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Aus: Ausgabe vom 21.09.2024, Seite 8 / Ansichten

Stummelschwanz des Tages: Kadyrows Karre

Von Michael Merz
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Ramsan Kadyrow holt sich jetzt wieder einen Lada

Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Oder umgekehrt. Jedenfalls haben sich mit Ramsan Kadyrow und Elon Musk zwei ausgesprochene Kackbratzen gefunden. Oder sagen wir es dezenter: Zwei Menschen, die die Welt nun wirklich nicht braucht, treffen aufeinander. Leider nicht persönlich, dann würden sie sich die Fressen polieren. Nein, nur im Cyberraum. Der eine – ­Kadyrow – war im August noch voll des Lobes über den anderen, also Musk. Da schnurrte der tschetschenische Herrscher stolz wie Bolle mit seinem Cybertruck von Tesla durch das menschenleere Grosny. Das hässlichste Auto seit dem Fiat Multipla hatte er sich standesgemäß aufmotzen lassen: mit dickem Maschinengewehr auf der Ladefläche. Er habe das »Cyber­beast«, wie es der bärtige Despot nannte, von Musk als Geschenk erhalten. Der Ami sei »zweifellos das größte Genie unserer Zeit«, ein »Spezialist« und ein »großartiger Mann«, säuselte Kadyrow.

Der egomane US-Milliardär dementierte. »Sind Sie wirklich so zurückgeblieben, dass Sie glauben, ich hätte einem russischen General einen Cybertruck geschenkt?«, antwortete Musk auf einen Post des Autors Seth Abramson auf X. Es schien nicht seiner Marketingstrategie für den Machotruck zu entsprechen, dass ausgerechnet Kadyrow mit dem Drei-Tonnen-Tesla Poserrennen fährt, lieber sieht er Promis wie Justin Bieber darin Showrunden drehen. Kadyrows Begeisterung für den Cyber­truck ist mittlerweile dahin. Denn das Teil fährt nicht mehr. Kaputt. Und der ADAC will einfach nicht nach Grosny kommen. Seine Laune ist am Boden: »Das ist keine nette Sache, die Elon Musk da macht. Er macht aus tiefstem Herzen teure Geschenke und schaltet sie dann aus der Ferne ab«, schluchzt Kadyrow nun auf Telegram. »Nicht männlich« sei das. Vielleicht sollte er aufhören, mit seinem goldenen Colt ständig Löcher in die Karre zu schießen.

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