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Aus: Ausgabe vom 18.09.2024, Seite 15 / Antifaschismus
Faschistische Störaktion in Wismar

Aufmarsch ausgebremst

Mecklenburg-Vorpommern: Vor allem junge Neonazis strömten nach Wismar zu einem Aufzug gegen den Christopher Street Day
Von Marc Bebenroth
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Den angereisten Faschisten standen am Ende gut zehnmal mehr CSD-Teilnehmer gegenüber (Wismar, 14.9.2024)

Viele sind auffallend jung, doch ihre Aufmachung wirkt wie aus einer Zeitkapsel der 1990er Jahre. Am Sonnabend haben sich im mecklenburg-vorpommerischen Wismar mehr als 200 Faschisten versammelt, um gegen den erstmals in der 43.800-Einwohner-Stadt stattfindenden Christopher Street Day (CSD) aufzumarschieren. Weit kamen sie nicht. Die Polizei hatte sie in den Lindengarten nahe dem Wismarer Bahnhof verwiesen, anstatt die nicht angemeldete Versammlung aufzulösen, für die in den Tagen zuvor überregional mobilisiert worden war – »aus einsatztaktischen Gründen«, wie der Sprecher der Versammlungsbehörde laut Ostsee-Zeitung erklärte.

An dem rechten Aufmarsch nahmen überwiegend junge Leute teil, schätzungsweise im Alter zwischen 16 und 26 Jahren. Auf der Grünfläche standen sich die rund 150 bis 250 Faschisten die Beine in den Bauch. Zum selben Zeitpunkt am Bahnhof versammelte CSD-Teilnehmer und Nazigegner blockierten zunächst erfolgreich mehrere Züge, in denen weitere Neonazis vermutet wurden. Ein Großaufgebot der Polizei mit zahlreichen Beamten in Kampfmontur begleitete beide Lager.

Mit einigen Ordnern der Faschisten sprach der freischaffende Reporter Sebastian Weber, der seinen mehr als vierstündigen Livestream auf seinem Youtube-Kanal »Weichreite TV« mit 116.000 Abonnenten veröffentlichte. »Wir hatten hier einen Gegenprotest gegen den CSD angemeldet, weil wir Normalität und traditionelle Werte fordern. Sowas ist ganz einfach widerlich und abartig und gehört hier nicht her«, sagte einer der Neonaziordner auf Nachfrage. Er trug Glatze, Sonnenbrille, dunkle Bomberjacke und ein Oberteil mit der Frakturaufschrift »Deutschland ist meine Heimat« auf Reichsflaggenmuster.

Als der CSD-Demozug vom Bahnhof starten konnte, wurde immer wieder »Siamo tutti antifascisti« skandiert. Transparente verkündeten »Queere Befreiung geht nur solidarisch – gemeinsam für den Systemwandel« und »Queere Rechte sind Menschenrechte«. Geschwenkt wurden Fahnen mit Antifa-Logo, Flaggen der Linkspartei, queere Fahnen sowie Regenbogenflaggen, auf denen in weiß Hammer und Sichel oder der Umriss einer Sonnenblumenblüte prangten. An dem CSD mit seiner Hauptkundgebung auf dem prall gefüllten Marktplatz nahmen laut Nachrichtenagentur epd rund 2.100 Menschen teil.

Die Polizei ließ die Faschisten schließlich vom Parkgelände zurück zum Bahnhof marschieren, stoppte den Aufzug aber, sobald Parolen erklangen, häufig: »Ost-, Ost-, Ostdeutschland!« Zahlreiche Teilnehmer zeigten wiederholt die faschistische »White Power«-Erkennungsgeste. Dabei bilden Daumen und Zeigefinger einen Ring, während die übrigen Finger ausgestreckt werden.

Zu größeren Auseinandersetzungen sei es nicht gekommen, sagte eine Polizeisprecherin am Sonnabend laut dpa. Wie NDR und epd berichteten, soll ein 30jähriger Mann mit einer Stange nach einem Beamten geschlagen und diesen leicht verletzt haben. Gegen ihn werde ebenso ermittelt wie gegen zwei Jugendliche, bei denen eine Schreckschusswaffe und ein Butterflymesser sichergestellt worden seien.

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