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Aus: Ausgabe vom 16.09.2024, Seite 8 / Ansichten

Umzingelter Witz des Tages: Stefan Raab

Von Michael Merz
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Frauen boxen ist ja so 2007: Halmich vermöbelt Raab

Menschen, die über sich lachen können, haben Rückgrat und sind deutlich ernster zu nehmen als die, die dazu nicht in der Lage sind. Und es gibt Stefan Raab. Das ist der, der seine schalen Witze besonders witzig findet und die eigene Kauleiste zum Quietschen bringt. Das hat nichts mit Selbstironie zu tun, lediglich mit Selbstvermarktung. Die hat Raab perfekt auf dem Kasten. Und er lacht nicht über sich, er feiert sich ab. Alle andere führt er vor. Das macht den Unterschied.

Was vor Jahren schon richtig schlecht war, wird heute nicht besser. Seit Monaten wurden mediale Schnipsel gestreut, die Raabs Rückkehr ankündigten. Ein Boxkampf gegen die frühere Weltmeisterin Regina Halmich soll es werden, so wie schon 2001 und 2007. Wie originell. Was nach Gähnen bis zum Abwinken klingt, zieht 13.000 Zuschauer am Sonnabend abend in eine riesige Düsseldorfer Halle, den PSD Bank Dome. Unter ihnen natürlich die vermeintlichen Promis, die auch einen Hauch des Raab-Ruhms glauben abfassen zu können. Mit Sport hat das Ganze nichts zu tun, eher mit Kult. Dem Meister huldigen, stundenlang. Wer das ohne einzuschlafen auf dem Bildschirm verfolgen kann – daraus ließe sich mal eine Challenge machen. Der Messias steigt eine riesige Showtreppe herab, singt einen Song auf sich selbst, präsentiert die Muckis, lässt sich vermöbeln und kündigt schließlich – Überraschung! – neue Shows an. Wer hätte das gedacht? Seine Fresse ist jetzt bei RTL statt Pro sieben zu sehen, welch’ Nachricht!

Es ist wie mit Mario Barth, diesem anderen Trivialwitzmillionär: Irgend jemand muss diese Typen lustig finden. Sonst wären sie längst weg vom Fenster. Hat das vielleicht mit dem Paradox des deutschen Humors zu tun?

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Gion Honegger aus Zürich (15. September 2024 um 22:34 Uhr)
    »Wie originell. Was nach Gähnen bis zum Abwinken klingt, zieht 13.000 Zuschauer am Sonnabend abend in eine riesige Düsseldorfer Halle, den PSD Bank Dome.« Und offenbar auch die jW, die einen Bericht zum Abwinken bringt, wie originell, nach der Hälfte winke ich ab. Bitte, jW!
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (15. September 2024 um 20:19 Uhr)
    Hat die jW nix besseres zu bieten, als umzingelte Witze?

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