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Aus: Ausgabe vom 21.09.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Künstliche Intelligenz

Big Data braucht Big Money

Microsoft und Blackrock gründen Milliardenfonds für KI-Energieinfrastruktur. Diese soll die nötigen Kapazitäten für Rechenzentren liefern
Von Jörg Kronauer
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Gemeinsam mit Softwarekonzern Microsoft investiert Finanzgigant Blackrock enorme Summen in die KI-Industrie

Der US-Vermögensverwalter Blackrock und der Softwarekonzern Microsoft planen einen neuen Investmentfonds für künstliche Intelligenz (KI; englisch: Artificial Intelligence, AI). Beide Unternehmen gaben in dieser Woche bekannt, mit Hilfe eines Fonds mit dem Namen Global AI Infrastructure Investment Partnership (GAIIP) bei Investoren rund 30 Milliarden US-Dollar einsammeln zu wollen. Dieser soll die Infrastruktur für KI-Vorhaben jeglicher Art finanzieren. Diese Summe, über die der Fonds verfüge, solle auf dem Wege der Schuldenaufnahme sogar auf bis zu 100 Milliarden US-Dollar ausgeweitet werden, teilten Blackrock und Microsoft mit. Im Fokus sind neben dem Bau von Datencentern auch die Energieinfrastruktur. Beteiligt seien außerdem die in Abu Dhabi ansässige Investmentfirma MGX sowie KI-Chiphersteller Nvidia.

In der KI-Branche tätige Konzerne stecken schon heute Milliardensummen in den Bau riesiger Datenzentren. Diese sind für die enormen Rechenleistungen der KI notwendig. Dafür müssen zahllose Chips zu riesigen Clustern verbunden werden. Allein in den Jahren von 2023 bis 2027 könnten rund 1,4 Billionen US-Dollar in diese Zentren fließen, schätzten im Juli Experten des britischen Economist. Dabei komme erfahrungsgemäß die Hälfte der Investitionen Chipproduzenten zugute, vor allem dem auf KI-Chips spezialisierten Halbleiterkonzern Nvidia. Die andere Hälfte gehe an allerlei andere Unternehmen, die an der Ausstattung der Datencenter beteiligt seien. Ein lange nicht beachteter Faktor ist aber auch: ein immenser Energiebedarf.

Wie stark dieser KI-bedingte Bedarf in den nächsten Jahren steigen wird, dazu liegen unterschiedliche Schätzungen vor. Das Wall Street Journal zitierte im Frühjahr Vermutungen, schon 2026 könne KI sechs Prozent des gesamten US-Stromverbrauchs verschlingen. Bereits im Oktober 2023 hatten Berechnungen des niederländischen Ökonomen Alex de Vries die Runde gemacht, KI werde weltweit womöglich schon 2027 mehr Elektrizität verbrauchen als etwa die Niederlande oder Argentinien. Im US-Bundesstaat Virginia, der besonders viele Datencenter beherbergt, verbrauchen diese bereits heute rund ein Viertel des gesamten Stromaufkommens.

Für neue KI-Datencenter braucht es neue Kraftwerke und ein bislang noch nicht ausreichend ausgebautes Stromnetz. Auf die Kostenrechnung gehört zudem ein entsprechender Ausstoß von Treibhausgasen. Der britische Guardian berichtete vergangene Woche von »tatsächlichen« Emissionen der Techgiganten, Google, Microsoft, Meta, Apple, und Amazon. Diese fielen bei den vier erstgenannten zwischen 2020 und 2022 um mehr als das Siebenfache (»7,62 mal«) höher aus, als offiziell angegeben. Weil die IT-Konzerne diesen Energiekomplex nicht mehr alleine stemmen können, kommt jetzt der GAIIP-Fonds ins Spiel. Er soll den Bau der Infrastruktur ermöglichen – und er verspricht Investoren satten Profit.

Klar: Der Großteil der durch ­GAIIP errichteten KI-Infrastruktur wird in den USA entstehen. Doch der eingangs erwähnte, beteiligte KI-Investor MGX wird von Sheikh Tahnoun bin Zayed al Nahyan geleitet – dem Bruder des Herrschers von Abu Dhabi und Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohamed bin Zayed al Nahyan. Er ist zugleich Stellvertreter und Nationaler Sicherheitsberater der Emirate und will die Beteiligung nutzen, Abu Dhabi zu »einer führenden Drehscheibe für KI-Infrastruktur weltweit« zu machen, berichtete die dortige Tageszeitung The National. Microsoft hat jetzt angekündigt, zwei neue KI-Zentren in Abu Dhabi zu bauen – gemeinsam mit Sheikh Tahnouns Konzern G42. Der, nebenbei, musste dafür seine Kooperation mit Huawei beenden: Der transpazifische Machtkampf tobt überall.

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