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Aus: Ausgabe vom 17.09.2024, Seite 11 / Feuilleton
Ballett

Grüße aus der Werkstatt

Beim Hamburg-Ballett stellte sich der neue Chef Demis Volpi vor
Von Gisela Sonnenburg
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Einstand in Hamburg: Demis Volpi

Der neue Stil vom Hamburg-Ballett ist lässig, aber keineswegs nachlässig. Am Sonntag vormittag stellte sich der neue Ballettintendant Demis Volpi (39) mit einer »Ballettwerkstatt« vor: Es war die 242. beim Hamburg Ballett seit September 1973, aber die erste mit ihm. Die Fortsetzung der Tradition unter neuen Vorzeichen, das ist jetzt Programm. Gewidmet war die Matinee der kommenden Tanzpremiere »The Times are Racing« (»Die Zeiten rasen«). Vier Stücke von vier Choreographen werden ab dem 28. September gezeigt, eines davon vom neuen Ballettchef.

Mit grau-weiß-grün gemusterten Sneakern an den Füßen trat »Mister Turnschuh« gut gelaunt vors Publikum. Bei seinem legendären Vorgänger John Neumeier bedankte er sich für die Einführung des Werkstattformats. Für die Zuschauer sei es die beste Gelegenheit zur Premiereneinstimmung – »nicht nur, um zu sehen, was wir machen, sondern auch, um zu sehen, wie wir es machen«.

Alle vier Stücke – von der Tanztheaterkoryphäe Pina Bausch, vom Puristen Hans van Manen, von Volpi selbst sowie vom broadwayerfahrenen Justin Peck – wurden vorgestellt. Mit Proben ohne Musik, mit Erklärungen, dann mit Durchläufen einzelner Szenen mit Musik. Jo Ann Endicott, die seit 1973 für Pina Bausch in Wuppertal tanzte, übernahm die Rekonstruktion von »Adagio« zu Musik von Gustav Mahler. 22 Tänzerinnen und Tänzer gaben ihr Bestes, um das seit 1974 nicht mehr einstudierte Stück zum Glühen zu bringen.

Mit komplizierten Paartänzen setzt Altmeister Hans van Manen auf Tango und schwüle Erotik – und auf grandiose Stilsicherheit. Jede Linie der Bewegungen scheint pointiert und wie »ausgeputzt«. Zwei Paare brillierten damit in der Werkstatt. Von Demis Volpi stammt »The Thing With Feathers«. Gemeint ist mit dem »Ding mit Federn« die Hoffnung, die laut einem Gedicht von Emily Dickinson frei wie ein Vogel in uns allen lebt. Zu einer traurig schwelgenden »Klangwolke« (Demis Volpi) von Richard Strauss laufen die Tänzer über die Bühne, um sich zu umarmen. Die Tänze, die sich daraus ergeben, sind voller Gefühl und bezeugen die Geburt von Hoffnung aus Tragik.

Das Titelstück schließlich hat soviel Energie, dass es schon fast als Sportkunst gelten kann. Justin Peck lässt leichtfüßig in Sneakern tanzen, in einem geschmeidigen, hochmodernen Showstil. Die Tänzer vermittelten damit – allen voran Ida Stempelmann – absoluten Drive. Viel Applaus und Ovationen belohnten Demis Volpi: Er kam mit seinem Einstand in Hamburg an.

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