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Aus: Ausgabe vom 18.09.2024, Seite 10 / Feuilleton

Geick, Beck, Lierck, Wenzel

Von Jegor Jublimov
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Wandlungsfähig: Claudia Wenzel

Obwohl sie rund zwei Lebensjahrzehnte trennten, hatten Konrad Wolf und Eberhard Geick in der Kindheit denselben Lieblingsfilm: »Der neue Gulliver«. Dafür, dass er meisterhaft Real- und Trickfilmaufnahmen kombinierte, wurde Alexander Ptuschko 1935 in Venedig ausgezeichnet. Der kleine Koni lernte den Film, in dem ein junger Pionier sich im Traum als Gulliver sieht, am Beginn seiner Moskauer Exiljahre kennen. Gleich nach dem Krieg kam eine deutsch synchronisierte Version in die Kinos, die den kleinen Magdeburger Eberhard schließlich motivierte, zum Film zu gehen. Mehr aus Zufall kam er zum Kamerastudium nach Babelsberg, drehte für den DFF, der ihn delegiert hatte, mit seiner Kommilitonin Evelyn Schmidt den Film »Lasset die Kindlein …« (1976), der Konrad Wolf beeindruckte. So kam es, dass Geick nach einigen Dokumentarfilmjahren das Angebot erhielt, Wolfs Kameramann bei »Solo Sunny« zu werden. Gemeinsam stellten sie den Film 1980 bei der Berlinale vor. Das war für Geick nicht selbstverständlich, denn obwohl er Genosse war, hatte er allzu oft auf seiner eigenen Meinung beharrt und bekam keinen Reisepass. Da konnte Wolf helfen.

Eberhard Geick hat dann noch bei Wolfs Sechsteiler »Busch singt« (1982) mitgearbeitet und an Frank Beyers Kant-Adaption »Der Aufenthalt« (1983), bevor er sich doch für ein Leben im Westen entschied. Hier drehte er überwiegend fürs Fernsehen, auch noch mit Frank Beyer, bevor er 2015 seine Filmarbeit beendete. Heute kann er den 80. Geburtstag feiern.

Bestimmt gibt es seit etwa 1960 viele ehemalige und heutige Kinder, die Regisseur Walter Beck ihre Lieblingsfilme verdanken. Auch Beck hat (nun in Farbe) einen phantasievollen Film mit Puppen und Menschen gedreht: »Turlis Abenteuer« (1967) lehnte sich an Collodis »Pinocchio« an, wurde für die USA synchronisiert und ist heute noch zu sehen. Noch öfter sieht man Becks Märchenfilme über König Drosselbart, Dornröschen oder den Froschkönig und sollte dabei nicht vergessen, dass er viele andere Themen aufgriff, wie in »Trini« (1976, nach Ludwig Renns Geschichte) oder »Des Henkers Bruder« (1978/79), in dem die Bauernkriege für Kinder fasslich gestaltet wurden. Der heute publizistisch tätige Walter Beck kann am Donnerstag den 95. Geburtstag begehen.

Muss man einen Wolf töten, wenn er ein Dorf bedroht? Das war schon 1978 ein Thema in Becks »Das Raubtier« mit Madeleine Lierck. Die Schauspielerin, der wohl durch Vater Werner Lierck das Talent in die Wiege gelegt wurde, hat am selben Tag wie der Regisseur Geburtstag und wird (vermutlich) 75. Seit 1965 stand sie vor der Kamera, anfangs als »kesse Biene« in Musikfilmen wie »Heißer Sommer« (1968) und »Nicht schummeln, Liebling!« (1972), später auch in anspruchsvollen Rollen wie in der Filmadaption »Abschied vom Frieden« (1979) nach F. C. Weiskopf. Schade, dass ihr vorläufiger TV-Abschied 2020 mit der Rolle der Erika Rose in der ARD-Telenovela »Rote Rosen« stattfand. Aber noch ist die Frau von Schauspieler Dieter Wien im richtigen Alter, für eine bessere Rolle neu einzusteigen.

Wien spielte mit, als Claudia Wenzel 1992 eine Sekretärin in der Dieter-Hallervorden-Komödie »Alles Lüge« war. Zumindest das DDR-Publikum kannte sie schon als Tochter von Dr. Wittkugel in der Serie »Zahn um Zahn« (1988). Inzwischen hat sie sich in oft etwas biestigen, aber wandlungsfähigen Rollen (u. a. Eva Bader bei »In aller Freundschaft«, 2002 bis 2023) in zahlreichen Serien bewiesen und wird am Sonnabend 65. Wir können noch viel von ihr erwarten!

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