Small-Ball-Underdogs
Von Bernhard KrebsNiemand hat mit ihnen gerechnet. Dennoch sind die Underdogs von den Milwaukee Brewers mit einer »schmalen« Gehaltsliste von rund 116 Millionen US-Dollar – laut baseballprospectus.com Platz 22 von 30 Teams – der erste Divisionstitelträger in der nordamerikanischen Profiliga Major League Baseball (MLB). Schon bevor das Team am Mittwoch abend (Ortszeit) ins heimische »American Familiy Field« einlief, um die Philadelphia Phillies (knapp 247 Millionen US-Dollar, Platz vier) mit einem »Walk off« im neunten Inning 2:1 zu schlagen, waren sie Titelträger. Die Oakland Athletics hatten am Nachmittag den Brewers-Rivalen Chicago Cubs mit 5:3 geschlagen und die Brewers auf den Thron der National League (NL) Central Division gehievt. Nach dem Sieg über die Phillies knallten dann im Clubhouse der Brewers die Champagnerkorken. Die vor der Saison in der NL Central favorisierten Cubs (220 Millionen US-Dollar, Platz acht) und St. Louis Cardinals (176 Millionen US-Dollar, Platz zwölf) reiben sich derweil die Augen und haben nur noch theoretische Chancen auf Baseball im Oktober.
Mit 89 Siegen und 64 Niederlagen (alle Zahlen Stand Donnerstag) haben die Brewers nicht die beste Bilanz in der MLB; die weisen derzeit die Phillies (91:61) auf. Doch in einer bedeutenden Teamstatistik liegen die Brewers vorn: 735 erzielte Runs und 600 zugelassenen bedeuten ein Plus von 135. MLB-weit ist das Spitze im »Run differential«, noch vor den mit Stars wie Aaron Judge, Juan José Soto Pacheco oder Giancarlo Cruz-Michael Stanton nur so gespickten New York Yankees (305 Millionen US-Dollar, Platz drei), die ein »Run differential« von plus 133 aufweisen. Mit dem ersten Platz in der NL Central konnten die Brewers ihren Divisionstitel der vergangenen Saison verteidigen, und das nach einem deutlichen Aderlass nach der vergangenen Saison. Zunächst verloren sie Pitcher-As Corbin Burnes in einem Trade an die Baltimore Orioles. Im Frühjahr fiel dann auch noch der ligaweit gefürchtete Closer Devin Williams verletzt aus und machte erst Ende Juli sein erstes Spiel. Seither hat Williams in 17 2/3 Innings überragende 32 Strikeouts geworfen und zwölfmal einen knappen Vorsprung im neunten Inning verteidigt. Ende Juli dann der nächste Rückschlag: Christian Yelich, NL-MVP von 2018, fiel für den Rest der Saison verletzt aus. Yelich gelangte bis dahin mit einer Topquote von 40,6 Prozent auf die erste Base; sein Schlagschnitt von 31,5 Prozent war sehr gut.
Der schlimmste Tiefschlag war aber der Abgang des beliebten Teammanagers Craig Counsell, der die Brewers in den zurückliegenden sieben Jahren fünfmal in die Playoffs geführt hatte – eine unübertroffene Erfolgsserie in der bis 1969 zurückreichenden Klubgeschichte. Counsell verließ jedoch nicht nur den Klub, nein, er wechselte auch noch zum Erzrivalen Chicago Cubs. Ein absolutes No-Go. Nachfolger wurde Counsells »Bench Coach«, der 65 Jahre alte Patrick Thomas »Pat« Murphy. Was zunächst wie eine Verlegenheitslösung wirkte, erwies sich letztlich als Glücksgriff. Murphys »Small Ball«-Philosophie – den Ball irgendwie ins Spiel bringen und dann mit aggressivem Laufspiel und gestohlenen Bases den Druck hoch halten – zahlte sich aus. Mit 196 gestohlenen Bases liegen die Brewers in der NL nur hinter den Cincinnati Reds (210) und den Washington Nationals (200) – beide Teams haben mit den Playoffs aber nichts am Hut. Daneben spielen die Brewers eine unübertroffen starke Defensive: In der Statistik »Defensive Runs Saved« (DRS) – von Feldspielern verhinderte gegnerische Runs – führen sie die NL mit 68 DRS klar vor der 319 Millionen US-Dollar-Startruppe der Los Angeles Dodgers (59) und den Rivalen von den Cubs (35) an.
Wo der Weg die Brewers nun in den Playoffs hinführt, muss sich zeigen. Experten sind sich einig, dass im Oktober mit den Brewers zu rechnen ist. Murphy jedenfalls weiß, was der Einzug bedeutet: »Das könnte eine großartige Gelegenheit sein, eine wirklich großartige Gelegenheit, etwas ganz Besonderes zu tun.« Letztmalig in einer World Series standen die Brewers 1982, als sie von den Cardinals mit 4:3 Spielen geschlagen wurden – eine bis heute von den Fans als traumatisch empfundene Niederlage.
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