Juli 2023 intern vorlag. Sie wies darin eindringlich warnend auf umfangreiche und intensive Übungen der Hamas hin, die auf einen großen Angriffsplan schließen ließen. Ein Oberst der Gaza-Division habe das als unrealistisches palästinensisches Wunschdenken zurückgewiesen. Bekannt ist auch, dass dem militärischen Geheimdienst zahlreiche Berichte von Beobachterinnen über verdächtige Bewegungen und Aktivitäten vorlagen. Sie wurden von den Vorgesetzten ignoriert und zum Teil sogar mit einschüchternden Bemerkungen zurückgewiesen.

Diese Einheiten bestehen ausschließlich aus zumeist jungen Frauen, in der Regel Rekrutinnen, die unter Aspekten wie »außergewöhnlich schnelle und gute Auffassungsgabe«, hohe Lernfähigkeit und technisches Interesse ausgewählt werden. Eine zentrale Aufgabe der Beobachterinnen besteht darin, permanent die Aufnahmen der Kameras im Grenzbereich am Bildschirm zu verfolgen. Männliche Arroganz sei ein wesentlicher Grund gewesen, dass ihre Warnungen nicht ernst genommen wurden, heißt es jetzt in den israelischen Medien.

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