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Aus: Ausgabe vom 17.09.2024, Seite 14 / Feuilleton

Nachschlag: Irritation ignoriert

Caren Miosga | So., 21.45 Uhr, Das Erste
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Politisierung des Talks: Die von der Türkei ermordeten kurdischen Journalistinnen Gulistan Tara und Hêro Bahadîn

Innenpolitisch werde »Migration und Islamismus problematisiert und zum wahlentscheidenden Thema«, während außenpolitisch die BRD »mit den Staaten kollaboriert, die Dschihadisten und Islamisten finanzieren«. Das teilte die Gruppe »Women Defend Rojava« noch am Sonntag mit, nachdem die abendliche ARD-Talkshow »Caren Miosga« für einen Moment aus dem drögen Trott gerissen wurde. Zu Gast war NRW-Ministerpräsident Hendrik »Sicherheitspaket« Wüst (CDU). Das Thema: Migrationspolitik. Gähn. Nach 20 Minuten üblicher Talkshowsinnlosigkeit wurde diese von Rufen durchbrochen. Die Kamera fand die hochgehaltenen Transparente. Sie zeigen die Gesichter der von der Türkei ermordeten kurdischen Journalistinnen Gulistan Tara und Hêro Bahadîn. Miosga und ihr Team waren nicht willens – oder unfähig –, die Gelegenheit aufzugreifen und interessantes Fernsehen zu produzieren. Statt dessen wurden die Rufenden freundlich, aber bestimmt hinausgebeten. Es ging so überflüssig weiter, wie es anfing. Abschalten. (mb)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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  • Leserbrief von Peter Groß (17. September 2024 um 13:01 Uhr)
    Für Mioska wäre das vermutlich erst ein Thema, wenn von CDU-Wüst zu begründen wäre, warum Deutschland berechtigt ist, die Rücknahme von IS-Terroristen zu verweigern. Kein internationaler Gerichtshof scheint bereit, die Mörder der Journalistinnen anzuklagen. Deutsche Politiker verlangen von aller Welt Straftäter zurückzunehmen. Bakschisch für Graue Wölfe gibt es indes in irgend einer Form immer noch. Es sind Kurdinnen und Kurden, die unter ständigen Angriffen und türkischem Bombardement ihr Leben lassen, um mit äußerster Mühe IS-Terroristen daran zu hindern, aus kurdischen Lagern und Gefängnissen zu entweichen und für die meines Wissens kein Geld für deren Haftunterbringung bezahlt wird. Da traut sich Mioska nicht, weil sie eben nicht frei ist in der Themenwahl. Sie tanzt auch nicht allein, wie eine Puppe in den Schnüren des öffentlich-rechtlichen Medienzirkus. Da drehen Maischberger, Klamroth, Lanz und Illner ebenso ihre Pirouetten nach dem Diktat der Intendanten und rechtsberatenden Krähenschar. Wie wurde das Publikum besetzt, das für mich ewig und immer wieder an falschen Stellen applaudiert oder wie in diesem Fall zur Steinsäule erstarrt, auf ein schnelles Beenden der »Peinlichkeit« durch den Ordnungsdienst hofft, statt Solidarität zu bekunden. Bei der nächsten Sendungen wird man wohl die Zahl der Ordnungsdienstleister vervielfachen. Ich meine, die meisten dieser Talkschows verdonnern ohnehin ihren Mitarbeiterstab nebst Begleitung zur abendlichen Ausstrahlung der Sendung, weil das wenig Konflikte befürchten lässt. Werden die Überstunden eigentlich vergütet? Man muss nur mal bei Klamroths »Hart aber Fair« die elend lange Mitarbeiterliste im Abspann lesen und mit Monitor oder anderen Magazinen zu vergleichen. Allein damit kann er, unterstützt durch wenige C-Promi´s sein Studio bis auf den Notsitz füllen. Nun kennen wir die Namen der getöteten Journalistinnen und können uns ein Bild machen. Für das Wissen vom Warum und Drumherum ist wieder nur die junge Welt zuständig.

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