Südpolen unter Wasser
Von Reinhard LauterbachAuch am dritten Tag der Hochwasserkatastrophe im Süden Polens hat sich die Situation noch nicht entspannt. Die polnische Regierung verabschiedete am Montag vormittag eine Verordnung, die für die Wojewodschaften Dolny Śląsk (Niederschlesien), Opole und Śląsk (Schlesien) den Katastrophenzustand ausrief. Damit können die Rettungskräfte auch ohne Zustimmung der Eigentümer Grundstücke betreten und Fahrzeuge beschlagnahmen. Einstweilen wurden auf Anordnung des Verteidigungsministeriums Einheiten der Armee mit Amphibienfahrzeugen in die Katastrophenregion in Marsch gesetzt. Regierungschef Donald Tusk kündigte nach der Kabinettssitzung an, er werde »aus der EU herausquetschen, was irgend geht«, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Aus eigenen Mitteln kündigte die Regierung an, pro Wohnhaus einen Zuschuss von 100.000 Złoty (23.500 Euro) und pro geschädigter Person umgerechnet 2.350 Euro zu zahlen.
In Nysa brach am Montag die Absperrung eines Rückhaltebeckens; das Wasser ergoss sich unkontrolliert in die Stadt. Bereits am Sonntag war die Stadt Kłodzko südlich von Wrocław im Zentrum überschwemmt worden. Da das Hochwasser die Trinkwasserbrunnen geflutet hat, können die städtischen Wasserwerke bis auf weiteres kein sauberes Wasser mehr liefern. Weiter südlich in der Kleinstadt Głuchołazy rissen die Fluten beide vorhandenen Brücken weg; eine davon war erst vor kurzem neu errichtet worden. Die Stadt ist damit in zwei nicht mehr miteinander verbundene Teile gespalten. Das Militär schickte Hubschrauber, um die Bewohner von den Dächern ihrer Häuser zu bergen. Auch die tschechische Armee stellte ihre im Rahmen der »NATO-Ostflanke« in Polen stationierten Hubschrauber für solche Aufgaben zur Verfügung.
In Wrocław fürchten die Behörden, dass sich ein Jahrhunderthochwasser wie 1997 wiederholen kann. Die Stadtverwaltung rief die Bewohner auf, haltbare Lebensmittel auf Vorrat zu kaufen und ihre Autos in höher gelegene Gegenden zu bringen; kurz darauf erschienen im Internet die ersten Bilder von leeren Regalen. Kritisch für Wrocław ist vor allem eine Situation, in der sich die Hochwasserwellen der Oder und der Nysa Kłodzka (Glatzer Neiße), die knapp oberhalb von Wrocław in die Oder mündet, gegenseitig verstärken könnten. Die Frage ist auch, ob ein 2010 als Reaktion auf das Hochwasser von 1997 errichteter Rückhaltespeicher bei Racibórz ausreicht, um die aus Tschechien kommenden Wassermassen der Oder und ihrer dortigen Nebenflüsse aufzunehmen. Schon nach einem Tag war der Speicher zu 30 Prozent gefüllt, ebenso war ein oberhalb des Speichersees gelegenes Überflutungsgebiet vollgelaufen.
In Tschechien hatte es innerhalb von vier Tagen soviel geregnet wie sonst in einem ganzen Monat. Entsprechend zurückhaltend reagierten die dortigen Behörden auf Bitten der polnischen – wie auch der deutschen – Behörden, den Abfluss des Wassers in Oder und Elbe zu bremsen. Man müsse in erster Linie zusehen, größere Überschwemmungen im eigenen Land zu vermeiden, so der tschechische Katastrophenschutzminister. Die Lage an der Elbe wird dadurch kompliziert, dass in Dresden nach wie vor der Anfang der vergangenen Woche eingestürzte Brückenzug der Carolabrücke quer im Flussbett liegt und das Wasser anstaut.
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