Unter einem Berg von Unterdrückung
Von Mumia Abu-JamalLiebe Leserinnen und Leser, ich habe viele Bücher zu den verschiedensten Themen geschrieben: über Jailhouse Lawyers (Gefangene, die sich juristisch für Mitgefangene einsetzen; jW), über Geschichte, über die Befreiung der Schwarzen und anderes. In der Regel schreibe ich nicht über meine Bücher, denn sie sprechen in gewisser Weise für sich selbst. Heute mache ich jedoch eine Ausnahme. Heute schreibe ich, um ein Werk vorzustellen, das von mir und meiner Mitherausgeberin Jennifer Black, einer Wissenschaftlerin für afroamerikanische Literatur, veröffentlicht wurde.
Wir haben Beiträge aus den Annalen der Geschichte des Volkswiderstands zusammengetragen – von Sklavenaufständen bis zu Gefängnisrevolten, von Frauenkämpfen bis zu Kämpfen der amerikanischen Ureinwohner. Von Arbeiterinnen und Arbeitern, von Radikalen und revolutionären Männern und Frauen. Der Titel dieser neuen Zusammenstellung ist »Beneath the Mountain«, denn dort haben wir diese Freiheitskämpfer und Widerstandskämpfer gefunden: unter einem Berg von Unterdrückung.
Das Buch ist schon in Umlauf und wird dem Verlag quasi aus den Händen gerissen. Darin finden sich große Namen wie der von Nat Turner, dem großen Anführer der Sklaven, bis hin zu John Brown, dem Abolitionisten, von großen Kriegern der First Nations wie Crazy Horse und Geronimo. Über 30 Protagonisten des Freiheitskampfes werden in diesem Werk vorgestellt. Nun hoffe ich, dass es euch so gut gefällt, wie es uns gefallen hat, euch seine Inhalte nahezubringen.
Von der Gefangenenvereinigung Prison Radio heißt es ergänzend: »Beneath the Mountain ist ein Leitfaden für den Leser, der die Entwicklung der Antigefängnisgrundsätze verstehen will. Dieser wesentliche Kern von Primärtexten spannt einen Bogen über aufrührerische Schriften von Dissidenten und Revolutionären, die Inhaftierung und Staatsterror aus erster Hand erlebt haben (…). Diese Essays wurden zunächst handschriftlich auf Papierfetzen, Zeitschriften, Briefumschlägen, Toilettenpapier oder Bibelseiten verfasst, mit eingeschmuggelten Stiften oder einer Kugelschreibermine niedergekritzelt, heimlich auf Kassibern kopiert und von Trakt zu Trakt weitergegeben. Und nun werden sie in dieser Sammlung für die heutige und künftige Generationen bewahrt. Wenn sie über die Postzensur der Knäste weitergegeben wurden, waren sie in Gebete gehüllt und entgingen so der Zensur und der Mülltonne. Sehr oft wurden sie aus dem Knast hinausgeschmuggelt. Diese Worte sind Zeichen des Widerstands, der kämpferischen Klarheit und der Hoffnung, eine Welt zu schaffen, in der wir alle frei leben können.«
Übersetzung: Jürgen Heiser
Am Freitag startete in Northampton, Massachusetts, die öffentliche Vorstellung von »Beneath the Mountain. An Anti-Prison Reader«. Jenn Meeropol, Geschäftsführerin der Stiftung »The Rosenberg Fund For Children«, führte als Gastgeberin durch die erste Lesung in der Forbes Library (Livestream über rfc.org/events). Meeropol ist die Enkelin von Ethel und Julius Rosenberg, die in den USA wegen Spionage für die Sowjetunion verurteilt und 1953 hingerichtet wurden. Die nächste Lesung findet am 29. September um 14 Uhr (Ortszeit) im City Lights Bookstore in San Francisco statt und kann ebenfalls im Livestream verfolgt werden.
In Northampton sprach zu Beginn der Veranstaltung auch Noelle Hanrahan von Prison Radio. Sie informierte die Anwesenden darüber, dass der Pennsylvania Superior Court gleichentags den jüngsten Berufungsantrag von Mumia Abu-Jamal gegen sein Urteil von 1982 abgelehnt habe. »Wir sind dadurch noch entschlossener, Mumia nach Hause zu bringen«, erklärte Hanrahan. Es sei selbstverständlich, dass die Verteidigung nun vor dem Obersten Gerichtshof des US-Bundesstaates gegen diese Entscheidung vorgehen werde. (jh)
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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