75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Freitag, 20. September 2024, Nr. 220
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 16.09.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

jW_Leserbriefe_Standart.jpg

Ein anderer Weg

Zu jW vom 12.9.: »Selbstlob und Schuldzuweisungen«

Während die Regierungsparteien der Ampel und Vertreter der Opposition sich gegenseitig mit immer mehr menschenverachtenden »Abschiebevorschlägen« überbieten und gleichzeitig Frontex erbarmungslos Flüchtlinge zurückschickt bzw. sie im Mittelmeer oder im Atlantik ertrinken lässt, geht die VR China seit Jahren einen anderen Weg: Trotz aller internen und externen Schwierigkeiten hat sie es nicht nur geschafft, in dem eigenen riesigen Land die Armut zu besiegen, sondern auch in Länder des Trikont, die immer noch unter Neokolonialismus leben, aber auch in kapitalistischen europäischen Ländern erfolgreich zu investieren. Und das, ohne Kriege, ohne koloniale Einmischung. Besonders in Afrika wurden und werden industrielle Projekte verwirklicht, zu zinslosen Krediten. Die große Leistung, vor allem Maos und der jetzigen Regierung unter Xi Jinping, ist die Konzeption einer multipolaren Welt, zum Vorteil aller beteiligten Länder. Dem BRICS-Bündnis treten immer mehr überzeugte Länder bei, während der sogenannte Wertewesten mit all seinen vom Zaun gebrochenen Kriegen seiner eigenen Zerstörung unweigerlich immer näher rückt. Hat eigentlich einer der westlichen Politiker jemals über Fluchtursachen gesprochen? Würden diese beendet werden, wären keine end- und sinnlosen Parlamentsdebatten mehr nötig. Und eine erwünschte Beschleunigung der »Abschiebungen« – ein leider typisch nur deutsches Wort – gäbe es nicht mehr. Ja, eine multipolare Welt ist möglich! Die Chinesen lehren sie uns.

Eva Ruppert, Bad Homburg

»Unerträgliches Wertegefasel«

Zu jW vom 9.9.: »Perfide Abschreckungspolitik«

Deutsche Emigranten, ins Ausland geflohen vor dem Terror der Hitlerfaschisten, haben ausreichend oft und zu Herzen gehend beschrieben, wie wichtig internationale Hilfe und Solidarität waren, als es für sie ums nackte Überleben ging. Vor Jahren noch sprach man in unserem Lande achtungsvoll von denen im Ausland, die damals Deutsche retteten. Wie erbärmlich ist dagegen die aktuelle Diskussion, die Flüchtlinge generell zu Gefährdungsträgern macht, die man am besten gar nicht ins Land lässt oder schnell wieder hinauswirft! In meiner Schulzeit lasen wir Anna Seghers’ »Das siebte Kreuz« und lernten damit unendlich Wichtiges über jene Werte, die im Leben wirklich zählen. Das unerträgliche Wertegefasel von heute gipfelt in der Empfehlung, allen einen Tritt in den Hintern zu geben, die an unseren Grenzen ankommen. Weil angeblich jeder von ihnen ein Schnorrer und verkappter Verbrecher sein könnte. Deutschland, wie tief bist du gesunken! Ein Land, dessen Kanzler Willy Brandt nur werden konnte, weil er den Faschismus in schwedischer Emigration überleben konnte. Er dürfte sich im Grabe umdrehen, wüsste er, wie man gedenkt, in Deutschland zukünftig generell mit Emigranten umzugehen.

Joachim Seider, Berlin

Warum nicht mal ein Panzer?

Zu jW vom 12.9.: Meyer-Werft für Krieg gerettet

Wie hier wieder Steuergeld zum Fenster hinausgeworfen wird für ein Unternehmen, welches in Luxemburg seine Steuern bezahlt und Kreuzfahrtschiffe herstellt. Da hat sich doch bestimmt jemand im Kanzleramt gedacht: Die können bestimmt auch Kanonenboote herstellen. Dafür sind ja unbegrenzte Mittel vorhanden. Die Beschäftigten werden den verordneten »Sanierungsplan« mit Gehaltskürzungen und Entlassungen bezahlen. Im Gegensatz dazu die Reaktion (…) von Scholz zu VW: Man werde zwar beobachten, aber es sei die Sache des Unternehmens, sich um die Krise zu kümmern. VW zahlt Steuern in Deutschland (Niedersachen ist sogar beteiligt). Tja, vielleicht sollte VW darüber nachdenken, zukünftig Panzer zu bauen? Für Krieg und Tod hat die Ampel viel Geld, während in den Schulen der Putz von der Decke fällt.

Kai Merkel, Wuppertal

Brückensturz zu Dresden

Zu jW vom 13.9.: »Brückeneinsturz von Dresden – die späte Rache der DDR?«

In der DDR galt eine andere Berechnungsweise für die Dimensionierung von Stahlbetonkonstruktionen als in der BRD und anderen Ländern wie Ungarn, wo ich mein Bauingenieurstudium absolviert habe. Trotzdem kann ausgeschlossen werden, dass die Carolabrücke aus diesem Grund und gerade jetzt ihren Dienst versagte – glücklicherweise ohne größere Schäden anzurichten. Fachleute vor Ort müssen nun untersuchen, ob es sich um Materialverschleiß, einen Ermüdungsbruch oder möglicherweise einen schleichenden Wasserschaden handelte, der durch Korrosion zum Versagen der Brücke führte. Anhand der Hauptbruchstellen sowie der sichtbaren Schäden an Betonstahl und Betonsubstanz, insbesondere über den Pfeilern, kann dies sicherlich genauer bestimmt werden. Es stellt sich zunehmend die berechtigte Frage, wo die Überschüsse aus der einstigen deutschen Exportweltmeisterschaft geblieben sind. Während China durch seine Exportgewinne nicht nur seine militärische Stärke ausbaut, sondern auch weltweit investiert, befindet sich die gesamte deutsche Infrastruktur in einem zunehmend maroden Zustand. Es wäre interessant zu erfahren, wohin und zu wem die Extraprofite aus jahrzehntelangen Haushaltsüberschüssen geflossen sind.

Istvan Hidy, Stuttgart

Nur ein Symptom

Zu jW vom 11.9.: »Kapitalbosse in Alarmstimmung«

Knapp daneben ist auch vorbei. Frau Wissler verwechselt mal wieder Ursache und Wirkung. Straßen, Schienen und Schulen verkommen, weil vorhandenes Geld für was anderes ausgegeben wird. Fehlendes Geld wird durch Umverteilung von unten nach oben erzeugt, Verluste vergesellschaftet, Gewinne privatisiert. Die Schuldenbremse ist ein Teil dieses Mechanismus. Der Mechanismus bleibt auch nach einer möglichen Aufhebung/Abschwächung der Schuldenbremse in Funktion. (…)

Heinrich Hopfmüller, Fjerritslev

Wie erbärmlich ist die aktuelle Diskussion, die Flüchtlinge generell zu Gefährdungsträgern macht (…)! In meiner Schulzeit lasen wir »Das siebte Kreuz« und lernten Wichtiges über jene Werte, die wirklich zählen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!