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Bandsalat, fast frisch

Von Pierre Deason-Tomory
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»Das meiste ist vollkommen unwichtig« – Elke Heidenreich, endlich Punk

Die Frühgeschichte der Mutter der Schweizer Freien Radios kann man jetzt online nachhören. Fleißige Kollegen von Radio Lora in Zürich haben Kompaktkassetten mit rund 2.000 Aufnahmen der ersten Sendejahre von 1982 bis 1991 digitalisiert und dem Schweizerischen Sozialarchiv übergeben. Jetzt wurden die Tondokumente auf memobase.ch veröffentlicht, wo schon länger Sendungen der Jahre 1991 bis 2002 zu finden sind. Ohne lange zu stöbern, stößt man auf eine Serie über die Edelweißpiraten oder die Besprechung der letzten Ausgabe der Zeitschrift Autonom. Den Magnetbändern ist das Alter anzuhören, aber das meiste ist gut verständlich. Wobei der Begriff »verständlich« hier etwas unscharf ist, auch die Züricher damals sprachen zuweilen Schweizerdeutsch. Zu finden ist der aufgeschnürdelte Bandsalat auf memobase.ch, oben auf »Bestände« klicken und dann im Suchfeld »Sendungsarchiv Radio ­Lora« eingeben. Auf der Seite hat man übrigens auch Zugriff auf zünftige »Terrorpropaganda« wie die der Zeitschrift Radikal, allerdings muss man sich dazu in bestimmten Schweizer Archiven oder Bibliotheken vor Ort einloggen. Wenn die so etwas völlig freigeben würden, wäre längst der deutsche Verfassungsschutz einmarschiert und hätte das Onlinearchiv bombardiert.

Die Vorschläge für die Radiowoche beginnen wir mit einem Roman, der den einprägsamsten Titel des Jahres tragen dürfte. Eckhart Nickel liest aus und spricht über  »Punk« (Mi., 20.30 Uhr, DLF). 1.600 Kinder und Jugendliche in Ost und West sollten 1990 in einem Aufsatz beschreiben, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen, seitdem verstauben die Hausaufgaben in Pappkisten bei der Bundesstiftung Aufarbeitung. Unaufgearbeitet. Alexa Hennings erzählt ihre Geschichte im Feature  »Wir fühlten uns verloren« (MDR 2024, Do., 18.04 Uhr, MDR Kultur). Ebenfalls am Donnerstag läuft die letzte Ausgabe von »Zeiglers wunderbare Welt des Pop«, bevor sie endgültig untergeht (22.05 Uhr, Bremen 2). Gemeinsame Kultur- und Wohnformen sind Thema im Berlin-Hörspiel  »Kino Moket« vom Live Love Kollektiv (RBB 2022, Fr., 19.05 Uhr; Sa., 14.05 Uhr, Radio 3) und im Feature »Ein Leipziger Hausprojekt im Jahr der Anarchie 1989/90« von Ute Lieschke (DLF 2021, Sa., 9.04 Uhr, MDR Kultur). Im grauen Westberlin der 70er Jahre lebte eine alte Frau mit ihrem Wellensittich in einem Zimmerchen und schrieb Briefe an ihre Kinder. Niemand antwortete. Charlotte Niemann sprach mit ihr in  »Mein Partner Hansipiepchen« (RB 1973, Sa., 18.05 Uhr, DLF Kultur; So., 20.05 Uhr, DLF).

Einheitsoper am Sonnabend ist der selten aufgeführte Dreiakter »Alzira« von Giuseppe Verdi nach einer Tragödie von Voltaire vor dem Hintergrund der Unterwerfung der Inkas, aufgenommen von der Capella Aquileia im Juli bei den Opernfestspielen in Heidenheim (Sa., 20.03 Uhr, auf fast allen ARD-Kulturwellen). Die Redaktion warnt Eltern experimentierfreudiger Kinder vor der »Lauschinsel« am Sonntag morgen. Letztere könnten Gefallen finden an einem Zauberinstrument, das in der Sendung vorgestellt wird: »Das Theremin« (So., 8.04 Uhr, HR 2 Kultur). Den Apparillo gab es schon, als die TV-Serie »Familie Hesselbach« die Straßen fegte, die Hessen bringen zwei Folgen der Hörspielvorlage (HR 1950, So., 14.04 Uhr, HR 2 Kultur). Geben wir zum Schluss Elke Heidenreich das Wort: »Das meiste ist vollkommen unwichtig.« Das ist eine Feststellung aus ihrem neuen Buch »Altern«, mit dem sie ab Montag in fünf Folgen zu hören sein wird (Roof Music 2024, Mo., 9.04 und 19.04 Uhr, MDR Kultur).

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