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Aus: Ausgabe vom 18.09.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Klimakatastrophe

Es kommt von den Meeren

Einmaleins des Klimawandels: Hochwasser in Europa, schwere Unwetter in Afrika und Fernost. Katastrophenschutz unterfinanziert
Von Wolfgang Pomrehn
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Anpassung im Alltag: Letztes Wochenende in Huai’an, China

Der Regen an den Oberläufen von Donau, Elbe und Oder hat in der Nacht zum Dienstag meist nachgelassen und am Mittwoch sollte es dort trocken bleiben. Von Entspannung in den Hochwasserregionen konnte bei Redaktionsschluss jedoch noch keine Rede sein. In Polen drohten an der Oder in der Nähe von Wrocław Dämme zu brechen. In Niederösterreich begannen am Dienstag die Pegel etwas zu sinken, während dort ein fünftes Todesopfer gefunden wurde, wie die Nachrichtenagentur APA berichtete. Abgesehen von einem Feuerwehrmann waren die Opfer hochbetagt und ertranken in ihren Wohnhäusern. Die Höhe der von den Wassermassen angerichteten Schäden sei noch nicht abzuschätzen, wurde die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zitiert. Allein am Montag habe es in ihrem Bundesland 21 kleinere und größere Dammbrüche gegeben.

Viele Flächen versiegelt

Während die Donaupegel in Wien langsam sanken, bewegten sich die Flutwellen flussabwärts. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava lag der Wasserstand am Dienstagmittag 7,70 Meter über dem sonst üblichen Wert. Auch in der Tschechischen Republik war die Lage am Dienstag weiter angespannt. Der Scheitelpunkt der Elbeflut im tschechisch-deutschen Grenzgebiet wurde erst am Abend erwartet.

Die Deutsche Umwelthilfe sieht im Hochwasser einen Ausdruck der eskalierenden Klimakrise. Mehr Klimaschutz sei nötig, um die Gefahren von Extremereignissen einzudämmen. Zum Hochwasserproblem gehöre auch, dass zu viele Flächen versiegelt würden, statt Flüsse zu renaturieren und mehr Ausweichflächen für Hochwasser zu schaffen.

Von den Kommunen kommt unterdessen die Forderung nach mehr Hilfen von Bund und Ländern. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, André Berghegger, schlug in der Rheinischen Post vom Dienstag »Spundwände, mobile Hochwasserschutzmaßnahmen oder Regenrückhaltebecken« als Schutzmaßnahmen vor: »Bund und Länder sind gefordert, hier die Kommunen langfristig finanziell zu unterstützen.«

Der Präsident des Deutschen Landkreistags, Achim Brötel, sieht das laut Tagesschau.de ähnlich. Es müsse »noch sehr viel mehr« zur Vorbeugung getan werden, wofür finanzielle Mittel vom Bund und von den Ländern nötig seien. Derzeit sei der Katastrophenschutz »immer noch deutlich unterfinanziert«.

Derweil halten die schweren Regenfälle in Westafrika weiter an. Aus Nigeria berichtet die UNO-Flüchtlingshilfe von 400.000 Obdachlosen und 900 Todesopfern. Nachrichten von schweren Unwettern kommen auch aus Fernost. Shanghai wurde am Montag vom schwersten Taifun seit Jahrzehnten getroffen. »Bebinca« sei für die 25-Millionen-Einwohner-Stadt an der Mündung des Jangtse der stärkste Sturm seit 1949 gewesen, schrieb die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Im Jahr der Ausrufung der Volksrepublik habe Taifun »Gloria« dort 1.600 Menschen getötet. Diesmal ging es glimpflicher aus, aber die Stadt kam für einige Stunden zum Stillstand. Inzwischen ist der Sturm ins Inland gezogen, wo er sich rasch abschwächt.

Desto stärker die Winde

Taifune und Hurrikane – zwei Namen für das gleiche Phänomen – beziehen ihre Energie aus dem warmen Oberflächenwasser der Meere. Je höher die Wassertemperaturen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich bilden, desto mehr Niederschlag und desto stärker die Winde, die an den Küsten Sturmfluten verursachen können. Bereits in den kommenden Tagen könnte Shanghai von »Pulasan«, dem nächsten Taifun, heimgesucht werden. Wie »Bebinca« hat sich dieser südlich der US-Kolonie Guam gebildet und steuert derzeit auf einer ganz ähnlichen Bahn auf die chinesische Küste zu.

Ein nicht ganz so intensiver Wirbelsturm ist gerade über Luzon, die nördlichste Insel der Philippinen, hinweggezogen und bewegt sich nun auf Vietnam zu. Der Wetterdienst in Hongkong erwartet, dass sich dieser Sturm intensivieren und einige hundert Kilometer südlich von Hanoi auf die Küste treffen wird.

Der Norden Vietnams war erst Anfang September vom Taifun »Yagi« heimgesucht worden, der zuvor in Südchina, Laos, Thailand und zuletzt Myanmar schwere Verwüstungen angerichtet hatte. Dort sind in der vergangenen Woche mindestens 226 Menschen getötet worden, berichtete am Dienstag der britische Sender BBC. 80 weitere würden vermisst. Die Vereinten Nationen sprechen von mindestens einer halben Million Menschen, die obdachlos geworden seien und dringend Lebensmittel und sauberes Trinkwasser bräuchten. Insgesamt forderte »Yagi« in der Region mehr als 500 Todesopfer.

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